(„The Informers“ directed by Gregor Jordan, 2008)
Sex. Musik. Jugend. Los Angeles im Jahre 1983. Das verspricht und das hält der Episodenfilm The Informers. Regisseur Gregor Jordan (Army go Home) hat mit seiner Roman-Adaption die gleichnamige Vorlage (Die Informanten, 1994) des Skandalautors Bret Easton Ellis (American Psycho) aufgegriffen. Mit einer illustren Besetzung aus Newcomern und Hollywood-Stars steigt die Erwartungshaltung nach oben. Aber kann The Informers die hohe Messlatte meistern, die er sich selbst vorgeben hat? Klare Antwort: Nein.
Der Hollywoodagent William (Billy Bob Thornton) kann sich nicht zwischen seiner Affäre mit der TV-Moderatorin Cheryl (Winona Ryder) und seiner verbitterten Ehefrau Laura (Kim Basinger) entscheiden. Währenddessen zweifelt sein Sohn Graham (Jon Foster) an seiner Freundin Christie (Amber Heard), mit der er ein Leben führt, das nur aus Partys, Partnerwechsel und Drogen besteht. Gangster Peter (Mickey Rourke) entführt kleine Kinder, um sie zu verkaufen. Der Rockstar Bryan Metro (Mel Raido) schläft mit Minderjährigen und flüchtet sich in seine Band „The Informers“, Alkohol und Drogen, um seine Ex-Frau und seinen Sohn zu vergessen. Les Price (Chris Isaak) will ein Kumpel für seinen Sohn Tim sein.
Man kann schon an der Inhaltsangabe den ersten fatalen Fehler erkennen, der den Film scheitern lässt: Autor und Regisseur packen einfach zu viel in den 98 minütigen Film. Um die einzelnen Schicksale entsprechend darzustellen, hätte The Informers eine halbe Stunde länger sein müssen und ein oder zwei Charaktere weniger reinnehmen sollen. So werden alle Charakter nur oberflächlich skizziert und man hat nach dem Film das Gefühl, dass noch etwas Entscheidendes fehlt und es kann ja nicht sein, dass The Informers nur als Teaser für Ellis‘ Roman gewertet werden kann.
Die Anlage des Films ist an sich ja nicht schlecht: Grob zusammengefasst dreht sich der Film um die Frage, was einem in einer Welt des Überflusses noch Halt geben kann. Freiheit und die Möglichkeit zu wählen führt in einer Konsumgesellschaft in Orientierungslosigkeit, Einsamkeit und Desillusionierung. Für Geld kriegt man alles – nur keine echte Liebe. So weit so gut.
Nachdem der Film überraschend gut beginnt, flacht er jedoch die nächsten 45 Minuten ins Bodenlose: billige Sexszenen – zu zweit, zu dritt und zu viert – nehmen fast den ganzen Raum ein. Damit soll wahrscheinlich das entsprechende Publikum bedient werden, dem für Amber Heards (All the Boys love Mandy Lane, Drive Angry) Busen das Geld aus der Tasche gezogen werden soll. Um das Ganze auf eine künstlerische Basis zu stellen, wird die Handlung in ein Szenario des typischen Gegenwartsromans verhüllt.
Die anderen Schauspieler kommen bei der Sex- und Drogenparade dadurch zu kurz: Nur knapp klingt an, wie Thornton wieder in die Rolle aus The Man who wasn’t there schlüpft. Das Talent von Ryder (A Scanner Darkly, Black Swan) wirkt völlig verschleudert. Dafür sind Rourke (Iron Man 2, The Expendables) und Basinger (L.A. Confidential, 8 Mile) nach 9 ½ Wochen wieder in einem Film zu sehen – die beiden Stars aus den 80ern in einem Film über die 80er. Dank Darren Aronofsky mimt Rourke seit seinem Comeback in The Wrestler in Nebenrollen den abgewrackten Schurken. Hier reicht es für gefühlte 5 Minuten. Heard wird auf ihre Oberweite beschränkt. Bleibt nur noch Foster (Thirteen Days), der einigermaßen überzeugen kann, weil seine Rolle so etwas wie einen Fixpunkt bietet und die entscheidenden Fragen stellt.
Episodenfilme mit einem großen Schauspielerensemble müssen nicht von vornherein oberflächlich und überbordend daherkommen. Der Klassiker schlechthin, an dem sich alle anderen Filme messen lassen müssen, ist sicherlich Robert Altmans Short Cuts. Ein unnachahmliches Kunstwerk hat Paul Thomas Anderson mit Magnolia errichtet. Sehenswert ist außerdem auch L.A. Crash von Paul Haggis. Alle Filme spielen in L.A. Kein Zufall. So wird in diesen Dramen stets auch die Unterhaltungsindustrie und speziell Hollywood kritisiert. In The Informers greift die Kritik allerdings viel zu kurz. Dafür hält die Sexparade einfach zu lange an, so dass die vermeintliche Kritik zu oberflächlich, kurz und zögerlich erscheint. Ellis lässt übrigens wie in American Psycho wieder seine Liebe für Pop-Musik durchklingen.
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