Shelter

Shelter

(„Shelter“, directed by Måns Mårlind & Björn Stein, 2010)

Cara (Julianne Moore) ist festgefahren in ihrem Beruf. Für sie gibt es für jedes menschliche Verhaltensmuster eine Erklärung und erschüttern lässt sie sich durch nichts mehr. Ihr Vater, ebenfalls Psychologe, dem die Berufsauffassung seiner Tochter gar nicht passt, bittet sie um Hilfe bei einem skurrilen Fall.  Adam (Jonathan Rhys Meyers) ist ein unscheinbarer, junger Mann, der auf Grund einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt. Als Cara ihn den üblichen Testfragen unterzieht, stellt sie fest, dass der Junge ganz normal ist.

Erbost über die verlorene Zeit, will sie ihren Vater im Nebenzimmer zur Rede stellen, doch dieser reagiert völlig unberührt, indem er zum Telefonhörer greift. Durch die verspiegelte Scheibe des Verhörsaals sieht man nun, wie Adam den Telefonhörer abnimmt. Caras Vater begrüßt Adam und verlangt von ihm, einen David ans Telefon zu holen. Adams Blick verändert sich und es scheint als durchlebe er einen Krampfanfall, urplötzlich scheint Adam eine völlig andere Person zu sein und nennt sich selbst David. Doch auch durch diesen Vorfall lässt sich die taffe Cara noch nicht aus der Ruhe bringen.  Erst als Adam, bzw. David plötzlich vor ihr steht und keine Spur mehr der Lähmung zu sehen ist, kommt sie allmählich ins Grübeln.

Als sie dann aber nach und nach herausfindet, dass Adam ein ziemlich übler Bursche ist, der auch vor Morden nicht zurückschreckt und dieser ständig in neue Charakterrollen schlüpft, wird ihre sortierte, logische Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Denn Adam spielt nicht nur die jeweils andere Person, er ist sie tatsächlich und das mit allen dazugehörigen Wesenszügen, sowie dem gesamten Wissensschatz des andere. Der Haken daran: Jede reale Person die in Adam zu sein scheint, stirbt auf mysteriöse Art und Weise, oder ist bereits verstorben. Kann Cara auch diesen Fall am Ende mit weltlicher Logik erklären oder steckt vielleicht doch  etwas übernatürlich Böses dahinter?

Überall wird ja angepriesen, dass Shelter von dem Macher von The Ring ist, und tatsächlich war dies auch mein erster Gedanke, als sich die düsteren Farben, immer in leichtem Grün-Grauton gehalten, auf der Mattscheibe abzeichneten. Allerdings muss ich direkt zu Beginn sagen, dass The Ring hundertmal schauriger und stimmungsvoller ist, von der Logik mal ganz abgesehen.

Shelter klammert sich an wenige, echte Spannungsmomente, die zusätzlich auch alle noch vorhersehbar sind. Was allerdings nicht vorhersehbar ist (so sollte es bei Mystery-Thrillern ja auch sein!), ist das Finale des Films. Der aufmerksame Zuschauer wird kein Problem damit haben, hier am Ende alles zusammenzuknoten und zu verstehen. Weniger Aufmerksame, die den Film nur mal eben so schauen wollen, werden sich dafür aber umso mehr umschauen und sich fragen, was sie denn jetzt verpasst haben, sobald der Abspann läuft.

Julianne Moore und Jonathan Rhys Meyers machen ihren Job wirklich gut, wobei Meyers, als gestörter Psychopath und Racheengel noch um ein Deutliches besser wegkommt. Die Dialoge, von denen ich mir hier ohnehin nicht allzu viel versprochen hatte, sind nicht zu verachten und enthalten stellenweise überaus nützliche Informationen für das Allgemeinverständnis, gut so! J

Wenn bis hier her alles noch ganz nett klingt, dann möchte ich mich nun mit dem größten Ärgernis befassen, der Story. Der gesamte Inhalt wird wie eine flüchtige Idee vorgetragen, der jegliche Tiefe fehlt. Die Geschehnisse scheinen unbedacht aneinander gereiht worden zu sein, nur um Verwirrung auszulösen und der Grundgedanke hinter dem Film, scheint ein Überbleibsel aus der Ideensammlung anderer Filme, wenn nicht sogar von The Ring zu sein. Schade, denn so wird mir Shelter nicht in Erinnerung bleiben, geschweige denn nochmals gesichtet.

Ein wirklich gut ausgewählter Bösewicht, alias Jonathan Rhys Meyers, den man auch ohne seine multiplen Persönlichkeiten lieber von weitem sehen möchte. Ein geringer Furchtfaktor, eine wenig innovative Geschichte, aber immerhin ein Ende, mit dem man nicht unbedingt rechnet. Wer auf Streifen mit Schizophrenie steht, sollte sich jedoch lieber Identität mit John Cusack oder auch A Beautiful Mind mit Russell Crowe anschauen. Beides Filme, die wesentlich mehr in die Tiefe gehen.

Shelter erscheint am 3.. Dezember auf Blu Ray und DVD



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