(„The Power of Few“ directed by Leone Marucci, 2013)
Schon einmal darüber nachgedacht, wie sehr unsere Entscheidungen und Handlungen das Leben von anderen beeinflussen können? Nicht die großen, bei denen das zu erwarten wäre, sondern die ganz kleinen, auf den ersten Blick völlig belanglosen? Dass vielleicht schon das Aufheben einer Mütze oder das Überqueren einer Straße eine Kette von Ereignissen loslösen könnte? 20 Minutes – The Power of Few widmet sich diesem Thema und ähnelt damit dem Episodenfilm 360 – Jede Begegnung hat Folgen, der vor einigen Monaten eine ganz ähnliche Frage gestellt hat. Aber auch der Vergleich mit Pulp Fiction liegt nahe, denn in beiden werden die einzelnen Geschichten meist von Gewalt und Waffen flankiert. Zum Ende hin kommt dann noch ein dicker Schuss Lola rennt hinzu.
Fünf Episoden sind es hier, fünf Handlungsstränge, die alle parallel während derselben 20 Minuten in New Orleans passieren und dennoch nach außen hin ohne Bezug zueinander stehen. Den Auftakt macht Cory (Devon Gearhart), der in einer Drogerie Medikamente für seinen kleinen Bruder besorgen muss. Gleichzeitig nimmt Kurierfahrerin Alexa (Q’Orianka Kilcher) einen dubiosen Auftrag an und trifft dabei auf Dom (Jesse Bradford), der auf der Flucht vor einigen Männern ist. Vom Gejagten zum Jäger: Die Undercover-Cops Marti (Nicky Whelan) und Clyde (Christian Slater) verfolgen derweil zwei Agenten, die möglicherweise einen Bombenanschlag planen. Einen Plan verfolgen hingegen die beiden Stadtstreicher Doke (Christopher Walken) und Brown (Jordan Prentice) sicher nicht, die einfach nur durch die Straßen von New Orleans streifen. Die fünfte und letzte Geschichte wird wiederum aus den Augen der Männer – darunter Shamu (Juvenile) – erzählt, die Dom auf den Fersen sind.
Bei der letzten Episode laufen dann auch alle Fäden wieder zusammen. Schon vorher werden nach und nach die einzelnen Zusammenhänge aufgedeckt, wie wer wen beeinflusst, zum Beispiel indem Szenen der einen wieder in der anderen Geschichte auftauchen. Darin liegt dann auch der größte Spaß von 20 Minutes – The Power of Few, die Aha-Effekte, das plötzliche Verstehen. Man freut sich einfach tierisch, wenn man einzelne Szenen und Personen wiedererkennt oder sich wieder ein Puzzleteil zusammengefügt hat. Als Gesamtfilm hat das Debüt des amerikanischen Indie-Regisseurs und Drehbuchautoren Leone Marucci daher durchaus seinen Reiz.
Das Problem ist nur, dass die Episoden für sich genommen nur mäßig interessant sind. Die erste um Cody ist noch gut gelungen und intensiv inszeniert, die beiden Folgegeschichten jedoch eher dröge. Vor allem die Folge mit den beiden Cops ist zwar actionreich aber so over-the-top und konfus, dass der Spaß auf der Strecke bleibt. Erst mit der vierten zieht die Spannung wieder an, obwohl da im Grunde nur wenig passiert. Insgesamt sollte man sich bei 20 Minutes – The Power of Few also auf wechselnde Höhen und Tiefen einstellen und ein nicht ganz ausgereiftes Drehbuch. Etwas Geduld wird hier also schon dringend vorausgesetzt und eine Vorliebe für verwickelte Plots sowieso. Wer das kann, wird bei dem Episodenfilm aber immer wieder lohnende Momente finden.
20 Minutes – The Power of Few erscheint am 15. Juli auf DVD und Blu-ray
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