Du hast es versprochen

Du hast es versprochen

(„Du hast es versprochen“ directed by Alex Schmidt, 2012)

Du hast es versprochenDen Urlaub hat sich Hanna (Mina Tander) sicherlich ganz anders vorgestellt. Eigentlich war sie mit ihrer Jugendfreundin Clarissa (Laura de Boer), die sie seit 25 Jahren nicht mehr gesehen hatte, und Tochter Lea (Lina Köhlert) auf die Ferieninsel gefahren, um zu vergessen. Den Alltag. Den Stress bei der Arbeit. Aber vor allem ihren Mann, der sie kurz vorher betrogen hat. Das klappt sogar recht gut, da die Ärztin viel zu sehr damit beschäftigt ist, all die Erinnerungen einzuordnen, die plötzlich wieder hochkommen. Erinnerungen an die Insel, wo sie als Kind ihren Sommerurlaub verbracht hat. Und Erinnerungen an ein Mädchen namens Maria, das früher wohl auch hier gelebt hat und Hannas Freundin war.

Doch mit ihrer Reise in die Vergangenheit stößt sie auf nur wenige Gegenliebe. „Du hättest nicht zurückkommen dürfen“, raunzt sie Nachbar Tim nach ihrer Ankunft an. Und auch die rustikale Fischverkäuferin Gabriela (Katharina Thalbach) ist zwar freundlich, blockt beim Thema Vergangenheitsbewältigung auffällig ab. Etwas offener zeigt sich Fischer Marcus (Max Riemelt), der zumindest bemüht ist, dass sich der (Wieder-) Neuankömmling auf der Insel wohl fühlt. Aber hatte nicht auch sein Verhalten, seine Antworten etwas Zögerliches an sich? Einen Schatten, den er schnell wieder hinter seinem strahlenden Lächeln verbirgt? Je mehr Bilder zurückkehren, umso mehr ist Hanna davon überzeugt, dass seit ihrer Kindheit ein dunkles Geheimnis auf der Insel begraben ist und alle außer ihr Bescheid wissen. Was ist damals vorgefallen zwischen ihr, Maria und Clarissa? Warum kann sich Hanna kaum an das Mädchen erinnern? Und was hat es mit der Ruine mitten im Wald auf sich?Du hast es versprochen Szene 1

Komödien und Dramen, manchmal auch eine Mischung aus beiden, dazu noch betuliche Krimis – wenn in Deutschland Filme gedreht werden, dann stammen sie meistens aus diesen Genres. Du hast es versprochen ist keines davon, sondern ein reinrassiger Mystery-Thriller. Und ein gut gemachter noch dazu. Ein Wispern, ein Huschen durch den Wald, verborgen hinter einer Mauer aus Schweigen; die Stilmittel und Bilder sind bekannt, Figuren und ein Großteil der Handlung ebenso. Wer gehofft hat, der deutsche Beitrag würde sich durch Innovationen hervortun, wird hier umsonst darauf warten, Regisseurin Alex Schmidt verlässt dich da zu sehr auf Bewährtes. Doch das hat auch seine Vorteile, schließlich heißt es nicht umsonst: Besser gut geklaut als schlecht erfunden. Soll heißen, durch die Verwendung etablierter Bestandteile ist Du hast es versprochen von Anfang bis Ende stimmig geworden ist – was auch schon keine Selbstverständlichkeit ist.Du hast es versprochen Szene 2

Stilmittel bedeutet hier übrigens vor allem regelmäßige Flashbacks, durch die sich nach und nach die einzelnen Puzzleteile zusammensetzen. Deren Einsatz mag ein bisschen exzessiv sein, sie sind aber zumindest passend gesetzt. Ansonsten dominieren im Film typische Elemente klassischer Geistergeschichten wie Personen, die im Augenwinkel auftauchen, dann wieder verschwunden sind. Und auch der obligatorische düstere Keller darf nicht fehlen. Positiv anzumerken sind hingegen die stimmungsvollen Bilder – die raue See, nebelverhangene Wälder – und die guten Schauspieler, mit deren Hilfe sich eine recht spannende Geschichte um Kindertraumata und Gespenstermär entwickelt, die sich erst auf den letzten Metern auflöst. Glaubwürdig ist diese genretypisch nur bedingt – gerade zum Ende sollte man besser nicht allzu viel über sie nachdenken. Wer aber einfach nur mal wieder ein bisschen rätseln und sich gruseln möchte, wird hier auf jeden Fall recht gut unterhalten.



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Ein Mystery-Thriller aus deutschen Landen, das hat Seltenheitswert. Zwar nutzt Regisseurin Alex Schmidt nicht die Chance, dem Genre gleich auch einen eigenen Stempel aufzudrücken. Da sie aber geschickt auf Bewährtes zurückgreift und dazu stimmungsvolle Bilder auf den Bildschirm zaubert, ist Du hast es versprochen ein recht unterhaltsamer Vertreter geworden.
7
von 10