Dein Weg

Dein Weg

(„The Way“, directed by Emilio Estevez, 2010)

„Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Sohn ums Leben gekommen ist.“ Kaum ein Anruf, der wohl härter für Eltern ist. Und in diesem Fall auch symbolisch. Während Vater Thomas (Martin Sheen) gerade mit Country-Club-Freunden eine Partie Golf spielt, gerät Sohn Daniel (Emilio Estevez) auf einem anderen Kontinenten in ein Gewitter und stirbt allein in der unberührten Natur. So unterschiedlich die Situationen, so unterschiedlich auch Vater und Sohn. Seit dem Tod der Mutter entfremdet, weiß Thomas nicht einmal, was Daniel eigentlich genau in Frankreich machte. Eine Pilgerfahrt? Wozu macht man sowas? Was wollte Daniel damit? Zunächst nach Frankreich gereist, um die Überreste seines Sohnes heimzuholen, fasst Tom, irgendwo zwischen Neugierde, Ratlosigkeit und Trauer, eine Entscheidung: Er sagt alle Termine für den Rest des Monats ab, lässt Daniel verbrennen und nimmt dessen Asche auf eine letzte Reise mit – eben auf den Jakobsweg.

Prinzipiell ist damit auch bereits alles zu der Handlung von Dein Weg gesagt. Wer Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ gelesen hat, weiß in etwa, was ihn zu erwarten hat: beeindruckende Berglandschaften, Menschen auf der Suche, zufällige mitunter eigenartige Begegnungen mit Einheimischen und anderen Pilgern. Mit dem Unterschied, dass Kerkeling bei seiner Erzählung einen viel größeren Fokus auf Humor und die kleinen Absurditäten der Reise gelegt hat. Die findet man zwar auch in Dein Weg, aber es sind eher die traurigen und rührenden Situationen, auf die Emilio Estevez als Autor und Regisseur Wert legte und die einem in Erinnerung bleiben. Seinem tatsächlichen Vater Martin Sheen quasi auf den Leib geschrieben, erzählt Estevez von einem Mann auf der Suche. Auf der Suche nach seinem Sohn, den er eigentlich schon Jahre zuvor  verloren hatte. Aber auch auf der Suche nach sich selbst. Gleiches gilt für die anderen drei Pilger, die sich Tom – anfangs zu seinem Leidwesen – anschließen. Erst nach und nach scheinen deren Motive für die Pilgerreise durch, teils genauso traurig wie die Toms.

Nach und nach beschreibt dann auch am besten das Tempo des Films. Zuschauer, bei denen ständig etwas auf der Leinwand passieren muss, werden deshalb hier recht schnell die Geduld verlieren. Vielmehr dominieren zahlreiche und schöne Landschaftsaufnahmen, in denen die Figuren ihre weniger schönen Seiten auf- und abarbeiten. Glücklicherweise verzichtet Estevez darauf, zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken oder seine Schauspieler überschwänglich-philosophische Reden schwingen zu lassen. Tatsächlich werden viele der traurigen Themen fast beiläufig erwähnt, nicht zu Ende erzählt, oft wird minutenlang auch gar nichts gesagt. Freunde überschwänglicher Dramen und Theatralik könnten deshalb vielleicht enttäuscht sein, wenn nach zwei Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, die große Aussprache aber ausgeblieben ist.

 Dein Weg ist seit 9. November auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Dein Weg ein kleiner und leiser Film über Menschen und ihre Geschichten. Dazu passt auch, dass bis auf die Hauptfiguren alle Personen von wirklichen Pilgern dargestellt werden und das Geschehen so wohltuend authentisch wirkt. Und lebensbejahend. Zumindest hat es am Ende den Anschein, als hätte Tom gefunden, was er suchte. Allgemeine Antworten auf eigene Sinnfragen bietet der Filme jedoch keine, will es aber auch nicht. Denn die sind am Ende genauso individuell wie die Motive für die Suche.
7
von 10