(„Tai Chi Hero“ directed by Stephen Fung, 2012)
Eine zünftige Wassermelonenschlacht, zahlreiche Videospielelemente wie Hitpoints oder Levels und zum Abschluss ein Endkampf gegen einen Riesenroboter – nein, Tai Chi Zero hatte mit ernsthaften Genrevertretern wie Tiger & Dragon oder Hero nur wenig gemein. Epische Schlachtengemälde? Verwickelte Geschichten rund um Ehre und Verrat? Kunstvoll ausgearbeitete Kämpfe, die fast schon an Tänze erinnern? Danach suchte man hier vergebens. Stattdessen setzte das Martial-Arts-Spektakel auf knallbunte Optik, eine wilde Mischung verschiedenster Musikrichtungen und natürlich eine dicke Portion Humor. Aber leider auf auch einen der dreistesten Cliffhanger der Filmgeschichte: Noch während des Abspanns lief bereits der Trailer von Teil Zwei, der parallel gedreht worden war. Und so kommt nur wenige Monate später mit Tai Chi Hero schon die Fortsetzung in die hiesigen Läden.
Auch dieses Mal steht der junge Kämpfer Yang Lu Chan (Yuan Xiaochao) im Mittelpunkt des Geschehens, der nach den Abenteuern von Tai Chi Zero endlich seine Angebetete Chen Yuniang (Angelababy) ehelichen darf. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Nicht nur, dass er in Zukunft eine überaus hübsche Dame an seiner Seite weiß. Okay, nicht ganz an seiner Seite, die resolute Frau besteht darauf, dass er auf dem Boden schläft. Aber immerhin erlaubt ihm diese Heirat, im Dorf zu bleiben und die verborgenen Kampfkünste zu lernen, die allen Außenstehenden untersagt sind. Dafür nimmt man gewisse Repressalien der vermeintlich besseren Hälfte in Kauf.
Doch gerade, als alles nach Friede, Freude, Tofukuchen aussieht, kommt Chens verstoßener Bruder Zai Yang (Shaofeng Feng) aus dem Exil, und mit ihm eine düstere Prophezeiung. Denn die besagt, dass ein großes Unglück über das Dorf kommt, wenn ein Außenstehender das örtliche Tai Chi erlernt. Und zu allem Unglück war auch der Bösewicht Fang Zijing (Eddie Peng) nach seiner Niederlage im ersten Teil nicht untätig und sinnt auf Rache. Ein Glück, dass sich Chan inzwischen von der absoluten Null zu einem vorzeigbaren Tai-Chi-Helden gemausert hat und er so den Kampf mit seinen Widersachern aufnehmen kann.
Nicht nur inhaltlich, auch formal wird hier nahtlos an den Vorgänger angeschlossen. Das bedeutet neben solide inszenierten Prügeleinlagen wieder reichlich absurde Einfälle, wenn auch leider weniger häufig und zwangsweise weniger überraschend. Auch das Tempo wurde deutlich reduziert. Damit rücken dann unweigerlich Handlung und Charaktere stärker in den Vordergrund und beides war schon bei Tai Chi Zero nur mäßig spannend. Für sich genommen ist Tai Chi Hero dennoch in Ordnung und hat vereinzelt nette Ideen zu bieten. Eingefleischte Fans von Martial-Arts-Filmen werden die Fortsetzung eventuell sogar vorziehen, da sie insgesamt deutlich konventioneller ist als der doch sehr abgedrehte Erstling. Wer nach der audiovisuellen Wundertüte des ersten Teils jedoch eine weitere Steigerung erhofft hat, wird sicher enttäuscht sein. Ein dritter Teil wird übrigens auch diesmal am Ende angekündigt. Bleibt nur zu hoffen, dass man nicht allzu lange auf diesen warten muss und der dann vielleicht wieder launiger ausfällt.
Tai Chi Hero ist seit 9. August auf DVD und Blu-ray erhältlich
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