(„A Guide for the Married Man“ directed by Gene Kelly, 1967)
„A Guide for the Married Man“ ist – wie dem deutschen Verleihtitel zu entnehmen ist – eine ziemlich unmoralische Farce, die das sexuell gerade erst erwachte Amerika 1967 in die Kinos brachte und Frauen zu reinen Sexobjekten stilisiert. Männer allerdings auch. Einer dieser Männer ist Paul Manning (Walter Matthau), der mit seiner Ehefrau Ruth (Inger Stevens) ein glückliches Leben führt, das von einer gemeinsamen Tochter gekrönt ist. Das hindert Paul freilich nicht daran, anderen Frauen hinterherzusehen – eine Schwäche, die zum Running Gag dieser wenig bekannten Komödie wird. Diese Gelüste werden allerdings nie derart hoch, dass Paul – so behauptet er zumindest – auch nur ansatzweise einen Seitensprung in Erwägung zieht. Er liebt seine Frau, seine Tochter, sein Haus und würde auf keinen Fall all das aufs Spiel setzen, auch wenn die Verlockungen des weiblichen Geschlechts – die prallen Brüste und wackelnden Hintern – allgegenwärtig sind und Paul das Leben erschweren; frei nach dem in Großbritannien beliebten Motto: das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite des Zauns. Sei es seine Nachbarin oder seine Sekretärin, der arme Angestellte hat es schwer, sich zu konzentrieren und bewundert seinen Freund und Kollegen Ed (Robert Morse) insgeheim, da dieser es mithilfe diverser Tricks immer wieder schafft, vergnügte Schäferstündchen mit attraktiven Damen seiner Wahl zu verbringen, ohne das seine Frau davon je etwas mitbekommt.
Trotz seines anfänglichen Zögerns braucht Ed nicht lange, um Paul davon zu überzeugen, dass Seitensprünge etwas Natürliches und keine Gründe für ein schlechtes Gewissen seien. Bevor man jedoch diesem zweifelhaften Hobby, zu dem es sich bei Ed entwickelt hat, unbesorgt nachgehen kann, muss man den Leitfaden für Seitensprünge perfekt beherrschen – und wer würde sich besser für eine Nachhilfestunde eignen als Ed, der gerne dazu bereit ist, seinem Freund Paul wichtige Lektionen mit auf den Weg zu geben, wenn es darum geht, das Objekt der Begierde stilgerecht und ohne großes Aufsehen zu erregen, verführen zu können. Dies geschieht nicht nur mit Weisheiten aus dem Erfahrungsschatz des frivolen Fremdgängers, sondern auch mit illustrierenden Episoden, besetzt mit jenen Stars, die in den 60er Jahren zu den gefragtesten und beliebtesten Komikern der USA zählten: Lucille Ball, Phil Silvers, Terry-Thomas oder Carl Reiner geben sich ein Stelldichein in diesem seichten Film, indem sie jene Charaktere verkörpern, die entweder als schlechte Beispiele für misslungene Versuche des Betrügens herhalten müssen oder in all ihrer Glorie triumphierten und nun zweifelhaftes Vorbild für den schüchtern Paul sein sollen.
In Teilen wirkt der episodenhafte „Guide for the Married Man“ wie eine Sitcom, was in diesem Fall nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss, denn trotz der amoralischen Tipps, die hier augenzwinkernd gegeben werden, vermag Gene Kellys Film zumindest bis zur letzten halben Stunde ganz hervorragend zu unterhalten, erwartet man keine tiefschürfende Philosophie oder anspruchsvollen Humor, der sich hier nicht scheut, in seinem albernsten Gewand aufzutreten, gerne als Quasi-Stummfilm, unterlegt von tänzelnder Musik des späteren Star-Wars-Komponisten John Williams. Das größte Kompliment, was man diesem späten Ausläufer der Screwball-Comedy wohl machen kann, ist jenes, dass die konsequent eingeschobenen, kurzen Episoden keineswegs den Fortgang der Hauptgeschichte um Paul Manning behindern. Im Gegenteil. Trotz der Vielzahl der kleinen Storys, die eingepflegt wurden, entwickelt sich – gerade durch die geschickte Konzeption der Episoden – die Suche nach dem perfekten Seitensprung für Paul geradezu prächtig, denn mit jeder neuen Geschichte, die ihm zu Ohren kommt, gelangt er einen Schritt näher zu seinem schlussendlichen Ziel, seine reizende und überaus attraktive Frau zu betrügen. So ist „Guide for the Married Man“ nicht derart peinlich und flach, wie ein derartiges Sujet hätte geraten können. Als leichte Unterhaltung funktioniert er ganz prächtig.
Leitfaden für Seitensprünge erscheint am 9. Februar auf DVD
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