(„Broadcast News“, directed by James L. Brooks, 1987)
“Sorry… sex, tears… this must be the news.”
Ein kleiner Junge, der mit seinem Vater Zeitungen ausfährt, ein junges Mädchen, das noch spät abends einen Stapel Briefe an ihre Brieffreunde fertig schreibt – Nachrichtenfieber beginnt mit der Vorstellung der Personen und was diese für ihren späteren Beruf qualifiziert. Albert Brooks wird Reporter – nicht übermäßig talentiert, aber engagiert und beliebt. Holly Hunter wird eine sehr erfolgreiche Produzentin, die jeden Tag im Büro ihres Fernsehsenders den Wettlauf gegen die Zeit antreten muss. Sie spielen Jane Craig und Aaron Altman und arbeiten beide für dieselbe Fernsehanstalt, wo sie unter anderem für die Nachrichten verantwortlich sind. Dieser Job hat beide zusammengeschweißt und sie verbindet ein Band, das durch nichts zerrissen werden kann – so scheint es, denn eines Tages lernt Jane Tom Grunick (William Hurt) kennen, einen jungen und attraktiven Journalisten, den sie nach einem Symposium zu sich auf ihr Zimmer einlädt.
Nach einer kurzen Konversation werden die Unterschiede zwischen den beiden schnell deutlich: für Jane ist die Berichterstattung nicht nur ein Job, sondern eine Verpflichtung, die man mit größtmöglichem Ehrgeiz und Ehrlichkeit angehen muss, während Tom offen zugibt, dass er sich kaum für talentiert hält und keinerlei Gefühl für die Nachrichten empfindet, die er vorliest. Nachdem sie ihm des Raumes verwiesen hat, ist sie umso erstaunter, wenig später zu hören, dass Tom Grunick von ihrem Fernsehsender angestellt wurde und dieser nun dort als Nachrichtensprecher arbeiten soll, während ihr langjähriger Freund Aaron auf die Wartebank gesetzt wird. Jane ist über diese Behandlung verärgert, schafft es aber dennoch, dass die erste Sendung mit Tom aufgrund ihrer Hilfe aus dem Off zu einem großen Erfolg wird. Es fällt bald allen auf, dass Tom als neuer Mann am Platz nicht derart untalentiert ist, wie er zu sein vorgibt. Sogar der Chef findet ihn derart begabt, dass klar wird, dass dies nicht die erste und letzte Sendung war, die Tom moderiert hat. Aaron ist derweil am Boden zerstört, denn während er um seine Stelle fürchtet und sich selbst behaupten muss, muss er außerdem mitansehen, wie sich Tom und Jane immer weiter annähern. Und das, obwohl doch Aaron bereits seit langer Zeit in die zierliche Produzentin verliebt ist…
„Broadcast News“ ist ein Film zum Gernhaben. Niedlich, anspruchslos, humorvoll, romantisch. Kurz und gut: ein Film für einen gemütlichen Sonntagnachmittag, wenn der Regen gegen die Fensterscheiben prasselt und man mit dem Partner bei Tee und Gebäck vor dem Fernseher entspannen möchte. Dabei ist es eher eine romantische Komödie denn eine bissige Mediensatire, wie man anfangs vielleicht vermuten könnte. Doch letztlich ist dieses Arbeitsporträt weit davon entfernt, eine bissige und sarkastische Entlarvung des TV-Alltags zu sein, wie es Sidney Lumet mit seinem unverwüstlichen Meisterwerk Network vollbrachte oder wie auch Barry Levinsons harmloserer Wag the Dog.
Die gute Nachricht ist nun, dass Nachrichtenfieber als Romanze durchaus sehr gelungen und sympathisch geworden ist, was als Erstes an den drei glänzenden Hauptdarstellern liegt (alle drei wurden für einen Oscar nominiert) und als Zweites an den brillanten Dialogen, die nur selten eine Pointe missen lassen. Darüber hinaus versäumt es James L. Brooks nicht, diesem Stoff einen dramatischen Anstrich zu geben, indem er in das Seelenleben seiner Charaktere vordringt und auf diese Weise dem Zuschauer diktiert, wen dieser sympathisch finden soll und wen nicht. Heimlicher Star dieses Werks ist und bleibt dabei stets Albert Brooks in einer exzellenten Darstellung des liebenswerten Verlierers, der zwar alle Lacher auf seiner Seite hat, jedoch auch als menschliches Individuum mit Gefühlen und Ängsten ernst genommen wird. Es ist allein dem Schauspieler Brooks zu verdanken, dass dieser es geschafft hat, über den Status als reine Witzfigur hinauszugehen und seinem Charakter tiefe Gefühle einzuhauchen. Neben ihm überzeugen auch Hunter und Hurt als symbolische Feuer- und Wasserfiguren, die trotz ihrer Unterschiede Gefühle füreinander empfinden. Dass Broadcast News als romantische Komödie derart gut funktioniert, ist dabei größtenteils der Verdienst der ausgezeichneten Darsteller, denn das von James L. Brooks gewählte Konzept für diese Romanze liest sich mittlerweile mehr als abgenutzt, wenn die übliche Dreiecksgeschichte wieder aufgerollt wird und Albert Brooks als ewiger Loser dabei zusehen muss, wie seine heimliche Liebe Holly Hunter auf den schmierigen William Hurt hereinfällt.
Die Frage bzgl. dieser Beziehung ist hingegen die gleiche wie in Sidney Lumets Network, wenn William Holden auf die wesentlich jüngere Faye Dunaway hereinfällt: Kann diese Beziehung zwischen zwei Menschen, die derart eingenommen sind von ihren Berufen, wirklich funktionieren? Trotz der oben erwähnten oberflächlichen Abhandlung des Fernsehgeschäfts gibt es dabei dennoch einige kluge Observationen über das alltägliche Leben in einer TV-Anstalt, wenn Albert Brooks über die Kündigungen im eigenen Haus lakonisch verkündet: wenn die Nachrichten darüber nicht berichten, ist es auch nicht wichtig – warum sich also Sorgen machen? Trotzdem bleibt Broadcast News eine harmlose Mediensatire, die als romantische Mischung aus Drama und Komödie besser funktioniert. Wie gut die Mischung aus Drama und Komödie gelungen ist, macht Holly Hunter bereits früh deutlich, wenn ihr einsames Weinen in verlassenen Umgebungen zu einem Running-Gag wird, der zu amüsieren und zu berühren weiß. Jack Nicholson hat (ohne Bezahlung) ein paar Kurzauftritte, ebenso wie der später überaus erfolgreiche Film- und Musicalkomponist Marc Shaiman, auf den es sich zu achten lohnt. Unterm Strich bleibt eine sehr liebenswerte romantische Komödie, die größtenteils prächtig funktioniert, mit 130 Minuten jedoch etwas zu lang geraten ist.
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