Warriors of the Rainbow

Warriors of the Rainbow

(„Sàidékè Balái“ directed by Wei Te-Sheng, 2011)

Warriors of the RainbowAus heutiger Sicht vielleicht schwer zu glauben, aber es gab eine Zeit, da war China weit davon entfernt, eine Weltmacht zu sein – eine Zeit, die gar nicht mal so weit zurück liegt. Tatsächlich musste sich das Reich der Mitte bei kriegerischen Auseinandersetzungen bis weit ins 20. Jahrhundert oft anderen geschlagen geben. Eine der weitreichendsten Niederlagen war die im ersten japanisch-chinesischen Krieg, der 1895 mit herben Verlusten für die Chinesen endete. Unter anderem mussten sie damals Taiwan an Japan abtreten, das dann auch schnell von den neuen Herrschern besetzt und kontrolliert wurde.

In diese Besatzungszeit versetzt uns der taiwanesische Film  Warriors of the Rainbow. 1930 haben es sich die Japaner auf der Insel längst gemütlich gemacht, roden eifrig Wälder und errichten Schulen, Krankenhäuser und Geschäfte. Den Eingeborenenstämmen bleibt, frei nach dem Motto „Friss oder stirb“, nichts anderes übrig, als sich anzupassen und zu versuchen, in der japanischen Gesellschaft ein zweites Leben aufzubauen. Einigen gelingt das recht gut, etwa Dakis Nomin (Hsu Yi-fan), der als Polizist arbeitet und sich sogar den japanischen Namen Hanaoka Ichiro gegeben hat. Andere, vor allem der ehemalige Stammesführer Mona Rudao (Lin Ching-Tai) hadern deutlich mehr mit ihrem Schicksal. Auseinandersetzung mit den mächtigen Besatzern vermeidet er zwar nach Möglichkeit, um den Fortbestand seines Stammes zu sichern, doch in ihm brodelt es sichtlich. Als sein ältester Sohn Tado Mona (Tian Jun) mit einem japanischen Polizisten aneinander gerät, entschließt sich Mona Rudao, den Zustand nicht mehr hinzunehmen und organisiert einen bewaffneten Aufstand gegen den übermächtigen Feind – die alles entscheidende Schlacht steht bevor.Warriors of the Rainbow Szene 1

Wenn Filme aus der Sicht von Aufständischen erzählen, sind neutrale Urteile über die Besatzer meistens nicht zu erwarten. So auch hier: Abgesehen vom Polizisten Kojima Genji (Masanobu Ando) wird erst gar nicht versucht, die Japaner differenziert darzustellen. Auf der einen Seite die hysterischen, tyrannischen und feigen Japaner, auf der anderen die besonnenen, gerechten und mutigen Eingeborenen. Glaubhaft ist das nicht, aber auch bei vergleichbaren Filmen Standard. Befremdlich ist hingegen, mit welcher Beharrlichkeit die Unfähigkeit der japanischen Soldaten betont wird. Wenn trotz massiver militärischer und zahlenmäßiger Überlegenheit die Japaner dutzendweise abgeschlachtet werden, die Armee und Polizei aber außer Stande ist, auch nur einen Eingeboren zu treffen, mag das für patriotische Taiwanesen ein Grund zum Jubeln sein. Als bloßer Zuschauer wirkt das hingegen recht lächerlich, zumal auf diese Weise dem zweieinhalb Stunden langen Film auch die Spannung fehlt. Immerhin sind die Kämpfe realistisch ausgestaltet, künstlerische Martial-Arts-Einlagen fehlen also völlig und wären hier auch deplatziert gewesen.Warriors of the Rainbow Szene 2

Überhaupt wurde viel Wert auf eine authentische Darstellung der Stämme und ihrer Gepflogenheiten gelegt. Zwar fiel in der internationalen Version – das taiwanesische Original ist noch einmal zwei Stunden länger – sehr viel Folkloristisches der Schere zum Opfer, aber auch so bleiben viele interessante Szenen und Details übrig, die Einblick in das damalige Leben geben. Vor allem eine, als die Frauen und Mütter singend in den Tod gehen, ist von einer ungeschminkten, geradezu brutalen Intensität. Auch sonst wurde der Zuschauer nicht geschont. Im Laufe der Kämpfe werden so viele Menschen geköpft, wie man es nicht einmal von den härtesten Splatterfilmen gewohnt ist. Das Gefühl der Rauheit wird jedoch immer dann unterbrochen, wenn die leider weniger gelungenen Computereffekte zum Einsatz kommen. An den Stellen merkt man deutlich, dass Regisseur Wei Te-Sheng große Finanzierungsprobleme bei seinem ambitionierten Werk hatte. Zum Glück sind diese Szenen aber eher die Ausnahme. Fans thematisch verwandter Befreiungsepen wie Braveheart oder Myn Bala – Krieger der Steppe finden hier also die taiwanesische Variante mit ähnlichen Stärken und Schwächen: Das bedeutet vor allem viel Pathos oft aber auch beeindruckende Landschaftsaufnahmen.

Warriors of the Rainbow ist seit 22. März auf DVD und Blu-Ray erhältlich



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Warriors of the Rainbow erzählt mit oftmals brutalen Bildern die größtenteils wahre Geschichte der taiwanesischen Eingeborenenstämme und deren Besatzung durch die Japaner. Genretypisch wird hier mit Pathos nicht gegeizt und sonderlich differenziert ist der Film bei seinen Darstellungen auch nicht. Positiv fallen jedoch die folkloristischen Hintergründe, tolle Landschaftsaufnahmen und diverse intensive Szenen auf.
6
von 10