(„Bowling“ directed by Marie-Castille Mention-Schaar, 2012)
„Ein Bretone soll sich eine Krankheit aussuchen und er hat die Wahl zwischen Alzheimer und Parkinson. Was wird er wohl wählen? Alzheimer natürlich, denn er vergisst lieber, ein Glas Wein zu bezahlen anstatt es zu verschütten.“
Totenstille.
Nein, der Witz ging wohl in die Hose. Aber Catherine (Catherine Frot) hatte von vornherein einen schweren Stand bei den neuen Kollegen. Als Personalleiterin soll sie das Krankenhaus umkrempeln und dessen Rentabilität steigern. Kein Wunder also, dass die anderen sie da misstrauisch bei der Vorstellungsrunde beäugen und sich um ihre Abteilungen sorgen.
Doch es gibt noch andere Reibungspunkte zwischen dem Neuankömmling und den Alteingesessenen: Catherine ist eine vornehme, etwas steife Pariserin und kann sich mit den eher bodenständigen Einwohnern der kleinen bretonischen Gemeinde Carhaix nicht so recht anfreunden. Als sie deren Lieblingssport Bowling auch noch als provinziell bezeichnet, ist es natürlich gleich ganz aus. Bis Catherine selbst Hand anlegt, eine erste Kugel über die Bahnen schickt und dabei sogar Spaß hat. Aus der gegenseitigen Ablehnung mit Mathilde (Mathilde Seigner), Firmine (Firmine Richard) und Louise (Laurence Arné) wird so mit der Zeit Akzeptanz und am Ende auch Freundschaft. Eine Freundschaft, die jedoch auf eine harte Probe gestellt wird, als Catherine verkündet, dass die Entbindungsstation – der Einsatzbereich der drei anderen – Verluste einfährt und geschlossen werden muss. Natürlich wollen die Betroffenen die Entscheidung nicht kampflos hinnehmen und Catherine sitzt auf einmal zwischen allen Stühlen.
Eine französische Komödie über einen Großstadtmenschen, der in die Provinz versetzt wird und trotz einer widrigen Ausgangssituation sein Herz dort verliert – nein, wird reden hier nicht von Willkommen bei den Sch’tis. Ein bisschen wurde hier aber sicherlich auf die über 20 Millionen Besucher geschielt, die das Vorbild 2008 zum erfolgreichsten französischen Film aller Zeiten machte. Noch deutlicher wird das beim deutschen Titel, wo aus Bowling ein Willkommen in der Bretagne gemacht wurde. Ein vergleichbar großes Phänomen wird – trotz der etwas ungenierten Anspielung auf den Überraschungshit von 2008 – aus der Geschichte um die bowlenden Freundinnen sicher nicht werden, an den deutschen Kinokassen ging der Film Anfang des Jahres ziemlich unter.
Dabei hat auch dieser Ausflug in die Provinz seine Vorzüge. Die Figuren sind nicht sonderlich tief gezeichnet, aber von dem Frauenquartett sympathisch gespielt (abgesehen von der bärbeißigen Mathilde). Die französische Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar verlässt sich bei ihrem zweiten Spielfilm völlig auf den Charme ihrer Schauspielerinnen, was größtenteils auch aufgeht: Durch sie wird Willkommen in der Bretagne zu einer warmherzigen Feel-Good-Komödie, ein leichtes Filmvergnügen, das gerade im Sommer gut funktioniert. Mehr leider auch nicht. Dafür fehlen dem französischen Film neben den überraschenden Wendungen – eigentlich weiß man schon nach den ersten Minuten, was die Geschichte bereithalten wird – vor allem der Biss. Der wäre aber nötig gewesen, um aus dem harmlosen Spaß vielleicht etwas Größeres zu machen.
Willkommen in der Bretagne ist seit 5. Juli auf DVD und Blu-ray erhältlich
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