(„The Man in the White Suit“ directed by Alexander Mackendrick, 1951)
Schon einmal versucht, Rostflecken wieder aus den Jeans zu bekommen? Den Rest vom Rotwein, der auf dem Hemd gelandet ist? Auch Kugelschreiber können ganz schön hartnäckige Spuren hinterlassen. Kein Wunder also, dass die Zeitschriften von Haushaltstipps wimmeln und die Hersteller von Waschmittel sich gegenseitig ihre supergeheimen Fleckwegformeln um die Ohren hauen. Wäre es da nicht viel einfacher, wenn die Kleidung erst gar keine Flecken bekommen würde? Genau dieses Ziel verfolgt der Chemiker Sidney Stratton (Alec Guinness) und werkelt deshalb an einer neuartigen Faser, die jeden Schmutz abweist und zudem reißfähig ist. Ein Anzug, der immer sauber ist und ewig hält – das muss ein Traum sein.
Oder auch Fantasterei, weshalb kein Textilunternehmen Stratton bei seinen Experimenten helfen will. Also bleibt dem Idealisten nichts anderes übrig, als das heimlich zu tun. Und selbst, als er die Lösung in den Händen hält, ist die Skepsis groß. Der Versuch, den Textilmagnaten Alan Birnley (Cecil Parker) von seiner Erfindung zu überzeugen, endet im Desaster. Doch glücklicherweise ist dessen Tochter Daphne (Joan Greenwood) deutlich empfänglicher für die Idee – und auch für den Charme des jungen Mannes. Tatsächlich bringt sie ihren Vater dazu, Stratton bei dessen Versuchen zu unterstützen, koste es, was es wolle. Ende gut, alles gut? Denkste. Als der erste dieser Wunderanzüge produziert wird, fangen die eigentlichen Probleme aber erst richtig an, denn es kann sich nicht jeder mit der Idee anfreunden, dass Kleidung in Zukunft nicht mehr ersetzt werden muss.
Adel verpflichtet (1949), Das Glück kam über Nacht (1951) und Ladykillers (1955) – um die Jahrhundertwende machten sich die Ealing Studios einen Namen als zuverlässigen Lieferanten von Komödien. Viele der starbesetzten Filme wurden zu Klassikern des britischen Kinos. Das gilt vor allem für die Filme mit Alec Guinness, der nicht nur in den die Komödien oben mitspielte, sondern auch in diesem Ealingsfilm beweisen durfte, warum er mit seiner zurückgenommenen Spielweise zu den größten Darstellern des letzten Jahrhunderts zählte. Dabei ist die Handlung von Der Mann im weißen Anzug nicht allzu komplex geraten, auch wenn das Drehbuch seinerzeit für den Oscar nominiert wurde. Immerhin bietet sie genug Anlass zum Schmunzeln und die eine oder andere Slapstick-Szene ist ebenfalls enthalten.
Was den Film von den vielen anderen Komödien seiner Generation unterscheidet, ist eine gewisse Zeitlosigkeit. Klar, Inszenierung, Musik, Humor – sie alle verraten das wahre Alter des Schwarz-Weiß-Filmes. Doch die Grundidee dahinter funktioniert heute noch wie vor sechzig Jahren. Mehr noch, wenn hier in seltener Einigkeit Unternehmen und Gewerkschaften gegen den ewigen Anzug Sturm laufen, gewinnt das in der derzeitigen Wegwerfgesellschaft sogar noch an Aktualität. Durch diese satirischen Elemente ist der Film auch für heutige Zuschauer interessant. Fans britischer Nachkriegskomödien sollten Der Mann im weißen Anzug ohnehin im Regal stehen haben.
Der Mann im weißen Anzug ist seit 21. März auf DVD erhältlich
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