Wer's glaubt, wird selig

Wer’s glaubt, wird selig

(„Wer’s glaubt, wird selig“ directed by Marcus H. Rosenmüller, 2012)

PAR-0016_208 FSK-Update_ DVD_ Alexander_Cover_RZ.inddSo ein Leben als Heiliger kann schon echt nett sein. Ein großer PR-Apparat sorgt dafür, dass dich eine Menge Leute auf der ganzen Welt kennen und kultisch verehren, und das mit einem Aufwand, bei dem selbst Casting-Sternchen neidisch werden. Ein eigener Namenstag, eine Kirche, manchmal sogar ein ganzer Wallfahrtsort – da werden keine Kosten und Mühen gescheut. Das einzige Problem: So richtig genießen kannst diesen Zustand nicht mehr, denn in der Regel bist du als Heiliger schon mausetot. Manchmal sogar einige Jahrhunderte lang.

So lange kann Georg (Christian Ulmen) aber wirklich nicht warten, bis Daisy (Hannelore Elsner) heilig gesprochen wird. Wenn es nach ihm ginge, würde sie schon heute in den VIP-Bereich der Kirche aufgenommen. Weniger, weil Georg so sehr von ihren anbetungswürdigen Eigenschaften überzeugt ist. Genauer konnte er sie nicht einmal leiden, ist Daisy doch seine leidenschaftlich gehasste und leidenschaftlich fanatische Schwiegermutter. Aber wenn schon nicht im Leben, könnte sie sich doch im Tod ein wenig nützlich machen. Denn leider hat es in seinem Dorf Hollerbach schon seit Jahren nicht mehr geschneit. Ein wenig unpraktisch für den kleinen bayerischen Skiort, bleiben so doch die Touristen aus. Was auf Dauer ebenso tödlich ist wie das lose Kruzifix an der Wand, das für das frühe Ableben Daisys verantwortlich ist.Wer's glaubt, wird selig Szene 1

Und so kam Georg auf die Idee: Wenn Daisy heilig gesprochen würde, kämen doch massenhaft Menschen in sein Dorf und Hollerbach wäre gerettet! Denn ob nun Touristen oder Gläubige Geld in die Gemeinde bringen, ist Georg reichlich egal. Und auch ob Gott mit seinem Vorstoß einverstanden ist. Letzten Endes ist Gott ja auch ein bisschen selbst dran schuld. Hätte er für anständiges Wetter gesorgt, steckte der Ort nicht so in der Misere. Eine Argumentation, die auch Georgs Mitbürgern einleuchtet. Also rotten sie sich zusammen und versuchen, zwei Daisy-Wunder zu inszenieren – der Freischein zur Heiligsprechung und Hollerbach-Rettung. Doch dafür haben sie wenig Zeit, denn der Gesandte des Papstes ist schon auf dem Weg, um mehr über Daisy zu erfahren. Vor allem muss das alles möglichst heimlich geschehen, denn wenn Georgs Frau Emilie (Marie Leuenberger) mitbekommt, was da gespielt wird, ist die Hölle los. Und das wäre in der Situation so ziemlich das letzte, was die Wundermacher gebrauchen können.

Ganz klar, heilig ist den Machern von Wer’s glaubt, wird selig niemand – nicht Daisy, nicht Georg, nicht sonst wer. Aber wer die anderen Filme von Marcus H. Rosenmüller kennt, dürfte davon nicht überrascht sein. Schon in Wer früher stirbt, ist länger tot oder Sommer in Orange zerlegte der Regisseur genüsslich den Mikrokosmos „bayerisches Dorf“. Wie dort verzichtet er auch bei seiner neuen Komödie dabei auf allzu komplexe oder abwechslungsreiche Charaktere. Vielmehr sind sie Mittel zum Zweck, Stichwortgeber für immer neue absurde Situationen und einen Humor, der mal derb, mal makaber ausfällt. Sonderlich feinsinnig ist es natürlich nicht, wenn die Tote in der Kühltruhe versteckt wird oder die Dorfleute sich heimlich zum Pornoschauen treffen, lustig aber (meistens) schon.Wer's glaubt, wird selig Szene 2

Dass die Hauptrolle der Bayernkomödie ausgerechnet von einem Hanseaten übernommen wurde, passt da wie die Faust aufs Auge, lassen sich die Eigenheiten der Dorfbevölkerung so pointierter herausarbeiten. Zumal Christian Ulmen – wie auch der Rest des Ensembles – beim Dreh ganz offensichtlich viel Spaß hatte. Und Hannelore Elsner als verbiesterte Schreck-Schwiegermutter ist ohnehin wie so oft sehenswert. Das gilt insgesamt auch für Wer’s glaubt, wird selig, selbst wenn sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar machen. Was 2006 bei Wer früher stirbt, ist länger tot noch ungewohnt und frisch war – eine schwarzhumorige Neuinterpretation von Heimatfilmen – wirkt inzwischen ein wenig zu bekannt und formelhaft. Was umgekehrt aber auch bedeutet: Wem Rosenmüllers frühere Filme gefallen haben, macht auch hier nichts verkehrt. Und für Neulinge stellt Wer’s glaubt, wird selig ohnehin einen lohnenswerten Einblick in das bayerische Dorfleben dar.

Wer’s glaubt, wird selig ist seit 17. Januar auf DVD und BluRay erhältlich



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Marcus H. Rosenmüller tut bei Wer's glaubt, wird selig das, was er am besten kann: Er versammelt kauzige Charaktere eines bayerischen Dorfs, lässt sie eine haarsträubende Geschichte erleben und krönt das Ganze mit einem teils bösen teils platten Humor. Das ist durchaus witzig und charmant, aber seinen anderen Filmen vielleicht etwas zu ähnlich, um richtig zu begeistern.
6
von 10