(„Cockneys Vs. Zombies“ directed by Matthias Hoene, 2012)
Man kann nicht unbedingt behaupten, dass Andy (Harry Treadaway) und Terry Macguire (Rasmus Hardiker) zu den großen Gewinnern im Leben gehören. Schon früh verloren die beiden ihre Eltern, weil diese es für eine gute Idee hielten, mit Sturmgewehren auf die Polizei loszugehen. Und auch jetzt, mit Mitte zwanzig, sind die Brüder nicht wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Freundinnen haben Andy und Terry nicht, ebenso wenig nennenswerte Jobs. Außer man wollte Kneipenschlägereien in seinen Lebenslauf mitaufnehmen. Erfolglose noch dazu.
Immerhin: Eine Ersatzfamilie hatten die beiden schon – Großvater Ray (Alan Ford) nahm sich der beiden Waisen an. Doch der hat jetzt ganz eigene Sorgen: Sein Altenheim soll abgerissen werden. Nicht, dass der rüstige Rentner so wahnsinnig an dem Heim an sich hängen würde. An der Gegend jedoch schon. Seit seiner Kindheit war das East End von London seine Heimat gewesen, das traditionelle Zuhause der „Cockneys“: Vertreter der Arbeiterklasse, bekannt für einen recht eigenwilligen Dialekt und komische Reimspielchen.
Tja, und eben diese Gegend wird Ray wohl verlassen müssen und in den Nordteil der Stadt ziehen, wenn Andy und Terry nichts dagegen unternehmen. Und so kommen sie auf die glorreiche Idee, sich mit anderen Verlierern zusammenzutun und eine Bank auszurauben. Es versteht sich von selbst, dass dabei alles schief gehen muss, was schiefgehen kann, und die Polizei ihnen sofort auf den Fersen ist. Aber wie sie bald feststellen müssen, haben sie noch ein ganz anderes Problem: Die Stadt wird plötzlich von Zombies überrannt und die Möchtegerngangster haben alle Hände voll zu tun, eben diese nicht an die beißwütigen Monster zu verlieren.
Bei jeder neuen Zombiekomödie, vor allem wenn sie aus England kommt, fällt es schwer, nicht auf Shaun of the Dead zu verweisen. Als dieser 2004 in die Kinos kam, markierte er eine ganz eigene Mischung aus Hommage und Parodie auf die Zombiefilme von George Romero in den 1960ern. Eine gewisse Komik haftete den behäbigen Halbleichen schon vorher an, doch erst durch Shaun wurden Zombies zu den heutigen Vollblutkomödianten. Ähnlich bahnbrechend kann und will der deutsche Regisseur Matthias Hoehne bei seinem Genrebeitrag nicht sein. Tatsächlich dürften Untotenconnaisseuren die meisten Szenen reichlich bekannt vorkommen.
Am originellsten ist bei Cockneys Vs. Zombies sicherlich die Idee, dass nicht nur die tendenziell unfähige Jugend, sondern auch die Bewohner des Altenheims den Kampf mit den hirntoten Invasoren aufnehmen – Gehhilfe, Rollstuhl und Prothesen inklusive. Das sorgt für reichlich Lacher und bietet selbst eingefleischten Zombieaficionados noch etwas Neues. Zumal für die Rentnergang einige bekannte Gesichter gewonnen werden konnten: Alan Ford (Snatch – Schweine und Diamanten, Bube, Dame, König, grAS) spielt den ständig fluchenden Kriegsveteranen Ray, für den es keinen großen Unterschied macht, ob er nun Nazis oder Zombies verprügelt. Und Honor Blackmann als Ray-Liebchen Peggy darf rund fünfzig Jahre nach Mit Schirm, Charme und Melone und Goldfinger beweisen, dass man sich noch immer besser nicht mit ihr anlegen sollte.
Überhaupt gehört die durchweg sympathische Besetzung zu den Stärken des Filmes. Ob die erfolglosen Brüder, die resolute Cousine Katy (Michelle Ryan), der aus gutem Grund „Mental Mickey“ genannte Waffennarr (Ashley Bashy Thomas) oder eben die schlagkräftigen Senioren – es macht einfach Spaß, ihnen beim Niedermetzeln der Zombieheere zuzusehen. Auch wenn Cockneys Vs. Zombies abgesehen von seinen ungewöhnlichen Protagonisten nur mäßig einfallsreich ist, gehört er alleine deshalb zu den besseren Vertretern der letzten Jahre. Wer kann, sollte aber die englische Tonspur einlegen, denn die zahlreichen Flüche und Beschimpfungen kommen im dicken Cockney-Dialekt gleich noch mal so gut.
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