(„The Hunger Games“ directed by Gary Ross, 2012)
Romanverfilmungen haben es wirklich nicht leicht. Nicht nur dass es eine undankbare Aufgabe ist, mehrere hundert Seiten in zwei Stunden pressen zu müssen. Oft werden die Filme danach von eingefleischten Fans der Vorlage zerrissen, gerade bei Kultbüchern und solcher mit einer großen Leserschaft ist das Risiko groß, Anhänger zu verprellen. Dabei zeigte doch Herr der Ringe, dass auch solche oscarprämierte Kassenschlager sein können. Gilt das auch für Die Tribute von Panem – The Hunger Games ?
„Möge das Glück stets mit euch sein“ – gäbe es eine Nominierung zum gemeinsten Filmzitat des Jahres, dieses wäre ganz oben mit dabei. Dabei kommt der Satz so flockig leicht daher, so richtig nett. Ein bisschen, als würde jemand bei den Olympischen Spielen die Athleten anfeuern. Und ganz so falsch würde man damit bei den „Hunger Games“ auch nicht liegen. Mit dem Unterschied, dass dem Gewinner hier keine albernen Medaillen verliehen werden, sondern ein viel wertvollerer Preis: Er darf weiterleben. Im Gegensatz zu den Verlieren, auf die selbst als Zweitplatzierter maximal ein hübscher Sarg wartet.
Wettkämpfe auf Leben und Tod zur Belustigung der Zuschauer sind ja nicht gerade eine neue Idee. Schon die Römer kamen auf die „spaßige“ Idee, Gladiatoren aufeinander zu hetzen. Und auch in Filmen wurde das Thema mehrfach umgesetzt, vom Arnie-Klassiker Running Man über den kontroversen Japanschocker Battle Royale bis zur bitterbösen Satire Series 7: The Contenders. Ein wenig hinkt der Vergleich mit diesen Filmen aber, steht doch bei The Hunger Games der eigentliche Wettkampf gar nicht so sehr im Vordergrund.
Eine Stunde nimmt sich der Film Zeit, um die Welt von Panem, die Hintergründe und auch die Hauptpersonen vorzustellen; eine Welt irgendwo weit weg, irgendwann in der Zukunft und völlig zerrissen. Auf der einen Seite haben wir Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) aus dem ärmlichen Bergarbeiterdistrikt, die zusammen mit 22 anderen Wettbewerbern um ihr Leben kämpfen müssen. Auf der anderen Seite die dekadenten Zuschauer, die in wunderbar grotesken Kostümen und greller Schminke die Oberschicht der Diktatur darstellen und die es bei Laune zu halten gilt. Denn als Sponsoren haben sie einen nicht unerheblichen Anteil am Ausgang der Spiele. Dieses Drumherum, die prächtige Austattung und der Hintergrund, sind so interessant geworden, dass auch Actionfilmen wenig zugetane Zuschauer daran Spaß haben können.
Die Spiele selbst – und damit der eigentliche Actionteil – fallen in dem Film ohnehin fast schon ein wenig kurz aus. Gerade am Anfang sterben die meist anonymen Kämpfer so schnell, dass es schwer wird, den Überblick zu behalten, wer eigentlich noch dabei ist. Vielleicht sollte diese Hektik für Rasanz sorgen, oft kommt aber eher Irritation dabei heraus. Hin und wieder sind die einzelnen Figuren und deren Umgang miteinander zudem etwas unglaubhaft, gerade auch bei der doch recht bemühten Liebesgeschichte. Dieser Makel hat aber nichts mit der Besetzung zu tun, die das Beste aus ihren Rollen machen. Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence (Silver Linings) ist sicher etwas unterfordert und auch Josh Hutcherson hat nicht allzuviel zu sagen. Dafür ist der herrlich zynische Woody Harrelson absolut sehenswert. Und spannend ist der Film ohnehin. Das sahen übrigens auch die Zuschauer so und machten den Film in den USA zu einem der 15 erfolgreichsten aller Zeiten. Kein Wunder also, dass auch der Nachfolger schon in Arbeit ist und dieses Jahr in die Kinos kommen soll.
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