(„Green Lantern“ directed by Martin Campbel, 2011)
Obwohl mit Christopher Nolans Batman-Filmen die kommerziell erfolgreichsten Comicadaptionen vorliegen, kann der DC-Verlag nicht mit Marvel mithalten. Zwar gab es einen Superman-Reboot und Kinoadaptionen wie Constantine, V wie Vendetta oder Watchmen, aber ein filmeübergreifendes Universum wie bei Marvel kann DC bisher nicht vorweisen. Mit Green Lantern sollte der James Bond-Regisseur Martin Campbell eben dieses Franchise errichten. Bei Marvel laufen die Fäden in Avengers zusammen, bei DC könnte ein ähnliches Projekt Justice Leauge of America (JLA) werden – mit Superhelden wie Superman, Batman, Wonder Woman, Aquaman und eben Green Lantern. Green Lantern hätte ein furioser Auftakt für DC werden sollen, aber er zählt zu den schlechtesten Comicverfilmungen überhaupt.
Der draufgängerische Jagdflugzeugpilot Hal Jordan (Ryan Reynolds) wird von intergalaktischen Ereignissen eingeholt. Abin Sur (Temuera Morrison) zählt als stärkstes Mitglied des kosmischen Elite-Verbandes Green Lantern Corps. Das Corps beschützt das Universum und bezieht seine Energie aus der Kraft des Willens. Doch das Weltraummonster Parallax, das seine Kraft aus der Angst der Gegner schöpft, kann sich aus der ewigen Gefangenschaft befreien und ihn besiegen. Abin Sur kann gerade noch seinen Mitstreiter Sinestro (Mark Strong) vor der Gefahr durch Parallax warnen, der das Grenn Lantern Corps vernichten will. Mit seinen letzten Atemzügen reist Abin Sur zur weit entfernten Erde. Der Ring, der seine Kraft aus dem Willen bezieht, sucht Hal Jordan als Nachfolger aus. Doch der talentierte, aber chaotische Pilot hat schon alle Hände voll zu tun mit seiner Chefin und Ex-Geliebten Carol Ferris (Blake Lively) und seinen Erinnerungen an seinen Vater, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Und dann kommt auch noch Hector Hammond (Peter Sarsgaard) bei der Untersuchung von Abin Surs Leichnam mit Parallax-Substanzen in Kontakt, wodurch er sich zu einem starken Werkzeug des Weltraummonsters verwandelt.
Campbell hat mit Green Lantern eine enttäuschende Comicadaption gedreht. Die eindrucksvollen Weltraumbilder kommen zu kurz und passen nicht mit den Slapstick-Szenen auf der Erde zusammen. Der Plot ist vorhersehbar, die Charaktere wirken flach und es gibt nicht einmal viel Action oder Special Effects. Die Mischung aus Space Opera, Top Gun-Drama, Komödie und Romanze funktioniert nicht. Was fehlt, ist ein Mysterium, das den Zuschauer von Beginn an in den Bann zieht. Es gibt kein richtiges Abenteuer, obwohl die Zutaten dafür vorhanden wären. Das liegt mitunter daran, dass die Geheimidentität von Green Lantern nicht geschützt wird – schnell wissen fast alle Beteiligten, wer sich hinter der Maske verbirgt.
Green Lantern ist eine lahme Weltrettungs-Story, hinter der eigentlich der Reifeprozess des Helden steht, der seine Angst eingestehen und überwinden muss. Reynolds verleiht seinem Charakter Hal Jordan keine Tiefe und kann die Zuschauer nicht mitreisen. Auch die Nebendarsteller wirken in ihren Rollen blass und/oder fehl am Platz. Ein Superheld ist außerdem immer nur so gut wie sein Feind: hier der wenig furchteinflößende Sarsgaard, der sich zu einer deformierten Figur wie in David Lynch‘ Elefantenmensch verwandelt und damit das Gegenteil des muskulösen Reynolds verkörpert.
Die 114 minütige DC-Comicadaption kann die Erwartungen nicht erfüllen und bietet schwache Superhelden-Kost. Nicht nur Fanboys dürften von Green Lantern enttäuscht sein. Der Regisseur hat sich zudem auch noch freimütig bei Iron Man bedient (Flugszene). Damit ist ein weiterer Comictitel der Kommerzialisierung Hollywoods zum Opfer gefallen. Die Adaption besitzt nur noch wenig vom Charmes der Vorlage.
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