(„Lobos de Arga“ directed by Juan Martínez Moreno, 2011)
Man sitzt, Stunde um Stunde um Stunde, und nichts kommt. Schreibblockade. Wer sein Geld mit Schreiben verdient oder auch an der Uni eine große Abschlussarbeit verfassen musste, kennt sie, die Angst vor dem weißen Blatt. Auch Tomás Mariño (Gorka Otxoa) ist dieses Gefühl als Autor nur zu sehr vertraut. Okay, er ist kein sonderlich erfolgreicher Autor. Oder produktiver. Genau genommen hat er nur einen Roman veröffentlicht, und den wollte keiner lesen. Dass er dennoch zu Höherem geboren ist, davon ist der ambitionierte Schreiberling überzeugt. Wenn er doch nur die passende Inspiration finden könnte!
Also packt er seine Siebensachen und stattet seinem alten Heimatdorf einen Besuch ab, um in der Einöde mitten im spanischen Nirgendwo neue Ideen zu jagen. Auf der Jagd ist er tatsächlich recht bald, nur anders als er sich vorgestellt hat. Zu seinem Entsetzen muss er nämlich feststellen, dass ein 100 Jahre alter zähnefletschender Fluch ein Opfer sucht. Genauer: ihn. Denn der Überlieferung nach kann nur ein echter Nachfahre der Mariños den Fluch brechen und den Wolf im Manne bannen. Also macht er sich zusammen mit seinem Jugendfreund Calisto (Carlos Areces) und Lektor Mario (Secun de la Rosa) auf den Weg, seinem stark behaarten Schicksal entgegenzutreten. Was im Lauf der knapp 100 Minuten komplett daneben geht.
„Ganz ehrlich? Ich finde den Titel bescheuert. Aber die Produzenten wollten das so. Vielleicht dachten sie, dass sie so Fans von ,Game of Thrones‘ ins Kino locken können.“ Wer Juan Martínez Moreno über seinen Film reden hört, spürt, dass der spanische Regisseur für Trittbrettfahrer und Trendhascher nicht viel übrig hat. Und das gleiche gilt auch für seinen Film. Aufwendige Computeranimationen? Fehlanzeige. Wenn bei Game of Werewolves eines der pelzigen Biester durch die Luft fliegt, dann geschieht das noch ganz traditionell per Drahtseil, wie wir es vor 30 Jahren noch gewohnt waren.
Wer mit reinen Rechnerfilmen groß geworden ist und Spezialeffekte mit CGI gleichsetzt, dürfte da schon beim Trailer verächtlich die Nase rümpfen. Doch wer Game of Werewolves vorschnell als billig und nicht zeitgemäß abtut, verpasst einen der sympathischsten Horrorstreifen des Jahres. Freunde von Horrorfilmen der alten Schule werden nämlich ihren Heidenspaß haben – sofern sie den Streifen nicht zu ernst nehmen. Im Grunde haben wir es hier nämlich mit einem Pendant zu Shaun of the Dead und Konsorten zu tun. Was jene für die Zombiefilme getan haben – ein bewusst „altmodischer“ Film, irgendwo zwischen Hommage und Parodie -, übernimmt nun Moreno für die etwas in Vergessenheit geratenen tierischen Fellkollegen.
Allzu viele Schreckmomente oder echten Horror sollte man daher trotz der Thematik besser nicht erwarten. Dafür gibt es absurde geradezu alberne Situationen en masse und schrullige, liebenswerte Charaktere noch dazu. Wer dem Humor von Zombiefilmen etwas abgewinnen kann, sollte daher auch den spanischen Zottelviechern mit ihrem dicken Retro-Charm einmal eine Chance geben. Verdient hätten sie es.
Game of Werewolves ist seit 14. Dezember auf DVD und BluRay erhältlich
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