(„Drift“ directed by Morgan O’Neill and Ben Nott, 2012)
Schnell muss es jetzt gehen und sehr leise, damit er sie nicht hört: Die ersten Minuten von Drift – Besiege die Welle erzählen, wie eine Mutter sich nachts ihre beiden Kinder schnappt und den vermutlich gewalttätigen Ehemann verlässt. In schönen Schwarz-Weiß-Bildern gelingt Morgan O’Neill und Ben Nott so ein äußerst stimmungsvoller Einstieg. Doch der erste Eindruck trügt, der australische Film will gar nicht über Familiendramen sprechen. Im Grunde ist der Anfang für den weiteren Film noch nicht mal relevant.
Die eigentliche Geschichte spielt viele Jahre später, Kat Kelly (Robyn Malcolm) und die Söhne Andy (Myles Pollard) und Jimmy (Xavier Samuel) haben sich in ihrem neuen Zuhause längst eingelebt. Ein glanzvolles Leben ist es nicht, Kat verdient sich ihr Geld als Näherin, Andy arbeitet in einer Holzfabrik, damit die Familie über die Runden kommt. Nur Jimmy interessiert sich weniger für die finanzielle Grundversorgung der Familie, verbringt seine Zeit lieber beim Surfen. Das gleiche gilt auch für den herumstreifenden Surffotografen JB (Sam Worthington), mit dem sich die beiden anfreunden. Doch eines Tages kommt Andy auf eine an und für sich naheliegende Idee: Warum das Hobby nicht mit der Arbeit verbinden? Und so beginnt die Familie, selbst Surfbretter und andere Ausrüstung herzustellen. Anfangs sieht es tatsächlich danach aus, als würde dieser Plan aufgehen – wäre da nicht der lokale Drogendealer und Schläger, mit dem die Brüder ein ums andere Mal aneinandergeraten.
Die Bedeutung von Familie, das Gefühl von Freiheit, unsympathische Bankangestellte ohne Verständnis für den großen Traum, eine Ächtung von Drogen und der obligatorische Surfwettbewerb am Ende – in Drift – Besiege die Welle wird so ziemlich alles hineingepackt, was das Genre an Klischees zu bieten hat. Die Schauspieler, darunter die durchaus bekannteren Australier Sam Worthington (Avatar – Aufbruch nach Pandora) und Xavier Samuel (Eclipse – Bis(s) zum Abendrot), geben sich zwar sichtlich Mühe, doch sind ihre Rollen wie auch die Geschichte ziemlich flach gehalten. Bis auf den Einstieg gibt es in der Hinsicht also nur wenig Gründe, sich den Film anzuschauen. Den Vergleich mit dem Klassiker Gefährliche Brandung, der auf dem Cover beworben wird, hält das Sportdrama nicht stand.
Dass man sich Drift durchaus ansehen kann, liegt dann auch weniger an der Handlung als wie zu erwarten an der Optik, denn bei allem Respekt vor den soliden Darstellern: Der eindeutige „Star“ ist die Welle. Schon die Landschaftsaufnahmen machen Lust, seine Sachen zu packen und doch mal nach Down Under zu fahren. Und wenn die Surfer sich auf ihre Bretter werfen und mal auf, mal unter dem kühlen Nass entlang rasen, wird schon eine Menge fürs Auge geboten. Ob man sich dafür den ganzen Film ansehen muss, ist zwar etwas fraglich, dafür fehlt trotz Ansätzen eines Drogenthrillers schlicht die Spannung. Fans von Sport- und hier vor allem Surffilmen finden aber zumindest einen nett gemachten und hübsch anzusehenden Vertreter.
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