(„The Perfect Host“ directed by Nick Tomnay, 2010)
„Endlich einmal Glück gehabt“, wird sich John Taylor (Clayne Crawford) gedacht haben, als er das schicke Haus betritt. So richtig viel hat an diesem Tag nämlich bislang nicht geklappt. Okay, das Geld von seinem Banküberfall hat er ergattert und auch die Übergabe der Beute an seine Freundin ging glatt. Dafür hat er eine böse blutende Wunde am Fuß davon getragen. Und als er in einem Drugstore etwas zum Desinfizieren sucht, wird er selbst Opfer eines Überfalls. Ein Bankräuber, dem der Geldbeutel geklaut wird – nicht gut.
Als John es aber schafft, sich durch einen Trick Zugang zum Haus von Warwick Wilson (David Hyde Pierce) zu verschaffen, scheint sich das Blatt zu wenden. Unscheinbar, harmlos, gutmütig – Warwick ist quasi das personifizierte Opfer für den bereits vorbestraften, gewalttätigen John. Und letztendlich geht es ja nur um eine Nacht, die sich der unglückliche Kriminelle vor der Polizei verstecken muss. Was John aber nicht ahnt: Das wird eine Nacht, die er nie vergessen wird. Denn das Dinner, zu dem Warwick den Eindringling einlädt, ist ganz anders, als John es erwartet. Und das gilt auch für den Gastgeber selbst. Doch bis John merkt, was da eigentlich gespielt wird, ist es längst zu spät.
Es ist genau dieses Spiel mit den Erwartungen, die Dinner for one aus der Masse hervorstechen lassen. Basierend auf einem eigenen Kurzfilm, hat Regisseur und Drehbuchautor Nick Tomnay einen Thriller auf die Beine gestellt, den man sich auch als Theaterstück hätte vorstellen können: Fast der gesamte Film spielt in Warwicks Haus, bis auf John und Warwick sind alle Leute nur Dekoration. Aber mehr Kulissen und Personen braucht es auch nicht, denn im Mittelpunkt des Low-Budget-Films steht das packende Psychoduell zwischen den beiden ungleichen Protagonisten.
Mehr über die Handlung zu verraten, würde dem Film ein wenig seine Daseinsberechtigung rauben: Immer wenn man denkt, man hätte gerade verstanden, worauf alles hinausläuft, kommt es doch wieder anders. Dafür genießt es Tomnay offensichtlich viel zu sehr, Konventionen zu torpedieren. Nur zum Ende hin nimmt diese Dekonstruktion etwas zu große Ausmaße an. Beim Versuch, allem noch eins draufzusetzen, gerät der Film selbst aus der Bahn und büßt die Wucht ein, die er bis dahin aufgebaut hat. Wäre Dinner for one an dieser Stelle bei seiner ursprünglichen Geschichte geblieben, wäre er vermutlich ein echtes Highlight geworden.
Dass der Film trotzdem zu den interessanteren Vertretern seines Genres in der letzten Zeit gehört, verdankt er neben den originellen, teils verstörenden Einfällen vor allem seinen beiden Hauptdarstellern. Clayne Crawford als erfolgloser Verbrecher, der zuerst nicht versteht, wie ihm geschieht, wird schnell der Sympathieträger des Films. Es ist aber David Hyde Pierce, bekannt durch die Serie Frasier, der als psychopathischer Gastgeber den Film an sich reißt. Alleine sein völlig ver- und überdrehtes Spiel sind Grund genug, sich Dinner for one einmal anzusehen. Aber auch wer Verwirrspiele mag, sollte dem spannenden Film etwas abgewinnen können.
Dinner for one – Eine mörderische Party ist seit 30. November auf DVD und BluRay erhältlich
(Anzeige)