(„Dirty Copland“ directed by Brian A Miller, 2013)
Ein unübersehbarer Hang zu Alkohol und Drogen, Stammgast in einer zwielichtigen Stripperbar und auch der Korruption nicht ganz abgeneigt – David Callahan (Stephen Dorff) ist nicht unbedingt der naheliegendste Kandidat für die Auszeichnung als Mitarbeiter des Monats. Als der Polizist während einer seiner krummen Touren niedergeschossen wird, könnte man das daher durchaus als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen. Doch Callahan hat Glück im Unglück, ein Unbekannter vertreibt die Verbrecher und rettet ihm so das Leben. Doch wer war der Engel in der Not? Cal, wie er von allen genannt wird, war zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr bei vollem Bewusstsein, bis die Polizei auftaucht, ist der Fremde längst verschwunden. Auch der Aufruf übers Fernsehen, der Retter möge sich bitte melden, führte zu nichts.
Doch dann taucht auf einmal der geheimnisvolle Sergei (Zoran Radanovich) auf, gibt sich als Retter zu erkennen und bittet Cal um Hilfe. Seine Tochter, die Stripperin Zhanna (AnnaLynne McCord), wurde auf dem Weg nach Hause vergewaltigt und nahm sich später das Leben. Der Täter wurde nie gefasst, da Zhanna aus Scham auf eine Anzeige verzichtete. Doch wie das Tagebuch der Verstorbenen aufzeigt, führt die Spur zu einem Mann mit dem Spitznamen Angel (Walton Goggins), der genau in dem Stripschuppen Stammgast ist, bei dem auch Cal früher ein und ausging. Als der Polizist seine verdeckten und inoffiziellen Ermittlungen beginnt, führt ihn das also tief in seine eigene Vergangenheit. Eben die Vergangenheit, von der der inzwischen Geläuterte glaubte, sie längst hinter sich gelassen zu haben.
Schon der deutsche Untertitel Dirty Copland macht deutlich, dass hier besser keine strahlenden Helden zu erwarten sind – und das gilt nicht nur für Callahan sondern auch den Rest des Polizeiapparates. Detective Les Scanlon (David Boreanaz) ist jähzornig und überheblich, Captain Verona (James Wood) nur am eigenen Machterhalt interessiert, ein dritter Kollege wird zu Beginn des Films festgenommen, als er zum wiederholten Male eine Frau vergewaltigt. Anders als etwa in Kings of the City kürzlich, wo die Grenzen zwischen Gut und Böse völlig aufgehoben waren, fungiert Callahan hier trotz allem als Sympathieträger, als nicht ganz so verkehrter Kerl mit Schwächen. Vielen Schwächen. Sonderlich komplex ist sein Charakter aber wie auch bei allen anderen Figuren nicht ausgefallen; mehr als ein Mittel zum Zweck sind sie nicht.
Dafür hat man sich beim Drehbuch mehr Mühe gegeben, als man erwarten durfte: Denkt man zu Beginn, es mit einem reinen Rachethriller zu tun zu haben, wird die Handlung später doch deutlich cleverer. Allerdings muss man dafür bis zum letzten Drittel warten. Vorher wird zwar ausgiebig mit Rückblenden gearbeitet aber es dauert eine Weile, bis die Geschichte in Schwung kommt. Geduld sollte man als Actionfan hier ohnehin mitbringen, denn Schießereien sind auffällig selten und wenn dann recht kurz. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Geschichte. Sofern man damit leben kann, ist die Inszenierung aber durchaus in Ordnung und man will doch wissen, was nun hinter allem steckt.
Auch die Besetzung ist solide und kann sogar erstaunlich viele bekannte Gesichter vorweisen: Neben Stephen Dorff und James Woods sind unter anderem David Boreanaz (Buffy – Im Bann der Dämonen), AnnaLynne McCord (Excision), Stephen Lang (Avatar), Laura Harris (Dead Like Me – So gut wie tot) und der Rapper Soulja Boy zu sehen. Auch dank deren routinierten Vorstellungen kann Officer Down – Dirty Copland bei der Masse an Cop-Thrillern ganz gut mithalten. Kein Meisterwerk aber ordentliche Unterhaltung.
Officer Down – Dirty Copland ist seit 17. Juni auf DVD und Blu-ray erhältlich
(Anzeige)