(„The Jerk“, directed by Carl Reiner, 1979)
„I’m gonna buy you a diamond so big it’s gonna make you puke.”
“I don’t wanna puke.”
The Jerk war Steve Martins Premiere auf der großen Kinoleinwand. Der Komiker hatte bei der in Amerika überaus populären Saturday Night Live angefangen und machte sich die dadurch entstandene Popularität zunutze, die Hauptrolle in einem Film zu übernehmen, der von Carl Reiner inszeniert werden sollte, welcher mit Steve Martin noch drei weitere Filme in die Kinos bringen sollte. Martin wiederum gehört zu jenen unglücksseligen Schauspielern, die mittlerweile Gefahr laufen, dass die Zahl ihrer schlechten Filme überhandnimmt, was die Verfolgung seiner Filmographie immer zu einer bitteren Angelegenheit werden lässt.
Man bedenke, dass er in den 90er Jahren immerhin in schlagkräftigen Werken wie Roxanne, L.A. Story oder Ein Ticket für zwei mitgewirkt hat. Dem entgegenstehen filmische Gurken wie Im Dutzend billiger, Der rosarote Panther oder Schlaflos in New York. In Reichtum ist keine Schande spielt Steve Martin Navin, den Sohn eines schwarzen Farmers, der erst im erwachsenen Alter zum Geburtstag erfährt, dass er adoptiert wurde (trotz seiner weißen Hautfarbe war er bis zu diesem Zeitpunkt überzeugt davon, der leibliche Sohn des afro-amerikanischen Ehepaares zu sein. Na, haben Sie den Witz verstanden?). Sie haben gemerkt, Navin ist ein Idiot. Eines Tages möchte der Spross die heimatliche Idylle verlassen, um die große weite Welt zu erkunden. Navin landet schließlich in einer Autowerkstatt, wo er bald von einem wahnsinnigen Heckenschützen (M. Emmet Walsh) angegriffen wird.
Eine neue berufliche Perspektive erhält er schließlich auf dem Jahrmarkt, wo er die Bikerin Patty (Catlin Adams) kennen lernt, die den unschuldigen Jungen zunächst aufklärt und ihn dann zu ihrem „Macker“ macht. Navin genießt seine neue Liebe, begegnet jedoch bald der wesentlich züchtigeren Marie (Bernadette Peters), in die er sich verliebt. Nach einer glücklichen gemeinsamen Zeit verlässt Marie ihn, um sich selber auf die Suche nach neuem beruflichem Glück zu machen. Navin macht sich auf die Suche nach ihr und wird währenddessen zum Millionär, da er den „Optiker“ erfindet, ein Gestell, mit dessen Hilfe eine Brille nie mehr von der Nase eines Menschen rutschen kann.
Reichtum ist keine Schande hat in den Vereinigten Staaten eine große Fangemeinde. In Deutschland weniger und nüchtern betrachtet ist dies wirklich kein guter Film, abgesehen davon, dass jeder eine eigene Auffassung von Humor hat und über andere Scherze zu lachen versteht. Dies ist jedoch schlicht ein un-ambitionierter, unendlich fauler Film. Das Drehbuch gibt sich nicht die geringste Mühe, glaubhaft Zusammenhänge zu konstruieren, sondern klebt nach einfachster Machart Ereignisse hintereinander. Als Beispiel sei hier nur der bewaffnete Mann zu nennen, der Navin nach dem Leben trachtet. Der Plan der Drehbuchautoren, einen Attentäter auf Navin, den Idioten, anzusetzen wird damit ausgeführt, indem der Killer schlicht mit seinem Finger wahllos auf einen Namen im Telefonbuch zeigt und wie es der Zufall will, ist nun gerade Navin der Auserwählte.
Nun könnte man einer Komödie wie dieser derartiges noch nachsehen, doch eine derartige Faulheit lässt sich im ganzen Verlauf des Films feststellen. Besonders ärgerlich ist die Darstellung der Liebesgeschichte zwischen Marie und Navin, die nie ausführlich geschildert wird, sodass die Charaktere so oberflächlich wie nur möglich bleiben. Mit einem „zwei Menschen treffen sich und verlieben sich ineinander“ kann sich weder ein Kritiker, noch ein anspruchsvoller Cineast zufriedengeben. Eine Entwicklung in der sich anbahnenden Liebesgeschichte findet somit nicht statt, wodurch nicht nur viele potentielle Witze verschenkt werden, sondern dem Film auch tiefe, menschliche Emotionen abgehen. Trotz diesen Schwächen und meines Eindrucks, dass Steve Martin als Trottel sehr schnell enervierend wird, hat The Jerk auch einige gelungene Szenen zu bieten, die recht charmant und einfallsreich in Szene gesetzt wurden, wenn Navin etwa seiner Geliebten einen Heiratsantrag macht, während diese schläft.
Ob Reichtum ist keine Schande nun als reine, amüsante Komödie funktioniert, muss jeder für sich entscheiden, denn Humor ist individuell. Die meisten Gags bestehen aus platten Äußerungen des „Jerks“ Navin, die Liebhaber des anspruchsvollen Humors nicht ansprechen werden, dafür aber wohl bei Fans amerikanischen Scherzen, die aus der Dummheit der Protagonisten resultieren punkten können.
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