(„Who Framed Roger Rabbit“, directed by Robert Zemeckis, 1988)
„I’m not bad. I’m just drawn that way.”
Who Framed Roger Rabbit hätte die Karriere von Regisseur Robert Zemeckis zerstören können. Mit 70 Millionen Dollar Produktionskosten war dies der teuerste Film, der in den 80er Jahren produziert wurde und als man das fertige Produkt einem Testpublikum, größtenteils bestehend aus 18-19 Jährigen vorführte, erntete das Werk heftige Kritik. Aussagen zufolge stürmte fast das gesamte Testpublikum während der Vorstellung aus dem Kinosaal. Doch Zemeckis weigerte sich, an seinem Film auch nur das kleinste Detail zu ändern. Das Schicksal sollte auf seiner Seite sein, denn Falsches Spiel mit Roger Rabbit wurde ein großer Erfolg, spielte ein Vielfaches seiner Produktionskosten ein und gilt noch heute als die wahrscheinlich detaillierteste und daher beste Mischung aus Trick- und Realfilm.
Eine Revolution war bereits, dass dies der erste Film ist, indem die Zeichentrickfiguren aus dem Hause Disney und Warner Bros. gemeinsam auf der Leinwand erscheinen und somit die beiden größten Konkurrenten erstmals vereint sind. Das von Steven Spielberg produzierte Werk entpuppt sich dabei keinesfalls ein alberner Streifen für Kinder, sondern thematisiert bewusst ernsthafte Themen, die dabei zu keinem Zeitpunkt verharmlost oder gar ins Lächerliche gezogen werden. Roger Rabbit ist ein erfolgreicher Showhase, der bereits in zahlreichen Cartoons seinen Mann stehen konnte. Verheiratet ist er mit der begehrten Jessica, einem „fleischgewordenen“ Männertraum. Eines Abends bröckelt jedoch die heile Welt des kleinen Hasen, denn sein Chef hat Privatdetektiv Eddie Valiant (Bob Hoskins) darauf angesetzt, kompromittierende Fotos von Jessica zu schießen, die sie beim Fremdgehen zeigen. Für Roger bricht eine Welt zusammen, als er mitansehen muss, wie seine geliebte Frau nach einer ihrer ausgebuchten Shows mit einem anderen Mann „Backe, backe, Kuchen“ spielt.
Dieser Mann ist nicht nur irgendjemand, sondern Marvin Acme (Stubby Kaye), ein mächtiger Geschäftsmann, dem die „Toonstadt“ gehört, einem Bereich in Los Angeles, in dem lediglich Cartoon-Figuren wohnen. Wenig später, nachdem Roger Rabbit von der Affäre seiner Frau erfahren hat, wird Acme ermordet aufgefunden – jemand hatte einen Safe auf seinen Kopf fallen lassen. Es gibt keinen Zweifel daran, dass lediglich eine Zeichentrickfigur an diesem Mord Schuld sein kann und ein Hauptverdächtiger ist ebenfalls gefunden. Dieser hat keinen anderen Namen als Roger Rabbit und versteckt sich in dem heruntergekommenen Büro/Wohnung von Privatdetektiv Eddie Valiant, einem humorlosen Alkoholiker, der den Hasen sofort wieder loswerden will. Das erweist sich jedoch als schwieriger als gedacht und bald steckt Valiant mitten in einem bizarren, undurchsichtigen Fall um Erpressung, Sex und Mord …
All das klingt nicht nach einem Film für Kinder und in der Tat ist Falsches Spiel mit Roger Rabbit dies auch nicht. Er ist – auch das muss betont werden – jedoch auch weit davon entfernt, ein ätzender Trickfilm wie Peter Jacksons Puppenspiel Meet the Feebles zu sein, von dem selbst einige Erwachsene noch rot werden. Es ist hier sehr amüsant anzusehen, mit welch spielender Sensibilität Regisseur Robert Zemeckis plus Drehbuchautoren ernste Themen angefasst haben. So wird der Tod des Bruders von Eddie Valiant innerhalb von nur kurzer Zeit zum Wecker der Emotionen, der zu berühren vermag. Darüber hinaus ist es nicht weniger gelungen, erwachsene Themen wie Fremdgehen oder Geschlechtsverkehr zu parodieren, indem man hier die Affäre Jessicas, den Akt des Betrügens, mit dem kindischen Spiel „Backe, backe, Kuchen“ gleichsetzt und erwachsene Themen wie Sex, um die ein großer Zirkus gemacht wird, so treffsicher persifliert.
Natürlich sind derartige Feinheiten nicht Hauptaugenmerk bei diesem Film, sondern hauptsächlich die brillante Symbiose von Trick- und Realfilm, die einen mehr als einmal fragen lässt, wie die Tricktechniker einige faszinierende Sequenzen gelöst haben. Diese Mischung ist derart detailliert und liebevoll geglückt, dass man nur staunen kann, wenn sogar der Schatten einer Trickfigur auf dem Schädel des realen Bob Hoskins erscheint. Man mag daher öfter vergessen, dass es sich hierbei nur um animierte Figuren handelt, denn ihre Gefühle und tiefen Emotionen, die der Regisseur achtet, werden vom Zuschauer ernst genommen, was an der sensiblen Charakterbeschreibung keinen Zweifel lässt. Eine weitere Stärke dieses Films ist der charismatische Bösewicht Judge Doom (Christopher Lloyd), der nicht nur aufgrund seiner Angst einflößenden Präsenz und Ausstrahlung fasziniert, sondern zudem durch die Tatsache, dass diese Figur auch Richter ist, an Faszination gewinnt. Alfred Hitchcocks Lehrspruch, je stärker der Bösewicht, desto überzeugender der Film, hat man sich hier zu Herzen genommen und das Ergebnis überzeugt vollkommen.
Damit nicht genug, hält Who Framed Roger Rabbit für jeden Cineasten einige teils verfremdete Filmzitate bereit, von denen der ohrenfälligste wahrscheinlich „Hast Du einen Karnickel unter Deinem Mantel oder freust Du dich nur, mich zu sehen?“ ist – ein tierischer Spaß also, aber mehr als bloß das. Es ist auch eine eindeutige Metapher für mehr Humor, für die Kraft des Lachens, die Menschen verzaubern kann. So ist Jessicas einzige Antwort auf die Frage Valiants, was sie an Roger findet, dass er sie zum Lachen bringe. Vergesst nicht die hohe Wertigkeit des Lachens, mit dem ihr die Herzen der Menschen gewinnen könnt!
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