Silver Linings

Silver Linings

(„Silver Linings Playbook“ directed by David O. Russell, 2012)

Silver LiningsWenn es nach Pat (Bradley Cooper) geht, ist die Sachlage klar: Geschichten sollen gefälligst unterhalten und ein Happy End haben, schließlich ist das Leben auch so schon hart genug. Sicher eine nachvollziehbare Einstellung, besonders wer ähnliche Erfahrungen wie er gesammelt hat. Es ist nie eine schöne Sache, wenn die eigene Frau fremdgeht und man sie in flagranti erwischt. Da kann man schon mal ein wenig aus der Haut fahren. Wie Pat den Nebenbuhler gleich krankenhausreif zu schlagen, mag für den einen oder anderen dann aber doch etwas übertrieben erscheinen. Auf jeden Fall läuft seitdem erst recht nichts mehr rund im Leben des attraktiven Enddreißigers. Nicht nur, dass er sich Nikki nicht näher als 150 Meter nähern darf, er wird zudem in die psychiatrische Anstalt eingewiesen, um dort seine manisch-depressive Störung zu behandeln.

Gewalttätig und labil – klar, dass Dolores (Jacki Weaver) ein wenig nervös ist, als sie ihren Filius nach acht Monaten Klinikaufenthalt abholt und der wieder bei ihnen einzieht. Zumal sich nicht wirklich was verbessert hat, seine Selbstbeherrschung lässt noch immer zu wünschen übrig. Vor allem hat er nur einen Gedanken im Kopf: Nikki zurückgewinnen! Dafür spannt er die nicht minder gestörte Tiffany (Jennifer Lawrence) ein, die ihm dabei helfen soll. Was sie auch verspricht, wenn er dafür auch ihr einen Gefallen tut: zusammen an einem Tanzwettbewerb teilnehmen. Das wiederum ist Pats Vater (Robert De Niro) ein Dorn im Auge, hat sein Sohn doch so weniger Zeit für ihn. Genauer: Weniger Zeit, um mit ihm Footballspiele anzuschauen. Ein großes Problem für Pat sen., denn der ist davon überzeugt, dass der Junior ihm Glück bringt – und das kann er mehr als gut brauchen, schließlich geht es für den Wettkönig dabei um eine ganze Menge Geld.Silver Linings Szene 1

Je eine Oscarnominierung für die beiden Hauptdarsteller und die beiden Nebendarsteller – das hat es zuletzt 1981 gegeben. Gewonnen hat zwar „nur“ Jennifer Lawrence und über die Vergabe des wichtigsten amerikanischen Filmpreises lässt sich ja ohnehin immer streiten. Unbestreitbar ist das hervorragende Quartett aber sicher der Hauptgrund, sich Silver Linings einmal anzusehen. Egal ob Bradley Cooper als impulsiver Liebeskranker, Lawrence als sexhungrige, depressive Witwe, Robert De Niro als herrlich abergläubischer Wettjunkie oder Jackie Weaver als ständig überforderte Mutter – es macht einfach Spaß, den Vieren beim Spielen zuzusehen. Vor allem Cooper kann endlich einmal unter Beweis stellen, dass er mehr ist als der Schönling aus der Hangover-Trilogie.

Das geballte schauspielerische Talent ist auch deshalb so wichtig, weil sich der Film ansonsten größtenteils an die typischen Strukturen und Regeln von Romantic Comedies hält. Klar weiß man auch hier quasi von Anfang an, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und auch ausgeht. Die obligatorischen Silberstreifen am Horizont dürfen, wie der Titel schon ankündigt, trotz aller dramatischen Erlebnisse nicht fehlen. Und doch: Wenn man nicht gerade der große Oberzyniker ist, verzeiht man dem warmherzigen Silver Linings schnell, dass er sich sein Happy End zurechtbastelt. Das liegt neben dem Ensemble auch an dem Einfall, diesmal zwei psychisch Kranke aufeinander treffen zu lassen. Das garantiert einige wirklich witzige Szenen und sorgt für eine wohltuende Abwechslung im völlig überlaufenen Genre.Silver Linings Szene 2

Eine durchwegs realistische Darstellung mentaler Störungen wird hier natürlich nicht geboten. In erster Linie will Regisseur und Drehbuchautor David O. Russell unterhalten, mit sympathischen Figuren, die allesamt verrückt aber liebenswert sind und am Ende sämtlichen Widrigkeiten trotzen, um sich zu finden. Wer mit derlei Filmen nicht viel anfangen kann, wird vermutlich auch mit Silver Linings nicht glücklich werden. Alle anderen erwartet aber eine überaus charmante Liebeskomödie mit Gute-Laune- und Happy-End-Garantie – ganz so, wie es sich Pat gewünscht hat.

Silver Linings ist seit 31. Mai auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht? Diese Frage stellt sich bei Silver Linings nicht wirklich, dafür ist das meiste zu vorhersehbar. Und dennoch kann die charmante, verrückt-witzige Liebeskomödie über zwei psychisch Kranke dem überlaufenen Genre der Liebeskomödien neue Seiten abgewinnen – nicht zuletzt dank seiner wundervollen Schauspieler.
7
von 10