(„Trap for Cinderella“ directed by Iain Softley, 2011)
Filmfans dürfte der Name Sébastien Japrisot allenfalls durch die Romanze Mathilde – Eine große Liebe mit Audrey Tautou bekannt sein. Dabei hat der französische Autor in den 60ern diverse gelungene Krimis geschrieben, die wie gemacht sind für die große Leinwand. Eines dieser Bücher, „Piège pour Cendrillon“ (auf Deutsch „Falle für Aschenbrödel“), bildet die Vorlage für Wrong Identity – In der Haut einer Mörderin. Schon 1965 wurde die Geschichte das erste Mal in Frankreich verfilmt, dieses Mal nahm sich der englische Regisseur und Drehbuchautor Iain Softley des Stoffes an.
Die Handlung ist dabei gleich geblieben: Micky (Tuppence Middleton) ist eine junge Frau, hübsch, eine erfolgreiche Fotografin und Alleinerbin ihrer steinreichen Tante (Frances de la Tour). Nur hat Micky nicht viel davon, denn sie kann sich an nichts erinnern. Ein Unfall, Feuer, Bruchstücke einzelner Szenen – das ist alles, was ihr geblieben ist, als sie im Krankenhaus erwacht. Julia (Kerry Fox), die alte Wegbegleiterin von Mickys Tante, stellt für sie die einzige Verbindung in die Vergangenheit dar, erklärt ihr stückchenweise, was passiert ist. Doch der jungen Frau geht das entschieden zu langsam, zumal sie das Gefühl hat, dass ihr da etwas verschwiegen wird.
Doch auch ihre Versuche, auf eigene Faust zu ermitteln, führen sie nicht sehr weit. Egal ob der Besuch beim Anwalt oder ein Gespräch mit Exfreund Jake (Aneurin Barnard), niemand kann oder will ihr die Antworten geben, die sie sucht. Erst als sie ihr altes Tagebuch entdeckt, lüftet sich langsam das Geheimnis – ein Geheimnis, das sie nach Frankreich und zu ihrer alten Jugendfreundin Do (Alexandra Roach) führt, die in eben jenem Brand ums Leben kam. Doch was genau ist damals geschehen? Und wie konnte es überhaupt zu dem verheerenden Feuer kommen?
Gedächtnisverlust gehörte schon 1963, als der Roman in Frankreich erschien, nicht unbedingt zu den originellsten Aufhängern von Krimis. Heute, genau 50 Jahre später, lockt man mit diesem Einfall erst recht niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Doch Genrefans dürfte das herzlich wenig kümmern, denn das Spiel mit der nur langsam zurückkehrenden Erinnerungen funktioniert und wurde auch passend umgesetzt: Durch Flashbacks, Gespräche und Tagebucheinträge fügen sich nach und nach die Puzzelteile zusammen, sodass man als geneigter Spürhund gemütlich miträtseln kann. Glücklicherweise widerstand Softley zudem der Versuchung, den Roman irgendwie modernisieren zu wollen.
Weitere Handlungsstränge? Die gibt es nicht, ebenso wenig pseudopsychologische oder gesellschaftskritische Vertiefungen, aufsehenerregende Sexszenen oder plötzliche Actionsequenzen. Geboten wird gute alte Krimikost, bei der nur die Ausstattung verrät, dass wir uns in den 2010ern befinden. Für manche mag der Film dadurch zu ruhig sein, zu langsam, altmodisch, vielleicht sogar langweilig. Doch für Freunde klassischer Fälle, jemand der vielleicht früher Romane von Edgar Wallace oder Agatha Christie verschlungen hat, ist der schnörkellose Wrong Identity eine Wohltat. Da lässt sich sogar darüber hinwegsehen, dass die Geschichte – wie so oft bei Krimis – eigentlich nicht sonderlich glaubwürdig ist. Ärgerlich allein die Entscheidung, in Deutschland dem Film einen ganz anderen Titel zu geben und damit zuviel vom Inhalt vorwegzunehmen.
Wrong Identity erscheint am 16. August auf DVD
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