(„Dark Floors“ directed by Pete Riski, 2008)
Die letzte Bastion vor dem Tod. Der Ort, an dem Menschen oft von dieser Welt in die nächste übertreten – oder zurück. Kein Wunder, dass Krankenhäuser seit jeher eine beliebte Kulisse für Gruselgeschichten darstellten, etwa bei Lars von Triers Kultserie Geister. Auch Lordi, die finnische Quasi-Hard-Rock-Band, die 2006 mit grotesken Masken und ungewöhnlicher Bühnenshow den Eurovision Song Contest aufmischte, wählte für ihren offiziellen Bandfilm ein solches Gebäude. Doch stehen in Demonic Possession nicht die als Monster verkleideten Bandmitglieder im Mittelpunkt, sondern ein Mädchen namens Sarah.
Sarah (Skye Bennett) wurde vor einiger Zeit ins Krankenhaus eingewiesen, weil sie an einer mysteriösen Krankheit leidet. Doch gleich ob neuentwickelte Medikamente oder aufwendige MRT-Aufnahmen, keiner der Ärzte kann erklären, was dem Mädchen eigentlich fehlt, warum es sich weigert zu sprechen und unentwegt wie besessen grausige Bilder zeichnet. Wozu also dableiben und weiter Zeit verschwenden? So zumindest die Überzeugung ihres Vaters Ben (Noah Huntley), der sich kurzerhand entschließt, die Tochter samt Rollstuhl einfach mitzunehmen. Ganz so einfach wie vorgestellt wird die geplante Flucht aber nicht. „Weder 6 noch 7, weder Hölle noch Himmel“, kommentiert einer der anderen, als der Fahrstuhl genau zwischen diesen beiden Stockwerken stecken bleibt. Die „anderen“ sind in dem Fall Krankenschwester Emily (Dominique McElligott), Wachmann Rick (Leon Herbert), der notorische Besserwisser Jon (William Hope) und der mysteriöse Tobias (Ronald Pickup).
Danach ist nichts mehr, wie es war. Als sich der Fahrstuhl wieder öffnet, ist das Krankenhaus völlig menschenleer. Gemeinsam versuchen die sechs zum Ausgang zu gelangen. Leichter gesagt denn getan: Der Fahrstuhl ist nun endgültig außer Betrieb und diverse andere Zugänge sind ebenfalls blockiert. Also müssen sich die unfreiwillig zusammengewürfelten Helden mühsam den Weg nach draußen suchen. Doch je näher sie ihm kommen, umso verstörender die Umgebung und umso größer die Gefahren. Denn wie sie bald feststellen, sind sie doch nicht so allein wie angenommen. Monster und Geister haben das Krankenhaus in Besitz genommen und hinterlassen eine Spur der Verwüstung sowie unzählige Leichen. Und dann wäre da noch Sarah, die mehr über die Vorgänge weiß, als sie zugeben will.
Ein Horrorfilm mit einer Hardrockband – das lässt auf ein Machwerk schließen, für das C-Movie wohl noch geschmeichelt wäre. Umso überraschender, dass Demonic Possession durchaus solide geworden ist. Gerade das alternative Krankenhaus, das im Stil von Silent Hill von Stockwerk zu Stockwerk alptraumhafter wird, verbreitet eine schön beklemmende Stimmung. An manchen Stellen hatten die Drehbuchautoren sogar einige wirklich nette Ideen. Nicht nur der Fahrstuhl, auch die Zeit ist in dem Krankenhaus zum Stillstand gekommen. Für sich genommen ist das nicht sonderlich kreativ, einige Szenen zeigen aber, dass man aus einem alten Thema noch einiges rausholen kann.
Aber das ist eher die Ausnahme, meistens hält sich der teuerste finnische Film aller Zeiten (4,2 Millionen) an bewährte, reichlich ausgetretene Horrorpfade und die meisten Szenen hat man in der einen oder anderen Form schon woanders gesehen. Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass man als Horrorfan hier nichts wirklich verkehrt macht. Größter Nachteil der Geschichte ist neben ihrer mangelnden Originalität eine gewisse Beliebigkeit. Erklärt wird in dem Film nur wenig bis gar nichts; vieles geschieht, ohne dass wir je erfahren warum. Wer Horrorfilme vor allem für ihre Stimmung schaut, wird das nicht sonderlich stören. Andere könnten aber ratlos, vielleicht sogar verärgert zurückbleiben. Zwiespältig auch der Auftritt von Lordi. Natürlich hat die Gruppe durch ihre Horrorkostüme eine große Beliebtheit erreicht, persönlich finde ich die Masken aber eher albern als wirklich furchteinflößend. Gesungen wird übrigens nicht, was sicher keine schlechte Entscheidung war.
Demonic Possession ist seit 5. April auf DVD und Blu-ray erhältlich
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