A Chinese Ghost Story

A Chinese Ghost Story – Die Dämonenkrieger

(„Sien nui yau wan“, directed by Wilson Yip, 2011)

A Chinese Ghost StoryIm Laufe der Zeit gab es die unterschiedlichsten Gründe dafür, warum die Liebe zwischen zwei Menschen unmöglich war. Gesellschaftsschichten zum Beispiel. Das Alter. Herkunft. Vielleicht auch das Geschlecht. Und manchmal, weil es sich streng genommen nicht um zwei Menschen handelte. So zumindest im Fall von A Chinese Ghost Story. Das Original von 1987 erzählte die Geschichte des Schuldeneintreibers Ling Choi Sin, der in einem Tempel Unterschlupf sucht und sich dort in die hübsche Lit Sin Seen verliebt – nicht ahnend, dass es sich dabei um einen Geist handelt, der Menschenopfer für einen Baumdämon sucht. Doch es kommt, wie es kommen muss: Lit Sin Seen verfällt ihrerseits dem Tollpatsch mit dem guten Herzen und verschont den naiven Menschen. Der wiederum sucht nach einer Möglichkeit, die Angebetete von ihrem Fluch zu befreien.

Die Neuauflage orientiert sich grob an dieser Grundgeschichte, ohne sie aber einfach ein zweites Mal zu erzählen. Stattdessen führt Wilson Yip, den manche vielleicht für seine Ip Man-Filme kennen, noch einen Dämonenjäger namens Yan Chixia (Louis Koo) ein, der ebenfalls Gefühle für die schöne wie tödliche Dame hegt. Und als wäre das nicht genug, taucht auch noch ein weiterer Jäger auf, der mit der ungleichen Gemeinschaft den Kampf gegen den Baumdämon (Kara Hui) aufnimmt. Bei so viel maskuliner Potenz muss ja die holde Weiblichkeit etwas auf der Strecke bleiben. Tatsächlich ist es schade, dass Nie Xiaoqian (Liu Yifei) – die Geisterfrau der Neuauflage – im Vergleich zu ihrer Ahnin von 87 recht wenig in die Kämpfe eingreift und auch allgemein etwas passiv und blass ist. Selbst für einen Geist. Ohnehin verlieren durch die vielen neuen Charaktere die früheren Hauptfiguren etwas an Bedeutung. Zeitweise weiß man nicht einmal mehr, um wen es in dieser Geschichte gehen soll.A Chinese Ghost Story Szene 1

Dafür ist der Humor des Originals weitestgehend intakt geblieben. Grund dafür ist, dass der Regierungsbeamte Ning Caichen (Yu Shaoqun), wie seinerzeit schon Ling Choi Sin, lange nicht kapiert, warum sich seine Herzensdame eigentlich so komisch verhält. Einen allzu ernsten Film sollte man also besser nicht erwarten. Dafür gibt es auch diesmal eine Reihe schöner (Landschafts-)Aufnahmen, die es zwar nicht mit den Hollywoodgrößen von heute aufnehmen können, dank Computereffekten aber immerhin etwas zeitgemäßer wirken. Manche mögen das als weniger charmant beklagen – einer der Hauptkritikpunkte bei alten Fans – doch ganz fair ist dieser Vorwurf nicht. So kultig die handgemachten Effekte von 87 auch gewesen sein mochten, wer nicht damit aufgewachsen ist, wird den Zauber des damaligen Kassenschlagers heute nicht nachempfinden können. Ein Film ganz im Stil der Vorlage hätte deshalb kaum eine Chance gehabt.A Chinese Ghost Story Szene 2

Gerade im Westen wird es der Film ohnehin schwierig haben, ein bestimmtes Publikum zu erreichen. Die Kampfszenen erinnern zwar an die durchaus populären Martial-Arts-Filme Tiger & Dragon und Hero, ohne aber annähernd so mitreißend zu sein. Und auch die Liebesgeschichte ist alles andere als tiefsinnig geworden. Aber das machte auch schon den Reiz der ursprünglichen Ghost Story aus. Die einzelnen Bestandteile mögen für sich genommen nichts Besonderes sein, die Kombination aus allem ist es schon. Ein neuer Kultfilm dürfte Wilson Yips Neuinterpretation so zwar nicht werden, Fans des Klassikers sollten der Geistergeschichte aber eine Chance geben.



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Auch das neue A Chinese Ghost Story bleibt eine für Westler ungewöhnliche Mischung aus kitschiger China-Romantik, fast schon slapstickmäßiger Situationskomik und flott choreografierten Martial-Arts-Szenen. Zeitgemäßer in der Optik, ist die Neuauflage durchaus nett anzusehen aber durch die vielen neuen Charaktere etwas orientierungslos.
6
von 10