(„El Alamein – La linea del fuoco“ directed by Enzo Monteleone, 2002)
Nach fast zehn Jahren seit seinem Kinodebüt erscheint der italienische Kriegsfilm El Alamein – La linea del fuoco erstmals im deutschen Sprachraum, sogar mit deutscher Synchronisation. Der Film erhielt damals ein paar einheimische Auszeichnungen, international wurde er aber kaum beachtet sondern nur auf einigen wenigen Filmfestspielen gezeigt.
Eine Abhandlung über einen der markantesten Schauplätze, zumindest für Italien, des zweiten Weltkriegs aus der Sicht der italienischen Faschisten schreit regelrecht nach Kontroversen, doch der Streifen wurde sogar vom Staat zum „nationalen Kulturgut“ (freie Übersetzung der Originalbezeichnung) erhoben. Die Intention von Regisseur und Autor Enzo Monteleone war laut eigenen Statements keine aufwendige Schlacht zu inszenieren sondern sich vielmehr auf die Leiden und Schrecken der einzelnen Soldaten zu konzentrieren, was ihm in der ersten Hälfte auch relativ gut gelingt.
Es ist interessant wie sich dort der Unistudent Serra (Paolo Briguglia) als Freiwilliger dem deutsch-italienischen Afrika Korps anschließt um unter der Führung von Tenente Fiore (Emilio Solfrizzi) und Sergente Rizzo (Pierfrancesco Favino) alsbald feststellen zu müssen, dass der Krieg gar nicht so heroisch und aufregend ist, wie er ihn sich im sicheren Heimatland noch vorgestellt hatte. Die Wüstenbilder werden dabei hervorragend eingefangen und man bekommt als Zuschauer ein ziemlich gutes Bild davon wie die schlecht versorgte und überhaupt nicht vorbereite italienisch Armee sich damals im Dreck wälzte und vor der überlegenen Artillerie der Briten zitterte.
Das Ganze wird allerdings irgendwann dafür geopfert um ganz im Stile eines Saving Private Ryan ein Einzelschicksal hochzustilisieren und bis zum geht nicht mehr zu heroisieren. Obwohl man vermutlich nicht darauf abzielte irgendeine Kriegspartei, und erst recht nicht die der Achsenmächte, als die Guten darzustellen, wirkt es gegen Ende hin so als würde hier die Opferrolle irgendwann vertauscht werden. Das ist vor allem deshalb problematisch, da sich die Figuren, zumindest nicht aus politischer oder ideologischer Sicht, kritisch gegenüber ihrem Duce äußern. Streckenweise wirkt der Film sogar leicht nostalgisch, eine Tatsache die in einem Land wo immer noch neofaschistische Parteien in der Regierung sitzen äußerst bedenkenswert ist. Als die wahren Bösewichte werden einfachhalberweise dann aber doch noch die deutschen Soldaten gebrandmarkt, die auf ihrer Flucht nämlich kaltherzig und ihre faschistischen Verbündeten beschimpfend im Stich lassen und sie sogar fast mit ihrem LKW überfahren.
Dieser Zwiespalt macht den Film für mich deshalb auch nicht unbedingt empfehlenswert. Wer sich dennoch das erste deutsche Release dazu ansehen möchte, bekommt bei der Blu Ray ein sauberes, wenn auch nicht berauschendes Bild, geboten. Der Ton hingegen ist hervorragend und legt spätestens beim Artilleriefeuer das Wohnzimmer in Schutt und Asche. Das kurze und miserable Making Of hätte man sich hingegen sparen können, leider trägt es nicht wirklich etwas dazu bei, meine oben gemachten Vorwürfe zumindest etwas abzudämpfen.
El Alemein 1942 ist seit 19. Juli auf Blu Ray und DVD erhältlich
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