(„Kojak Season 3“, TV-Serie, 1975)
Die Figur des Kojak stammt aus einer Zeit, als das Wort „cool“ noch auf jeder Dienstmarke eines Fernsehermittlers stand und gegen den ein sonnenbebrillter CSI-Ermittler nur müde und verschüchtert um die Ecke schauen kann, wenn Telly Savalas als glatzköpfiger Lutscherfan nun in der dritten Staffel der äußerst populären Krimiserie wieder über die deutschen Bildschirme flimmert. Universum-Film hat den Jahrgang 1975 auf DVD zugänglich gemacht.
– Prelude –
Auftakt der dritten Staffel ist eine Doppelfolge mit dem Titel Die Abrechnung – ein erstklassiger Staffelstart, der mit Eli Wallach (Zwei glorreiche Halunken), Jerry Orbach (Law and Order) und F. Murray Abraham (Amadeus) mit drei erstklassigen Schauspielern aufwarten kann, die einen genüsslichen Start in die frisch aufgelegte dritte Staffel versprechen, denn Die Abmachung hat alles, was eine gute Krimifolge auszeichnet. In Manhattan nimmt sich ein Unternehmer das Leben, da er einem Wucherer zum Opfer gefallen ist, seine Schulden samt Zinsen an diesen jedoch nicht zurückzahlen kann.
Kojak kennt zwar den Namen des Privatbankiers, da er diesen bereits seit Längerem wegen krummer Geschäfte beobachtet, hat jedoch nichts gegen ihn in der Hand. Zu diesem Zweck fragt Kojak bei seinem alten Freund Lee an, der ihm noch einen Gefallen schuldet. Lee fungiert als Lockvogel und bittet Adrian den Wucherer um einen großzügigen Kredit. Kojak lässt hierfür gar ein neues Büro samt Abhörstationen organisieren, um ausreichend Beweise gegen Adrian sammeln zu können. Doch der Plan scheint nicht so einfach aufzugehen, denn die Gangster sind cleverer als gedacht – für Lee und Kojak beginnt ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Viele Doppelfolgen leiden an dem Problem, durch die ungewohnte doppelte Spielzeit schnell zu ermüden droht – doch Kojak schlägt sich hier wacker und hält die Spannung, da die stete Frage ist, wann oder wie die Gangster herausfinden, dass Lee nur Lockvogel für die Polizei ist.
– Interlude –
Wer nach bekannten Schauspielern Ausschau halten will, der wird noch bei weiteren Folgen fündig. Sylvester Stallone etwa spielt in Ein Fall von Notwehr einen jungen Polizisten, der bei der Verfolgung eines Mörders einen unschuldigen kleinen Jungen erschießt. Obwohl die Folge insgesamt recht wirr ist sowie einige Logiklöcher aufzuweisen hat – von der unfreiwillig komischen da schlechten Darstellung Stallones abgesehen – offenbart auch diese Episode einen hohen Unterhaltungswert. Zwar hat man hier den Schwerpunkt auf ein ernstes, gar melodramatisches Thema gelegt, es aber nicht versäumt, die Handlung durch angemessenen Wortwitz aufzulockern. Komödiantisches Highlight ist hier der Besuch Kojaks bei einer Pfandleiherin, bei der man Hehlerware entdeckt. Dass Kojak aber nicht nur um das Leben Anderer besorgt sein muss, sondern auch um sein eigenes, zeigt sich in der Folge Polizeischutz für Theo, während er in Kojaks lange Reise nach Nevada reisen muss, um einen in einer Mafia-Hochburg lebenden Zeugen nach New York zu bringen oder in Mord mit doppeltem Boden Konkurrenz von einem Mafia-Mitglied bekommt, der des Mordes verdächtigt wird, daraufhin aber eigene Nachforschungen anstellt, um seine Unschuld beweisen zu können.
– Postlude –
An der Ausgabe der zweiten Staffel Kojak von Universum Film wurde viel kritisiert. Die Folgen seien nur in der gekürzten Fassung auf DVD, die Bildqualität sei schlecht und die Verpackung unpraktisch. All das sind eher subjektive Punkte, auf die kurz eingegangen werden soll. Für die Fernsehausstrahlung in Deutschland wurde jede Folge auf ca. 41 Minuten gekürzt – das sind etwa fünf Minuten, die der Schere zum Opfer fielen. Nun wurde vielerorts der Vorschlag gemacht, man hätte die fehlenden Szenen nachsynchronisieren lassen können oder mit Untertiteln einfügen können. Eine Nachsynchronisation war durch den Tod von Telly Savalas’ Sprecher Edgar Ott nicht mehr möglich, das Einfügen von fehlenden Szenen mit Untertiteln gefällt jedoch auch nicht Jedem aufgrund der ständigen Umstellung von der deutschen zur amerikanischen Sprache.
Ob Universum Film nun eine gute Wahl getroffen hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Bildqualität schwankt hingegen in der Tat sehr stark. Eine Zumutung ist der stark verschmutzte, unscharfe Vorspann, der einer Bearbeitung bedurft hätte, ansonsten sind die Folgen teilweise von kleineren bis größeren Verschmutzungen durchzogen – ob man sich an diesen stört oder aufgrund deren die Folgen nicht genießen kann, ist die Entscheidung eines jeden Einzelnen. Als sonderlich störend oder gar enervierend empfand ich die Verschmutzungen nicht, da die Bildqualität davon abgesehen angesichts des Alters durchaus akzeptabel sowie nicht derart unscharf und ärgerlich ist wie die deutschen – ebenfalls von Universal stammenden – ersten Staffeln von Mord ist ihr Hobby oder der zweiten Staffel von Magnum. Die dritte Staffel von Kojak befindet sich in einem etwas breiteren Amaray-Case, in welchem ganze fünf DVDs Platz finden. Die Discs sind in einer Art angebracht, in der sie keine Kratzer bekommen können, vorausgesetzt, man geht mit ihnen auch behutsam um, sodass die Verpackung eine schöne, Platz sparende Alternative zu den obligatorischen Boxen ist.
– Fazit –
Kojak macht noch immer Spaß. Der schnoddrige Humor und die coolen Sprüche haben neben den Spannungselementen einen passenden Platz gefunden, sodass die Serie nicht nur als „Retrospaß“ für Ältere funktioniert, sondern auch für Jüngere zum Entdecken einlädt. Schön, dass nun auch die dritte Staffel – und hoffentlich auch bald die restlichen zwei –veröffentlicht wurde.
Kojak – Staffel 3 ist seit 3. Dezember auf DVD erhältlich
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