(„La Meute“ directed by Franck Richard, 2011)
Charlotte (Emilie Dequenne) hat nur ein Ziel: Sie fährt so lange mit Ihrem alten Kombi durch die Gegend, bis sie jede einzelne Ihrer Punk-Rock Cd’s gehört hat. Dass sie dabei einen Anhalter (Benjamin Biolay) mitnimmt, ist nicht ihr letzter Fehler gewesen. In einer heruntergekommenen Gaststätte verschwindet ihr neuer Weggefährte auf mysteriöse Art auf der Toilette. Als sie sich auf die Suche macht, wird sie von der Besitzerin (Yolande Moreau) vor die Tür gesetzt. Da Charlotte die Situation mehr als verdächtig ist, beschließt sie kurzer Hand nach Einbruch der Dunkelheit eine Spur des Mannes zu suchen und dringt in die heruntergekommene Bar ein. Als sie dem Geheimnis gerade auf die Spur kommt, wird sie von der fettleibigen Eigentümerin niedergeschlagen. Die junge Frau erwacht mit dröhnendem Schädel in einem kleinen Käfig und steht dem Anhalter wieder gegenüber. Allerdings auf der anderen Seite der Gitterstäbe…
Die Küche der französischen Horrorfilme hat so ihre ganz eigenen Rezepturen und für den amerikanisch vorbelasteten Gaumen kann es hierbei häufig zu Reizüberflutung kommen. Es wird nicht klar, ob der Film versucht an seinen Vorgänger „High Tension“ heranzukommen, oder ob er etwas ganz eigenständiges zu sein versucht. Unklar ist ebenso ob es sich bei Meute um eine sehr ernsthafte Horrorkomödie oder einen schwarzhumorigen Torture Streifen handeln soll. Ich würde rein gefühlsmäßig zu letzterem tendieren, denn ein gewisser Humor, wenn auch sehr, sehr trocken, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Atmosphäre ist von Anfang bis Ende düster und stimmig. Die Spannung bleibt so während der gesamten Dauer erhalten und lässt den Zuschauer bezogen auf die Gesamtheit im Ungewissen. Die einzelnen Szenen wiederum sind fast immer vorhersehbar, doch scheinbar gewollt so dargestellt. Franck Richard zelebriert die Bilder in denen sich Gewalt anbahnt durch eine spannungsvolle Langwierigkeit, die dann routinemäßig in einem hohen Maß an Brutalität oder Radikalität enden.
Schauspielerisch gibt es hier nicht viel zu bewundern. Benjamin Biolay ist der einzige Darsteller, der mir im Gedächtnis geblieben ist und sich mit seiner undurchsichtigen Weise vor sämtlichen Gefühlsregungen zu drücken scheint, selbst als seine eigene, gestörte Mutter grausam hingerichtet wird. Die Story des Films lässt zunächst nichts von einem Fantasyfilm erahnen und man stellt sich vor, dass es sich jeden Moment wie in Hostel zutragen müsse, da Land und Leute einfach dafür geschaffen scheinen. Doch welchen Lauf die Geschichte nach etwa der Hälfte dann tatsächlich nimmt ist zunächst verwundernd und schließlich störend. Das Ende des Films passt dann wunderbar in diese Verkettung seltsamer Szenen und lässt den Zuschauer ein wenig ratlos und vor allem unbefriedigt zurück.
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