(„Kojak“ directed by various, 1977)
„Entzückend, Baby!“
Prelude
Vorbei. Mit der nun erscheinenden fünften Staffel der amerikanischen Kultserie Kojak hat das deutsche Label Universum Film ihr Projekt vollendet, alle Staffeln um Ermittler Theo Kojak dem Zuschauer auf runden Scheiben zugänglich zu machen. Nach 119 Episoden endete im Jahr 1977 der lange Kampf gegen das Verbrechen in Manhattan Süd – oder zumindest fast, denn einige Jahre später entstanden noch einige wenige Fernsehfilme mit Telly Savalas, der sich für eben jene noch einmal den roten Lolli in den Mund steckte. Nun können Fans froh sein, alle Folgen der Serie vollständig auf DVD zu haben, nachdem sich nach Erscheinen der ersten Staffel ein längerer Stillstand ankündigte, ehe sich Universum Film der Sache annahm und die Produktion fortsetzte. 2005 wurde die Serie neu aufgelegt – oder zumindest ein Versuch dazu gestartet, denn das neue alte Format mit einem Afro-Amerikaner in der Rolle des Theo Kojak ging nach nur wenigen Folgen baden. Umso besser, dass man sich nun zuhause dem Original widmen kann – so oft man will, denn auch nach fast vierzig Jahren lädt diese Serie noch immer zum Entdecken ein.
Intermezzo
22 Folgen beinhaltet diese letzte und fünfte Staffel, die nun veröffentlicht wird und das Konzept der Serie hat sich noch immer nicht verändert. Noch immer gehört es zum Markenzeichen des Ermittlers, lässige Sprüche abzugeben und im Umgang mit seinen Rivalen und Verbrechern keine Gnade zu kennen. Wie auch in den vorherigen Staffeln werden hier in den meisten Fällen interessanterweise die Ermittlungen der Polizei und der weitere Weg des Täters, den man sucht, gleichzeitig verfolgt, sodass sich der Zuschauer ein Bild davon machen kann, in welcher Sicherheit sich der Verbrecher noch wiegen kann. Meistens ist es damit jedoch nicht weit her. Des Weiteren gibt es in den besten – und auch in den weniger guten – Folgen den für die Macher von Kojak typischen, dramatischen Aspekt, der meist aus tiefschürfenden Familientragödien besteht, in die Telly Savalas in seiner Rolle eintauchen muss und so das Umfeld seines Gegenspielers besser kennen lernt. Der einzige Zweiteiler in der fünften Staffel besteht aus Tödlicher Irrtum, in dem Theo Kojak einen acht Jahre alten Fall wieder aufrollen muss, da die Morde an jungen Frauen, deren Täter er zu fassen geglaubt hatte, nun erneut auftreten. Hat Kojak damals einen Fehler begangen? So spannend die Handlung auch klingen mag (oder auch nicht); leider gehört eben jene (Doppel)Folge zu den schwächsten der gesamten Serie und präsentiert sich als überlange Streckung eines 45-Minüters, der sich mit einer süffig-kitschigen Schmonzette in klischeehaften Dialogen aufhält. Bemerkenswert ist die Folge jedoch in zweierlei Hinsicht: auffallend ist der inszenatorische Trick, der angewendet wurde, in dem eine Szene mit dem vermeintlichen Mörder lediglich in Standbildern fotografiert wurde, welche anschließend aneinandergereiht wurden, sodass man den Täter in einzelnen Fotografien bei der angeblichen Planung seiner Untat beobachten kann.
Des Weiteren lässt der Regisseur zwei Handlungsstränge gleichzeitig ablaufen, indem zwischen den Aufnahmen des Mörders und den Ermittlungen der Polizei unter dem konstanten Monolog des erst kürzlich aus dem Gefängnis ausgebrochenen Verbrechers hin- und her-geblendet wird. All dies kann diese arg zähe Episode leider nicht retten, sodass man sich lediglich mit gelungeneren Folgen trösten kann, wie dem Startschuss zur fünften Staffel: Herzdame, die all ihren Charme und Witz – trotz des ernsten Themas um den Mord eines Polizisten – aus den flockigen Zitaten des liebenswerten Machos Kojak zieht.
Postlude
Auch in der fünften Staffel der von Universum Film herausgegebenen DVD-Box finden sich sowohl Folgen von der ARD-Erstausstrahlung, als auch einige von der späteren RTL2-Synchronisation, welche nicht nur einen anderen deutschen Sprecher als das bekannte Original Edgar Ott (Benjamin Blümchen) hat, sondern hier auch mit einem anderen Vorspann und neuer Titelmusik aufwartet. Wer sich an dem von Folge zu Folge wechselnden Synchronsprechern stört, kann sich die Episoden wahlweise auch auf Englisch ansehen, wobei die Tonqualität kurioserweise dumpfer ist, als das bei der lupenreinen deutschen Fassung der Fall ist, die aufgrund dieser Klarheit und Rauschfreiheit fast zu bevorzugen wäre. Die Bildqualität der neuen Veröffentlichung ist insgesamt als absolut akzeptabel zu bezeichnen, denn trotz hin und wieder auftretender, kleinerer Verschmutzungen sind die meisten Szenen durchaus zufriedenstellend, doch auch hier gibt es einige Ausreißer, welche die Bildqualität von Szene zu Szene stark schwanken lassen. Dies ist freilich nie so gravierend, dass man von einer starken Enttäuschung oder gar miserabler Optik sprechen kann.
Fazit
Wie auch die anderen Staffeln von Universum Film erscheint auch die neue Box als äußerst hübsches, breites Amaray-Case, in dem fünf Discs ihren Platz finden und das aufgrund der Platzersparnis im Regal und der Kompaktheit als überaus attraktiv zu bezeichnen ist. Fans des Ermittlers können nun endlich dankbar sein, dass die Mission erfolgreich ein Ende gefunden hat und man alle Folgen – die guten, wie auch die schlechten – sein Eigen nennen kann. Jetzt, wo sich um Kojak genügend gekümmert wurde, bleibt nur noch zu hoffen, dass Quincy früher oder später (am besten früher) noch ein ähnliches Schicksal widerfährt und in den rührigen Händen von Universum Film landet.
Kojak Staffel 5 erscheint am 17. Juni auf DVD
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