(„Movie 43“, directed by Peter Farrelly and others, 2013)
Viele Köche verderben den Brei – dieser Gedanke drängt sich unweigerlich auf, wer die Credits des neuen starbesetzten Episodenfilms Movie 43 liest. Nicht dass starbesetzte Episodenfilme etwas Schlechtes wären, wie Jim Jarmusch seinerzeit mit seinem wundervollen Night on Earth bewies. Und Short Cuts gilt gar als einer der besten Filme von Robert Altman. Aber Movie 43, das ist noch mal eine ganz andere Größennummer. Zwölf Filme, ebenso viele Regisseure, fast fünfzig Schauspieler, viele davon namhaft; das will erst mal getoppt werden.
Eine entsprechend lange Vorgeschichte hat der Film auch. Vor rund drei Jahren begannen die ersten Dreharbeiten, doch angesichts der vielen Beteiligten waren diese äußerst sporadisch. Was auch daran gelegen haben dürfte, dass es nicht wirklich ein Budget dafür gab. Für 6 Millionen Dollar bekommst du heutzutage kaum noch einen Film fertig gestellt. Umso mehr, wenn derart viele berühmte Schauspieler auf der Besetzungsliste stehen. Was also ist das Geheimnis? Wie konnten all die Leute dazu überredet werden? Ganz einfach, Produzent und Regisseur Peter Farrelly kündigte an, einen möglichst krassen und mutigen Film drehen zu wollen. Einen Film, der ganz anders ist. Und das hörte sich für die Stars offensichtlich nach einer Menge Spaß an.
Ein möglichst krasser Film – so viel vorweg – ist dem Team auch tatsächlich gelungen. Vorgaben für die Drehbuchautoren gab es nämlich keine und entsprechend verrückt sind die einzelnen Beiträge dann auch geworden. Ob die Entführung eines rabiaten Kobolds oder eine Speed-Dating-Veranstaltung zwischen Superhelden, ein Mann mit Hoden am Hals oder ein MP3-Player in Form einer nackten Frau, der Film gibt einem mehr als genug Anlässe, sich etwas ungläubig die Augen zu reiben. Eine Rahmenhandlung gibt es auch, aber die ist ebenso absurd wie die einzelnen Geschichten. Im besten Fall lässt sich über sie sagen, dass sie bei der Aneinanderreihung der verrückten Einfälle nicht weiter stört.
Störend hingegen die Art des Humors, der konsequent auf guten Geschmack scheißt. Teilweise wortwörtlich. Natürlich, für Feinfühligkeit und subtile Witze waren die Filme von Peter Farrelly und dessen jüngeren Bruder Bobby, zum Beispiel Dumm und Dümmer, Verrückt nach Mary oder Schwer verliebt, auch schon nicht bekannt. Und so verwundert es dann auch wenig, dass Movie 43 ebenso oft und gern unter die Gürtellinie rutscht. Schade und auf Dauer ermüdend ist es aber schon, wenn die Beteiligten immer wieder meinen, die originellen Ausgangssituationen wären nicht genug, um dann doch lieber wieder auf derben Humor zurückzugreifen. Da ging man, bis auf wenige Ausnahmen, zu sehr auf Nummer sicher.
Das bedeutet nicht, dass man bei Movie 43 keinen Spaß haben kann. Mit den passenden Leuten und einer ausreichenden Menge Bier dürfte der Film sogar zu einem Renner bei zukünftigen Videoabenden werden, eine Art Kentucky Fried Movie der 2010er. Was natürlich eine ebenso große Daseinsberechtigung hat wie die künstlerisch ambitionierteren Episodenfilme von Jarmusch & Co. Nicht ohne Grund kündigte Farrelly im Vorfeld schon an, dass Kritiker die Komödie hassen werden, das College-Publikum ihn jedoch lieben wird. Aber für einen Streifen, der derart lang in der Mache war, so sehr auf Tabubruch aus war und so viele talentierte Schauspieler versammelt, ist das Ergebnis dann doch ein wenig dünn. Und sehr viel weniger mutig, als er vorgibt zu sein.
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