Moon

(„Moon“ directed by Duncan Jones, 2010)

Duncan Jones gibt mit seinem Indie-Film Moon sein Regiedebüt. Das SF-Drama unterschiedet sich von gängiger Science Fiction dadurch, dass es weniger Wert auf geballte Action, sondern mehr Wert auf eine gute Story legt. Mit einem Mini-Budget von 5 Millionen Dollar hat der Debütant ein absolut sehenswertes Stück Kinokunst abgeliefert.

Astronaut Sam Bell (Sam Rockwell) ist alleine auf dem Mond „Selene“, wo er als Mechaniker den Abbau von Helium-3 überwacht. Das kostbare Gas könnte die Energiekrise auf der Erde beenden. Zwei Wochen vor seiner Abreise beginnt Sam seltsame Dinge zu sehen und zu hören. Nachdem eine Routinekontrolle katastrophal schief geht, entdeckt er, dass sein Arbeitgeber, der Energiekonzern Lunar Industries, ganz eigene Vorstellungen von seinem Verbleib hat. Als dann noch ein Doppelgänger auftaucht und die Firma einen bewaffneten Aufklärungstrupp schickt, wird Sam klar, dass seine Rückkehr zur Erde in Frage steht.

In gerade mal 93 Minuten erzeugt Jones eine dichte Atmosphäre mit einem tollen Design und einem brillant spielenden Sam Rockwell (Iron Man 2). Auch wenn der Spannungsboden nicht immer ganz oben gehalten werden kann, fesselt der Film durch seine gute Story von Beginn an. Der Regisseur wollte eigenen Angaben zufolge eine Hommage an SF-Klassiker wie Outland – Planet der Verdammten, Lautlos im Weltraum, Alien 1 oder Blade Runner drehen und das ist ihm auch gelungen.

Abgesehen davon erinnert der Film aufgrund seines realistischen Szenarios und anspruchsvollen Inhalts auch unweigerlich an die ganz großen SF-Literatur-Adaptionen von Stanley Kubrick (2001: Odyssee im Weltraum) und Andrej Tarkwoskij (Solaris). Zuletzt genannter Film, der auf einem Roman vom polnischen Schriftsteller Stanislaw Lem basiert, ist dann nochmal von Steven Soderbergh verfilmt worden. Vor allem der Roboter Gerty (Stimme von Kevin Spacey) erinnert natürlich stark an HAL aus Arthur C. Clarkes Odyssee, die Kubrick adaptiert hat.

Der Film dreht sich neben philosophischen Fragen, die sich darum drehen, was einen Menschen ausmacht, auch um das Gefühl des Allein-Seins oder Isoliert-Seins. In Zeiten, in denen immer mehr Paare in einer Fernbeziehung – wie der Regisseur einst auch – gelebt haben, erscheint die Gefühlswelt des isolierten Helium 3-Ernters auf dem Mond gar nicht so fremd. Die Mondbasis dient hier vor allem als Verstärker. Mit Miniaturmodellen und viel CGI haben die Designer eine tolle Kulisse geschaffen, die vom Komponisten Clint Mansell (Requiem for a dream) meisterlich untermalt wird.

Wer bereit ist etwas mehr Geld auszugeben wird auf der 2 Disc Special Edition mit einem opulenten und interessanten Bonusmaterial belohnt. Jones Kurzfilm Whistle enthält gute Einfälle und ist durchaus sehenswert. Das obligatorische „Making of“ gewährt tatsächlich einen tiefen Eindruck vom Dreh – zum Beispiel über die Herausforderungen durch Rockwells Doppelrolle. Im Feature „Die Spezial Effekte“ werden die Tricks von CGI, die Miniaturmodelle und das Design erklärt. Auf dem „Sundance Film Festival“ und im „Science Center“ beantwortet der Regisseur jede Menge Fragen zu seinem Debütfilm. Die Special Edition lohnt sich auf alle Fälle, wenn man mehr über den Hintergrund des Films erfahren will. Diejenigen, die sich mit dem Film begnügen, können aber auch auf die Single Disc-Version zurückgreifen.

Mit Moon ist Jones ein Überraschungserfolg gelungen, der zwar nicht ganz das Zeug zum großen Klassiker hat, aber dennoch ein sehr gutes Near Future-Drama geworden ist, dass sich SF- und Independent-Fans nicht zuletzt wegen Rockwells Leistung entgehen lassen sollten.

Moon erscheint am 28.01 auf Blu Ray und DVD



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