Goldenes Gift

Goldenes Gift

(„Out of the Past“, directed by Jacques Tourneur, 1947)

“She can’t be all bad. No one is.”

“Well, she comes the closest.”

Robert Mitchum war eines der Gesichter des Film-Noir. Einer der vielfach gerühmten und oft als einer der besten Vertreter des besagten Genres ist wiederum Out of the Past von Jacques Tourneur, welcher für psychologische Horrorfilme der 40er wie Katzenmenschen oder Ich folgte einem Zombie verantwortlich war. Robert Mitchum spielt in diesem hier rezensierten Werk eine Figur, die Humphrey Bogart wie auf den Leib geschneidert wurde und interessanterweise bekundete Bogart sogar Interesse an der Hauptrolle des Films, doch da er seiner Zeit nicht bei der Produktionsfirma RKO unter Vertrag stand, ging die Rolle an Mitchum, der seine Aufgabe mit müden Augen und nihilistischem Gebaren bravourös meistert.

Er mimt Jeff Bailey, einen ehemaligen Privatdetektiv, der sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat und nun eine Tankstelle leitet. Es ist ein einfaches Leben, doch Bailey mag es, vor allem vielleicht weil es ungefährlich ist. Eines Nachmittages erhält der Tankstellenbesitzer Besuch von einem alten Bekannten, von dem er hoffte, nie gefunden zu werden, denn die zwielichtige Gestalt reißt tiefe Wunden der Vergangenheit wieder auf. Bailey wird gebeten, sich am nächsten Tagen in einer Villa einzufinden, in der man Geschäftliches zu besprechen habe. Ihm bleibt keine Wahl, als dieses Angebot anzunehmen, doch er weiß sehr gut, was dies für ihn bedeutet. Während einer langen Autofahrt bei Nacht erklärt er seiner Freundin, dass er einige Dinge richtig zu stellen habe, die mit ihm und seiner Vergangenheit zusammenhängen. Er habe sie in mehreren Punkten belogen und der Zuschauer wird Zeuge von der Rekapitulation dessen, was gewesen ist und was für ein und allemal der Vergangenheit angehören soll.

Es war ein heißer Sommertag, als Bailey, der Privatdetektiv, den Auftrag erhält, eine Frau namens Kathie Moffat (Jane Greer) ausfindig zu machen. Der Auftraggeber ist ein Opfer dieser unbekannten Dame, denn Whit Sterling (Kirk Douglas) wurde von ihr angeschossen – überlebte entgegen allen Erwartungen jedoch. Nun ist seine Schützin verschwunden und mit ihr 40.000 $, die sie Sterling nach dem Mordversuch abgenommen hat. Widerwillig nimmt Bailey den Auftrag an und folgt den Spuren Kathies bis nach Mexico. Dort findet er die Schöne schließlich und nach einigen Treffen verlieben sich die beiden ineinander. Jeff Bailey leugnet jede Gefahr, die von dieser unwiderstehlichen Frau ausgeht und verschweigt seinem Auftraggeber, dass er die Gesuchte gefunden habe, denn schließlich will er mit ihr an einem neuen Ort glücklich werden.

Doch bald überschlagen sich die Ereignisse, denn Baileys ehemaliger Partner findet das scheinbar glückliche Paar und droht, sie zu erpressen. Kathie zögert nicht lange und erschießt den Mann, der ihr gefährlich werden könnte. Doch das ist nicht etwa ein Liebesbeweis gegenüber Jeff, denn die Schützin verschwindet daraufhin spurlos. Der Zuschauer ist nach dieser ausführlichen Erzählung wieder in der Gegenwart und Bailey befindet sich auf dem Weg zur Villa Sterlings, der ihn zu sich gebeten hat. Dieser Besuch soll nicht nur für einige Überraschungen sorgen, sondern erst der Beginn zahlreicher komplexer Verwicklungen werden, aus dessen Netz sich Bailey nur schwerlich wird befreien können. Es wird ein Kampf um sein Leben, seine Unschuld, um Liebe, Verrat und um das Leugnen tiefer menschlicher Emotionen, die sich nicht überlisten lassen…

Letztendlich ist Goldenes Gift komplexer als die oben angegebene Inhaltsangabe, denn der Film teilt sich in zwei Abschnitte. Der erste Teil dieser umfassenden, ausgeklügelten Geschichte ist die Schilderung der Liebesgeschichte zwischen Kathie und Jeff mit anschließendem Mord an Baileys ehemaligen Partner. Diese Romanze stellt nicht nur einen Kontrapunkt zur folgenden, kalten Brutalität der Realität dar, sondern ist zudem filmisch souverän ausgestattet mit schwärmerischen Kameraeinstellungen, die diese ohnehin interessante Entwicklung zu einer ausgesprochen poetischen und zarten Liebesgeschichte werden lassen.

Out of the Past vollführt eine geradezu unerbittliche Wandlung, als Robert Mitchum das wahre Gesicht seiner Geliebten erkennen muss, die ihn nicht nur nach einem kaltblütigen Mord verlassen hat, sondern noch Schlimmeres im Schilde führt. Dies resultiert in der Feststellung, dass Jane Greer als Kathie Moffat zweifellos eine der interessantesten weiblichen Gestalten in der Filmgeschichte darstellt, denn sie ist nicht nur eine für den Film Noir typische Femme Fatale, sondern ein ausgesprochenes Biest, das alle Männer ins Verderben stürzt und nur um ihr eigenes Überleben besorgt ist. Natürlich hat das Drehbuch es nicht vorgesehen, diese Figur zu einem einseitigen Charakter werden zu lassen, denn Kathie ist nicht nur ein eiskaltes Ungeheuer, dem man nicht trauen kann, sondern auch zu tiefen Gefühlen fähig, was der Grund dafür ist, dass die anfänglich geschilderte Liebesgeschichte als derart poetisch und lyrisch zu überzeugen vermag. Man muss Jane Greer als Schauspielerin großen Respekt vor dieser Darstellung zollen, denn sie vollführt hier eine Gratwanderung, die wohl nur wenige weibliche Schauspielerinnen derart überzeugend hätten abliefern können.

Einer der Männer, die ihr hilflos ausgeliefert sind, ist Kirk Douglas, ein schmieriger und undurchsichtiger Auftraggeber, dessen Maske schneller fällt als die der verhängnisvollen Kathie. Robert Mitchum hingegen wird zum Spielball der Beiden, der nicht nur anderen, sondern nicht einmal sich selbst helfen kann, denn Goldenes Gift ist ein Paradebeispiel für die Schilderung der Abgründe menschlicher Emotionen. Die Handlungen der Charaktere sind deshalb so gut nachvollziehbar, weil sie so irrational sind. Sie tun das, wovor sie alle warnen und sie wissen selbst, dass ihre Gefühle sie ins Unglück stürzen werden, doch sie können nicht anders und sind unfähig, ihre Emotionen zu belügen. Letztendlich können sie nur scheitern. Doch das Schlimme ist: das wissen sie selber.

Der Film ist in Deutschland bislang noch nicht auf DVD erschienen (Stand: Februar 2011)



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