(“New Kids Turbo” directed by Steffen Haars and Flip Van der Kuil, 2010)
Was 2007 in den Weiten des Internets startete und pro Folge eine Länge von wenigen Minuten hatte, entwickelte sich mit den Jahren zum wahren Kult. Jeder kannte die fünf Jungs namens Richard (Huub Smit), Gerrie (Tim Haars), Robbie (Steffen Haars), Rikkert (Wesley van Gaalen) und Barrie (Flip Van der Kuil) aus dem bescheidenen und übersichtlichen Dorf namens Maaskantje. Im April diesen Jahres wurde schließlich der Film zur Serie in die deutschen Kinos gebracht, welcher den Titel New Kids – Turbo trägt und satte 82 Minuten voller Proletenhumor, Vokuhila-Frisuren, Dosenbier und getunten Mantas bietet. Doch kommen wir erst einmal zur Story, die dem Quintett nach dem Start an die Spitze der Kinocharts verhalf.
Obwohl eines Tages einer nach dem anderen seinen Job verliert und von der Stütze leben muss, wie die Jungs es zu sagen pflegen, ändert sich theoretisch nicht viel für die Alltagsproleten. Statt zu spät kommen sie gar nicht zur Arbeit, das erste Bier wird ebenfalls nach dem Aufstehen getrunken und gepöbelt wird auch weiterhin, was das Zeug hält. Doch wer nun vermutet, dass sie es dabei belassen und den Staat auf ihren Köpfen tanzen lassen, liegt falsch. Ihre Devise lautet, dass ab sofort nichts bezahlt wird. Kein Sprit, kein Fast-Food vom Chinesen um die Ecke und erst recht kein Bier. Dass diese Lebensart bald Früchte trägt und auf die anderen Bewohner Hollands übergreift, die ebenfalls von der Wirtschaftskrise betroffen sind, ist klar und so droht ein ganzes Land Bankrott zu gehen. Die schon ziemlich kurz nach dem Beginn ihrer Aktion als Helden gefeierten Jungs machen trotz polizeilicher Gewalt keinen Halt vor dem Protest gegen die „Stützen-Politik“ des Landes.
Zugegeben, der Humor dieses Filmes ist sehr flach, die Sprache sehr vulgär und bereits in der Serie bewiesen die Hauptdarsteller nicht gerade vorbildliches Vorhalten. Zugeben muss man allerdings auch, dass es urkomisch ist, den Jungs beim – in den meisten Fällen zumindest – nicht-alltäglichen Verhalten zuzusehen, wenn sie biertrinkend Autofahren, einem Kind das Fahrrad klauen und kein bisschen Reue zeigen oder, wie bereits gesagt, auf eine herrlich andere Art und mit einer überdreht vulgären Ausdrucksweise lästern, pöbeln und kritisieren, was das Zeug hält.
Wer nun allerdings denkt, hier reinen primitiven Humor von der schlechten Art vorzufinden, liegt falsch. Neben der Darstellung des brachialen und – vorsichtig ausgedrückt – asozialen Verhaltens steckt in diesem Film auch tatsächlich angebrachte und handfeste Sozialkritik. Arbeitslose, die nicht ausreichend gefördert oder beachtet werden, eine obere Schicht, die kein Interesse an den niedriggestellteren Menschen des Landes zeigt und wer sich nicht anpasst, wird passend gemacht.
Nun darf man den Film sowohl käuflich erwerben als auch sich in der Videothek ausleihen und sich feinsten Humor der direkten, unzensierten, beleidigenden und aufgeplusterten Art freuen, der politisch unkorrekter gar nicht sein kann. Und entweder man liebt den Film, oder man hasst ihn, dazwischen gibt es keinen Spielraum. Aber ich warne Sie vor, falls Sie zur ersten Gruppe gehören sollten, die bereits an der Serie Spaß gefunden hat, werden Sie sich nicht davor drücken können, den Film mehrere Male zu gucken.
Ein schwarzhumoriges Meisterwerk, welches perfider – im positiven Sinne natürlich – gar nicht sein kann. Der Film sei Ihnen wärmsten ans Herz gelegt, solange sie nicht zur spießigen Fraktion gehören und auch über schlechtes Benehmen lachen können.
New Kids Turbo ist seit 1. September auf Blu Ray und DVD erhältlich
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