(„Safe“ directed by Boaz Yakin, 2012)
China – Schnitt – USA – Schnitt – vor einem Monat – Schnitt – vor einem Jahr – Schnitt. Den Anfang von Safe – todsicher als rasant zu bezeichnen, wäre noch eine Untertreibung. Doch keine Sorge, so bewusst verwirrend ist der Film nur zu Beginn. Er behält zwar auch später ein recht hohes Tempo bei, die Geschichte selbst ist dafür sehr gradlinig. Der fast schon episodenartige Einstieg dient vor allem der Einführung der beiden Hauptfiguren. Und die könnten unterschiedlicher nicht sein.
Auf der einen Seite die 12-jährige Mei (Catherine Chan) irgendwo in China, die aufgrund ihrer mathematischen Höchstbegabung und ihres fotografischen Gedächtnisses eine glänzende Zukunft vor sich hat und auf eine Eliteschule soll. Auf der anderen Seite der heruntergekommene Ex-Cop Luke Wright (Jason Statham) in New York, der so rein gar keine Zukunft mehr hat, nachdem er bei einem Showkampf sein Gegenüber ins Koma geprügelt hat. Was könnte zwei so gegensätzliche Charaktere einen? Antwort: gemeinsame Feinde. Und von denen gibt es mehr als genug.
Da wären zum einen die chinesischen Triaden. Deren Boss „Onkel“ Han (James Hong) ist es, der das Mädchen nach New York mitnimmt. Ein handfester Traditionalist – so könnte man das Oberhaupt der Chinesengang wohl bezeichnen. Mit Computern arbeiten? Lieber nicht, die hinterlassen Spuren. Dann doch lieber kleine Mädchen, die sich alle Zahlen merken und im Kopf ausrechnen können. Denn die kann man sehr viel leichter wieder „ausschalten“. Genau das haben auch die Russen vor, die großen Gegenspieler der Chinesen, und schnappen der Konkurrenz die wertvolle Mitarbeiterin unter der Nase weg. Und genau dazwischen steht etwas verloren die New Yorker Polizei, die plötzlich nicht mehr weiß, von wem sie sich zuerst schmieren lassen soll.
Luke war früher übrigens auch einer von ihnen, bis er zu großes Missfallen an der Korruption fand und die Kollegen verpfiff. Was nie sonderlich förderlich für die eigene Karriere ist. Und so kommt es wie es kommen muss: Viele der geschmierten Hüter des Gesetzes sind noch dabei, Luke wohnt auf der Straße. Und dort trifft er dann eines Tages Mei, die auf der Flucht vor der halben Stadt ist. Klar, dass das an das Ehrgefühl des Absteigers appelliert – einmal Cop immer Cop – und der so versucht, sie vor all den Schurken da draußen zu beschützen. Sie und ihren Kopf, denn in letzterem schlummert eine Zahl, die 30 Millionen wert ist. Wer kann dazu schon Nein sagen?
Bis auf Luke natürlich, der es ansonsten aber nicht so mit der Moralität hält. Zumindest das mit dem fünften Gebot – „Du sollst nicht töten“ – nimmt er nicht so genau. Ob Chinese, Russe oder Bulle, mit oder ohne Waffe, im Kampf oder verletzt am Boden, erschossen wird alles, was irgendwie da ist. Am Ende lassen im Film gefühlt mehr Menschen ihr Leben, als New York überhaupt Einwohner hat. Doch diese Form von Over-the-Top-Action sind wir von Genreveteran Jason Statham gewohnt. Wem also seine bekannten Filme wie Crank oder Transporter gefallen haben, wird auch mit dem routiniert in Szene gesetzten High-Speed-Actionfilm Safe – todsicher nichts falsch machen.
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