Splice

Splice – Das Genexperiment

(„Splice“ directed by Vincenzo Natali, 2009)

Regisseur und Drehbuchautor Vincenzo Natali meldet sich nach einem Ausflug ins kassenfreundlicher Komödiengenre (Nothing) mit einem Horrorfilm zurück. Durch seinen philosophisch angehauchten Psychothriller Cube bekannt, präsentiert der Filmemacher einen Science Fiction-Horror, der wie Cube zuvor aber auch ein Kammerspiel mit einer intensives Figurenskizzierung darstellt.

Clive (Adrian Brody) und Elsa (Sarah Polley) sind ein junges Wissenschaftlerpärchen und stellen ihre Dienste einem Pharmakonzern zur Verfügung. Ihre Forschung hat inzwischen ein beachtliches Stadium erreicht. Die Biologen haben es tatsächlich geschafft, ein geklontes Lebewesen zu erschaffen. Der Pharmariese interessiert sich dabei nur für die Produktion von Medikamenten, wofür die Entdeckung hilfreich ist. Doch das ambitionierte Duo hört hier nicht auf. Vielmehr kreuzen sie ohne wissen ihres Brotgebers die Gene von Tieren und Pflanzen mit denen von Menschen. Zur Verblüffung der Beteiligten gelingt das Experiment auch noch und das Tierhybridwesen (Delphine Chanéac) nimmt weibliche Konturen und Eigenschaften an. Erst will Clive die Kreatur töten, aber Elsa kann ihn davon abhalten. Der Tierhybrid entwickelt sich zwar rasend und beweist eine unnachahmliche Lernfähigkeit, aber die sensationelle Entdeckung birgt auch ungeahnte Züge.

Wie in Cube zuvor verfährt der Filmemacher auch in Splice nach dem Prinzip der Versuchsanordnung, die er dann kompromisslos durchbuchstabiert. Das muss sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein, offenbart aber jede Menge interessante Gedankenspiele und Diskussionsstoff, ohne dabei zu langweilen. Splice muss sich dann auch mit sämtlichen Science Fiction-Horror-Filmen mit Genmanipulationen wie Die Fliege von David Cronenberg, dessen charakteristischer Body-Horror hier ohnehin Pate stand, messen lassen und schneidet dabei gar nicht so schlecht ab. In der literarischen Tradition geht die Idee – skrupellose Wissenschaftler müssen sich gegen ihre Schöpfung verteidigen – auf Mary Shellys Frankenstein oder auch H. G. Wells Die Insel des Dr. Moreau zurück. Von daher ist die Idee zwar weder neu noch originell, aber aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Gebiet der Genmanipulation immerhin aktuell.

Daneben gibt es wie in Cube auch hier eine psychologische Komponente: Natalis Geschichte, die er gemeinsam mit Antoinette Terry Bryant und Doug Taylor geschrieben hat, lässt sich gleichzeitig als Analyse einer gestörten Beziehung lesen: Elsa hatte selbst eine schwierige Kindheit und will deshalb kein Kind von Clive. In der von ihr kreierten Schöpfung sieht sie die Chance, ihre unterdrückten Muttergefühle doch noch auszuleben, ohne dabei die tatsächliche Verantwortung einer realen Mutter übernehmen zu müssen. Clive steht diesem Verlauf bedenklich gegenüber: Doch auch er entwickelt sukzessive Gefühle für das befremdlichen Geschöpf. Die vorbelastete Ausgangssituation, die aufgrund der übertriebenen Erwartungshaltung zum Scheitern verdammt ist, gerät deswegen ständig aus der Fassung. So gesehen ist es eigentlich ein Beziehungsfilm im Gewand eines SF-Horror-Blockbusters.

Die schauspielerischen Leistungen sind auch noch erwähnenswert: Adrian Brody (Der Pianist), Sarah Polley (Dawn of the Dead) und Delphine Chanéac bieten eine bemerkenswerte Kammerspieldarbietung, die alles von den Darstellern abverlangt. Weitere markante Akzente können durch die Spezialeffekte und das Produktionsdesign gesetzt werden. Was auch gut umgesetzt wurde ist die Gestaltung von Dren: Das Design der bizarren Schöpfung schafft die Gradwanderung zwischen Mensch plus X. Splice funktioniert vor allem durch seine Anziehungskraft aus der eventuellen Möglichkeit zur Konkretisierung der Idee. Für Genre-Liebhaber eine Pflicht und wer gern mal Gedankenanstöße in unterhaltsamer Form sucht, kann auch bedenkenlos in die 104 Minuten reinschauen.

Splice erscheint am 3. Dezember auf Blu Ray und DVD



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