(„The Paleface“, Norman McLeod, 1948)
Bob Hope ist in Amerika eine Legende. Der Komiker, der 2003 im Alter von 100 Jahren verstarb, machte sich nicht nur als jahrelanger Gastgeber der Academy Award-Veranstaltung einen Namen, sondern unter Anderem auch als Partner von Bing Crosby in der sehr beliebten „Der Weg nach…“-Reihe, welche von 1940 bis 1962 sechs Filme umfasst. Ein Klassiker des amerikanischen Komikers ist auch The Paleface, welcher in den Kinos derart erfolgreich einschlug, das 1952 ein Remake mit dem Titel Bleichgesicht Junior folgte – ebenfalls mit Bob Hope und Jane Russell in den Hauptrollen.
Die Geschichte der originalen Westernkomödie ist relativ simpel und schnell erzählt: Jane Russell spielt Calamity Jane, die beauftragt wird, herauszufinden, wer Dynamit zu den Indianern schmuggelt. Ihre Widersacher finden zügig heraus, welchen Plan die reizende Agentin verfolgt, sodass sie nun jederzeit damit rechnen muss, erschossen zu werden. Kurioserweise rettet sie sich vor ihren Verfolgern, indem sie auf den Wagen des Zahnarztes Peter Potter (Bob Hope) aufspringt, der aus der Westernstadt flüchtet. Um keinen Verdacht zu erwecken, entschließt sich Jane, Potter zu heiraten, um sich so als verheiratete und ungefährliche Frau ausgeben zu können. Potter hat nichts gegen ihren Plan und so heiratet er die gefühlskalte Revolverheldin. Für den unbegabten Zahnarzt und Hasenfuß ist dies der Beginn zahlreicher gefährlicher Verwicklungen, denen er nur mit Hilfe seiner mutigen Ehefrau entkommen kann…
Man kann Sein Engel mit den zwei Pistolen nicht das Kompliment machen, dass er gut gealtert sei. Im Gegenteil: vieles wirkt angestaubt und übertrieben albern durch die überkandidelte Art Bob Hopes, die Eingewöhnung erfordert. Auch wenn der Streifen einem kein Feuerwerk an Schenkelklopfern serviert, aufgrund deren man im 21. Jahrhundert noch vor Lachen auf dem Boden liegt, ist der vorliegende Film trotz Allem zumindest ein höchst unterhaltsamer und kurzweiliger Western, der eine enorme Aufwertung durch die Präsenz Jane Russells erfährt, der Megan Fox der 50er Jahre. Russell spielt die Rolle der taffen, maskulinen, aber gleichzeitig auch verführerischen Calamity Jane, die notgedrungen ihrem Ehemann aus der Patsche helfen muss, in die sich der unbeholfene Zahnarzt selber gebracht hat. Es ist äußert bedauerlich, dass man hier die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft hat, den Konfrontationen zwischen Wild-West-Kultur und Bleichgesicht Bob Hope größeren Spielraum zu geben.
So hätte das Werk an Witz gewonnen, hätte man dem Hauptdarsteller die Möglichkeit gegeben, als Milchgesicht die rauen Sitten des Wilden Westens kennen zu lernen. Bedauerlicherweise hat man Hope schnell in ein Westernkostüm gesteckt und als Möchtegern-Cowboy vermarktet, was zwar für einige amüsante Szenen sorgt, aber auch einen leicht faden Nachgeschmack zurücklässt, bedenkt man, welche Gags sich bei einer anderen Herangehensweise angeboten hätten. So offeriert die Komödie einem keine sonderlich originellen Späße, die man nicht anderweitig bereits gesehen hat. Ein wenig ärgerlich ist auch die Dekoration der Sets, denn die Aufenthaltsorte des Ehepaares in der Prärie sehen zu künstlich nach ausstaffierter Theaterbühne aus. Was heute ebenfalls eher zum unfreiwilligen Schmunzeln anregt, sind die Rückprojektionen während Kutschfahrten, während der Hintergrund unangebracht dunkel oder zu verschwommen eingerichtet wurde. Positiv anzumerken ist die Bildqualität der deutschen DVD, die mit kräftigen Farben aufwartet. Ähnlich positives lässt sich über den etwas dumpfen Ton leider nicht berichten, da ein konstantes Rauschen zu vernehmen ist.
Natürlich kann man sich The Paleface auch nach 60 Jahren noch anschauen, doch ist festzustellen, dass der Film viel an Esprit und Witz eingebüßt hat. Jane Russell könnte Sie dazu überreden, sich die Komödie einmal auszuleihen, denn einen kurzweiligen Abend, der zumindest etliche Schmunzler verspricht, ist hiermit auf jeden Fall garantiert.
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