Charles Bronson Box

Charles Bronson-Box (2012)

Kalter Hauch

(„The Mechanic“ directed by Michael Winner, 1972)

Arthur Bishop (Charles Bronson) ist ein Auftragskiller, der eines Tages beauftragt wird, seinen eigenen Freund umzubringen. Der Sohn des Freundes, Steve (Jan-Michael Vincent), verbringt nach diesem Vorfall viel Zeit mit Bishop und ist sehr interessiert an seiner Person (das Drehbuch von Lewis John Carlino hatte homosexuelle Andeutungen der beiden Protagonisten vorgesehen, was Bronson abgelehnt hatte) und versucht herauszufinden, womit Bishop sein Geld verdient. Als dieser eines Tages entgegnet, er sei „Mechaniker“, ahnt Steve, welchen Beruf dieser in Wirklichkeit ausübt und bittet ihn, ihm die Kunst des Tötens zu lehren. Bishop sagt zu, versäumt es aber, seinem obersten Boss davon zu berichten. Als dieser schließlich herausfindet, dass sein bester Mann einen Schüler unter seine Fittiche genommen hat, beauftragt er Steve, Bishop umzubringen und schickt beide für einen gemeinsamen Auftrag nach Italien. In der Zwischenzeit hat Bishop jedoch vom Plan Steves erfahren und so beginnt eine gefährliche Reise, bei der einen immer die Frage begleitet, wer als Erster das Zeitliche segnen wird …

Das Problem des Filmes ist, dass Regisseur Michael Winner den vom Drehbuch zugedachten psychologischen Aspekten kaum etwas abzugewinnen vermag und sich – das Seelenleben des Protagonisten nur kurz anschneidend – in oberflächlichen Explosionen und Effekten verliert. Wie kaputt die Psyche des Hauptcharakters Bishop letztlich ist, wird erst durch genaue Betrachtung, Interpretation und Analyse deutlich und das Faktum, dass Winner sich eben nicht auf dieses konzentriert, ist entscheidend dafür, dass der Schluss des Filmes viel von seiner eigentlichen Wirkung verliert, die der Film leicht hätte erzielen können.

Arthur Bishop ist ein komplexer Charakter. Vordergründig ein einsamer Jäger, der eine Prostituierte dafür bezahlt, dass sie seine Geliebte spielt, zu der er nach langer Zeit zurückkehrt und die ihm die Sehnsucht nach ihm vorspielen muss und dafür von Bishop bezahlt wird. Doch Arthur Bishop ist mehr als ein kaltherziger Beobachter, der tatenlos und stumm zusieht, wie sich die Freundin eines Bekannten vor seinen Augen die Pulsadern aufschneidet und zu verbluten droht. Die letzte Freude, die er empfinden kann, liegt in der Kunst und der Musik. In seinem großen Anwesen, finanziert durch Auftragsmorde, sammelt er zahlreiche Gemälde, die er wie paralysiert studiert und zu einem Glas Whiskey der im Gesamtzusammenhang grotesk wirkenden, harmonischen Musik Beethovens lauscht, welche über ihm eine bessere Welt verspricht, in der er – wohl wissend aufgrund seiner Determination – nie Einzug halten wird.

Warum bringt er Steve nicht sofort um, als er erfährt, dass dieser ihn umlegen soll? Was hat die Szene zu bedeuten, in der Bishop einen Zusammenbruch erleidet, einen Ohnmachtsanfall, von dem er in einer Krankenstation erwacht? Was bedeutet dem Auftragsmörder das Leben und was bedeutet ihm sein Leben? Das freudlose Dahinvegetieren eines nihilistischen Gesetzesbrechers, der nur Ansätze der Freude in der Kunst erfahren kann, wird umrissen, kommt zu kurz, um Platz zu machen für effekthascherische Action-Sequenzen, die allerdings derart unterhaltsam und fesselnd sind, dass „Kalter Hauch“ als reiner Actionfilm alle Wünsche zu erfüllen mag.

Die Charles Bronson-Box ist seit 12. Jänner auf DVD erhältlich



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Kalter Hauch
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Der Grenzwolf
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Der weiße Büffel
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von 10