(„Urban Explorer“ directed by Andy Fetscher, 2011)
Vier amerikanische Studenten wollen ein unvergessliches Abenteuer in Berlin erleben. Was eignet sich besser dazu, als ein geführter Trip (Guide: Max Riemelt) in den tiefen Katakomben unter der Hauptstadt? Nicht nur, dass es dunkel ist und die Gruppe direkt auf zwei verdächtige Typen mit Kampfhund trifft, nein, die gesamten Tunnel sind mit altem Nazimaterial ausgestattet: Schießstände, Munition und Wandgemälden mit Hakenkreuzen. Dass dieser Ausflug nicht ohne Folgen bleibt und sich in den Tiefen der großen Metropole noch viel Grausameres ereignet, wird überraschend schnell klar und lässt den Zuschauer nicht mehr los.
Bei deutschen Filmen bin ich grundsätzlich skeptisch, da mir deren Schauspielerei leider oft schnell auf die Nerven geht. Urban Explorer aber macht bereits nach zehn Minuten deutlich, dass es sich hier nicht um eine typisch deutsche Machart handelt, sondern es ganz im Gegenteil sehr unterhaltsam werden könnte. Bestätigt wird dieser Eindruck schon wenig später durch die ständig präsente, klaustrophobische Atmosphäre mit unglaublich stimmiger, musikalischer Untermalung und interessanter Weise vielen Untertiteln. Die amerikanischen Studenten können bis auf Einen kein Wörtchen Deutsch und das fördert die Glaubwürdigkeit der Geschichte ungemein.
Als das erste Mal etwas passiert, was nicht hätte passieren dürfen, nimmt der Film richtig Fahrt auf und es ist fortan schwer einen Zeitpunkt zu finden, der es ermöglicht gemütlich durchatmen zu können, ohne dabei durch einen möglichen Schock unterbrochen zu werden. Wenn man sich mit allen Sinnen auf den Film einlässt, geht die Anspannung im weiteren Verlauf sogar auf die Muskeln über und man ertappt sich bei einer merkwürdig verkrampften Haltung. Überraschenderweise gibt es nur wenige Schreckmomente, doch am Ende ist es gut so, denn man hat den Anschein, der gesamte Film sei ein 90-Minütiger Augenblick des Schreckens gewesen, ein wahrer Alptraum.
Andy Fetscher hat mit der Auswahl des tatsächlich existierenden Drehorts, den teilweise illegalen Drehaufenthalten und den einhergehenden, kurzzeitigen Verhaftungen seiner Crew im Nachhinein alles richtig gemacht. Allein die Tatsache, dass diese unterirdischen Bunkeranlagen in solch einer Größe noch existieren machen Urban Explorer auch nach der Sichtung noch zu etwas besonders Düsterem und Beeindruckendem. Besonders gut gefallen hat mir die allerletzte Szene des Films, welche ziemlich deutlich macht, dass es sich hier nicht um irgendeine notwendige Abhandlung handelt, sondern viel mehr um Liebe zum Detail… Für Armin (Klaus Stiglmeier) war es eben ein ganz gewöhnlicher Tag.
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