(„Omamamia“ directed by Tomy Wigand, 2011)
Den alten Trott hinter sich lassen und irgendwo ein neues Leben beginnen, vielleicht auch wieder ein wenig Exotik spüren – etwa 100.000 Deutsche wandern jedes Jahr ins Ausland aus, um dort ihr Glück zu finden. Wie schwierig das sein kann, manche Träume eben nicht mehr als Träume sind, das wissen wir diverser TV-Sendungen zum Dank alle zur Genüge. Dass dies aber auch durchaus gelingen kann, zeigt das Schicksal von Marguerita (Marianne Sägebrecht), die mit ihrer Familie mitten in der Natur Kanadas ein wundervolles zweites Leben verbringen durfte. Nur: Viel ist davon nicht übrig geblieben. Ihr Mann Loisl ist verstorben, Marguerita eine alte Frau geworden. Zu alt, um noch alleine in der Einöde leben zu können, so ihre Tochter Marie (Annette Frier). Also stimmt Marguerita zu, ihr Haus zu verkaufen und zu der Familie zu ziehen, unter einer Bedingung: Sie fahren alle zusammen nach Rom zu einer Audienz beim Papst.
Was sie nicht ahnt: Die Romreise ist längst abgesagt und bei der Familie soll sie auch nicht wohnen. Stattdessen hat Marie ein schönes Altersheim für ihre Mutter klargemacht. Als die davon erfährt, packt sie kurzerhand ihre Sachen und fliegt alleine in die ewige Stadt. Schließlich arbeitet doch ihre Enkelin Martina (Miriam Stein) dort als Au-Pair-Mädchen bei einer streng gläubigen Familie. Da könnte sie doch bleiben. Doch auch das ist eine Lüge, wie Marguerita bei ihrer Ankunft feststellen muss. Diese angebliche Familie gibt es gar nicht, stattdessen lebt Martina in wilder Ehe mit einem Rock-Musiker zusammen. Als die rüstige und überaus fromme Aus- und Umwanderin feststellen muss, dass es die Römer allgemein nicht ganz so eng mit der Wahrheit sehen, fängt sie an, auch ihre eigene Beziehung zum Glauben auf den Prüfstein zu legen.
Komödien, die den Glauben bzw. den Umgang damit aufs Korn nehmen, mal mit einem Augenzwinkern, mal mit Spott, haben im Kino schöne Tradition – zuletzt auch in Marcus H. Rosenmüllers Wer’s glaubt, wird selig, wo eine verstorbene Dorfschreckschraube heiliggesprochen werden soll, um mehr Touristen anzuziehen. Ganz so bissig will Omamamia natürlich nicht sein. Gepiekt wird hier zwar auch regelmäßig und an einigen Stellen kommt die manchmal großzügige Auslegung von Glauben auch schön rüber, aber das geschieht dann doch auf eine eher liebevolle Art und Weise. Satirefreunde werden also weniger glücklich, stattdessen wird harmlose Unterhaltung für die ganze Familie geboten. Das trifft auch auf die restliche Komik zu, etwa wenn der Film mit dem Gegensatz der deutschen und italienischen Mentalität spielt.
Auf der Habenseite steht hingegen die erstklassige Besetzung. Marianne Sägebrecht als reizende Frömmeloma, in der am Ende dann doch mehr steckt, nicht zu mögen, ist quasi ausgeschlossen. Annette Frier sorgt als hysterische Besserwisserin Marie für den nötigen Kontrast, „Nesthäkchen“ Miriam Stein für unverbrauchte Frische und Lebenslust. Das klappt schon alleine ganz gut, vor allem aber, wenn die drei Generationen zusammen auftreten. Gerade wenn sie am Ende zu dritt im Bett liegen und über die Liebe und das Leben philosophieren, blüht Omamamia geradezu auf. Schade, dass aus dem Potenzial nicht mehr gemacht wurde, denn wenn uns der Film eines lehrt, dann dass es nicht auf Regeln ankommt, auf Audienzen mit dem Papst, sondern auf den Menschen und was wir daraus machen.
Omamamia ist seit 25. April auf DVD und Blu-ray erhältlich
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