Der Hypnotiseur

Der Hypnotiseur

(„Hypnotisören“ directed by Lasse Hallström, 2012)

Der HypnotiseurTatort Sporthalle: Ein Mann – der Sportlehrer – wird dort ermordet aufgefunden, hingerichtet durch eine ganze Reihe von Messerstichen. Ein furchtbares Verbrechen, ganz sicher. Doch es kommt noch schlimmer: Als ein Polizist zur Familie des Toten fährt, um sie über den Mord zu informieren, entdeckt dieser, dort auch sämtliche Angehörigen ihr Leben lassen mussten. Irgendjemand muss in die Wohnung eingebrochen sein und nacheinander die Familienmitglieder getötet haben. Nicht einmal vor der kleinen Tochter machte der Täter halt, schlachtete sie ebenso bestialisch ab wie die anderen. Nur der Sohn (Jonatan Bökman) überlebt schwerverletzt, aber die Überlebenschancen stehen schlecht. Und ansprechbar ist er auch nicht. Wer könnte derart skrupellos eine ganze Familie auslöschen? Und warum?

Der Polizeichef vermutet eine Racheaktion, die mit den Spielschulden des Vaters zusammenhängen. Aber Kommissar Joona Linna (Tobias Zilliacus) ist von dieser Theorie nicht überzeugt, vermutet, dass da noch viel mehr dahintersteckt. Also akzeptiert er den Vorschlag, sich von dem Hypnotiseur Erik Maria Bark (Mikael Persbrandt) helfen zu lassen. Der soll mit dem komatösen Jungen „sprechen“ und so den Mörder entlarven. Doch Letzterer lässt sich nicht in sein Handwerk pfuschen, bricht nachts bei Erik und seiner Frau Simone (Lena Olin) ein und entführt deren Sohn Benjamin (Oscar Pettersson). Wenn der Hypnotiseur sich nicht aus dem Fall raushält – so die Drohung – muss sein Sohn sterben.Der Hypnotiseur Szene 1

Fans sind schon seit Jahren davon überzeugt, dass die derzeit besten Krimis aus Skandinavien stammen: Mit ihren gebrochenen Charakteren, der düsteren Stimmung und den ausgefeilten Plots sind sie eine wunderbare Alternative, wer die deutschen Vertreter zu bieder, die englischen zu skurril, die amerikanischen zu actionbetont findet. Und doch, erst mit der Verfilmung „Millennium“-Trilogie des Autors Stieg Larsson kamen die Thriller aus dem Norden richtig im Mainstream an. Und das so sehr, dass ein Film wie Der Hypnotiseur – sonst eher ein Fall für die 22-Uhr-TV-Schiene am Sonntag – sogar im Kino läuft.

Die Voraussetzung für einen größeren Erfolg war hier sogar gegeben: Der Film basiert auf einem Buch des schwedischen Autorenduos Lars Kepler, dessen Kriminalromane schon in 30 Länder verkauft wurden. Und stimmungsvoll fängt die Geschichte auf jeden Fall auch an; man fiebert mit, rätselt, was wohl der Hintergrund des Mehrfachmordes sein mag. Doch mit der Zeit setzen erste Ermüdungserscheinungen ein. Die Figuren sind in Ordnung und kompetent gespielt, aber letztendlich doch zu bekannt: ein Polizist, der nur für seine Arbeit lebt (Joona), ein Ehepaar, das nach einer Affäre des Mannes erst durch ein Unglück wieder zusammenfindet (Erik und Simone). Für Genre-Neulinge mag das spannend sein, Veteranen haben das alles aber schon einmal woanders gesehen.Der Hypnotiseur Szene 2

Das wirkliche Problem ist aber die Handlung, das zu wenige echte Wendungen und falsche Spuren enthält. Natürlich muss nicht jeder Krimi die fast schon verschwenderisch verknüpften Handlungsstränge von Kommissarin Lund – Das Verbrechen haben. Ein paar mehr Widerhaken hätten der Geschichte aber gut getan. Vor allem ist die eigentliche Auflösung recht enttäuschend, da sie sich zu einfach aus der Affäre zieht. Etwas mehr Mühe hätten sich die beiden Erfolgsautoren schon geben können. Schade, da wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen, zumal auch die Umsetzung durch den bekannten Regisseur Lasse Hallström (Chocolat, Lachsfischen in Jemen) solide ist. So bleibt ein insgesamt stimmungsvoller und kompetenter Thriller, der an einem Sonntagabend nicht weiter auffallen würde – weder positiv noch negativ.



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Fans skandinavischer Krimis finden bei Der Hypnotiseur kompetenten Nachschub mit guten Schauspielern und düsterer Atmosphäre. Größtes Problem ist der mangelnde Einfallsreichtum bei Figuren und Handlung sowie die enttäuschende Auflösung.
6
von 10