(„Hop“, directed by Tim Hill, 2011)
„4.000 years of tradition doesn’t end just because one selfish bunny doesn’t feel like doing it!”
Hat die Welt auf eine Osterversion des Weihnachtsklassikers Santa Claus – Eine schöne Bescherung mit Tim Allen gewartet? Genau dies bekommt der Zuschauer mit Hop, doch anders als die vorher entstandene Weihnachtsversion ist diese Mischung aus Animations- und Realfilm weder lustig, noch emotional berührend, oder in irgendeiner anderen Art und Weise unterhaltsam. Das Überraschendste an diesem Teil-Trickfilm ist die Tatsache, dass er nicht in 3D gedreht wurde, doch ob das den Kinobesuch rechtfertigt? Wohl eher nicht, doch vielleicht wird dieser Film kleineren Kindern gefallen.
Doch wie wir wissen, sind Kinder genügsam und noch nicht derart anspruchsvoll wie die Leser unserer Filmkritiken. All jenen kann man lediglich aufzählen, was bei Hop alles schief gelaufen ist, dessen einziger Pluspunkt die animierte Kreatur des Hasen E.B. ist, sodass der hier besprochene Film mit einem großzügigen Niedlichkeitsfaktor davonkommt, aber wie so oft von der im Trailer geschürten Erwartung keinerlei Versprechen einlöst, sondern stattdessen in zähen 90 Minuten ein amerikanisches Klischee aneinanderreiht, unbarmherzig zum Zuschauer, der derartige Ergüsse in ähnlicher Form bereits unzählige Male auf der Leinwand erleben musste/durfte.
Wohin der Film steuert und was ihn mit dem oben erwähnten Santa Claus vergleichbar macht, ist die Tatsache, dass James Marsden als Fred die menschliche Nachfolge des Osterhasen antritt, wie Tim Allen es einst als Weihnachtsmann tat. Ist hiermit das Ende verraten? Ja und nein, denn eben dies wird bereits zu Beginn des Films bekannt gegeben, sodass klar sein sollte, wohin der Film letztendlich steuert. Menschen mit schlechtem Gedächtnis hilft dies freilich nicht. Fred ist einer jener jungen Männer, die derart konzipiert sind, dass sie dem Zuschauer sympathisch sein müssen, denn seine Figur ist voller Fehler und Schwächen. Seit einem Jahr ohne Arbeit sitzt er seinen Eltern auf der Tasche, ohne sich um einen neuen Job zu bemühen.
Eines Abends – kurz vor Ostern – wird er schließlich aus dem Haus geworfen. Ähnliche Probleme hat E.B., der seine Zeit auf einer Osterinsel mit Schlagzeug spielen verbringt. Sein Vater ist niemand Geringeres als der Osterhase, der darauf besteht, dass sein Sohn diese Profession übernimmt. Wenig Verständnis erntet der Sprössling auf seine Bekanntmachung, dass er lieber in einer Band erfolgreich sein möchte von seinem Vater, sodass er nur eine Möglichkeit sieht, der Verantwortung als Osterhase zu entkommen: E.B. flieht. Und wohin? Dorthin, wo Träume wahr werden und man vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen kann (und wo derart schlechte Filme gedreht werden wie dieser hier). Hollywood! Dort rennt er eines Abends Fred vor die Reifen eines Autos und wird angefahren. Nach langem Zögern entschließt sich Fred, dass der sprechende Hase einige Tage bei ihm bleiben kann. „Bei ihm“ heißt in diesem Fall in der Villa des Chefs seiner Schwester. Diese hat selbstverständlich ihrem faulen Bruder die Verantwortung dazu übertragen, auf das Haus aufzupassen. In nur kurzer Zeit bringt E.B. nicht nur die Villa durcheinander, sondern auch das gesamte Leben des arbeitssuchenden Freds.
Bei dieser Inhaltsangabe kommt man nicht umhin, einen weiteren Punkt positiv hervorzuheben: Die Drehbuchautoren verzichteten auf eine Liebesgeschichte. Für die Kinder im Publikum, die zu dieser ihrer Zeit mit Beziehungen zwischen Männlein und Weiblein nicht viel anfangen können ein geschickter Schachzug. Auf der anderen Seite resultiert aus dieser Entscheidung eine unterbewusste Kälte, die sich während der gesamten Laufzeit nicht abschütteln lässt, da es an emotionaler Kompensation fehlt. Hop ist bunt und schrill, vermittelt aber kaum eine emotionale Botschaft, die mit intensiverer Beschäftigung der Beziehung zwischen E.B. und Fred hätte ausgeglichen werden können. Zu dieser Gefühlskälte gesellen sich Dutzende Löcher und Ungereimtheiten, die auf erschreckende Weise deutlich werden lassen, wie wenig Gedanken man sich um die eigentliche Handlung gemacht hat, denn viele Aktionen dienen lediglich als Aufhänger für prekäre Situationen – unabhängig davon, wie unglaubwürdig diese sein mögen.
Freds Schwester Sam lässt ihren unzuverlässigen Bruder spontan auf die Villa ihres Bosses aufpassen und ebenso unfreiwillig komisch sind die Reaktionen verschiedenster Menschen auf den sprechenden Hasen E.B., den viele nur mit einem ungerührten Schulterzucken zur Kenntnis nehmen und nicht weiter beachten. Soll auf diese Weise der knuffige Hase vermenschlicht werden? Falls ja, ist dies ein Aspekt, den ich nicht verstanden habe und sicherlich auch viele Kinder nicht, doch denen geht es auch nicht um Logik oder Zusammenhänge. Dieses Bedürfnis nach überbordendem Spaß bringt jedoch das nächste Problem des Films ans Licht, der zeitweise gar nicht zu wissen scheint, welches Zielpublikum er hat. David Hasselhoff hat einen Gastauftritt als Musikjuror und auf die Frage, ob er sich gar nicht wundere, einen sprechenden Hasen vor sich zu haben, erwidert dieser lediglich, dass sein bester Freund ein sprechendes Auto sei. Haben Sie diesen platten Witz verstanden? Außer ihnen auch all jene Kinder im Publikum, die in den 80er Jahren groß geworden sind.
Hop ist eine misslungene Ansammlung von Klischees, die von flachen Dialogen und misslungenen, spärlich gesäten Witzen über vorhersehbare Momente der Selbstzweifel eines Filmcharakters reicht – untermalt von klebriger, glattgebügelter und amerikanisch typisch pathetischer Filmmusik, die leider die deutsche Synchronisation nicht übertönen kann, denn dass der Vater E.B.s zu hier zu einem waschechten Sachsen wird, hat man niemand Anderem als Wolfgang Stumph zu verdanken, der diese Sprechrolle übernahm. Verglichen mit dem amerikanischen Trailer kann sich der deutsche Zuschauer über die Synchronisation insgesamt nur ärgern, horcht man auf Russell Brand, der im Original dem Hasen eine kaum zu überbietend entzückende Stimme verlieh und man sich in diesem Land mit einem furchtbar übertriebenen Detlev Buck als Gegenspieler Carlos zufrieden geben muss. Abseits von der gelungenen Animation und dem vielleicht niedlichsten Trickcharakter seit Ratatouille ist Hop ein absoluter Verlierer, der mehr Chancen verschenkt hat, als er jemals wieder gut machen könnte.
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