(„Une vie meilleure“ directed by Cédric Kahn, 2010)
Man kann nicht behaupten, dass Yann (Guillaume Canet) jemand ist, der lange fackelt. Als der Kantinenkoch sich vergeblich in einem Restaurant um eine Stelle bewirbt, überredet er nach der Absage kurzerhand die dortige Kellnerin zu einem Date und landet noch in derselben Nacht mit ihr im Bett. Um eine schnelle Nummer geht es dem Draufgänger jedoch nicht, er empfindet Nadia (Leïla Bekhti) gegenüber schnell echte Zuneigung und will mit der Libanesin und ihrem Sohn Slimane (Slimane Khettabi) eine Familie gründen.
Als die Patchworkfamilie während eines Ausfluges ein verlassenes Gebäude direkt am See entdeckt, das ein prima Restaurant abgeben würde, setzen beide alles auf eine Karte – und verlieren haushoch. Sie erhalten zwar ein Darlehen von der Bank, verschulden sich durch den Kauf und die Renovierung aber bis über den Kopf. Und eine Eröffnung rückt auch in weite Ferne, als ihnen wegen Baumängeln die Genehmigung nicht erteilt wird. Das Geld zur Beseitigung dieser Mängel haben sie natürlich nicht, dafür wächst der Schuldenberg von Monat zu Monat weiter – diverser Kredithaie sei Dank. Letzter Ausweg: Nadia wandert nach Kanada aus, Slimane soll bald nachkommen. Doch mit der Zeit wird der Kontakt immer sporadischer und auf einmal müssen sich die beiden Daheimgebliebenen mit einer Frage auseinandersetzen: Was, wenn sie gar nicht zurückkommt?
Wie Leute sich aus den unsinnigsten Gründen verschulden, daran dürfen wir Woche für Woche dank RTL und Peter Zwegat zur Genüge teilhaben. Dennoch lohnt sich ein Blick auf Ein besseres Leben: Der französische Film zeigt glaubhaft und ohne große Übertreibung, wie zwei Menschen, die nie wirklich eine Chance im Leben hatten – über Nadias gescheiterte Ehe erfahren wir nicht viel, Yann wuchs ohne Familie auf –, an einem großen Traum festhalten, falschen Versprechungen glauben und daran letztendlich kaputtgehen. Dabei werden die beiden nicht als Leute porträtiert, die einfach auf das schnelle Geld aussehen, auf schicke Autos oder Markenklamotten. Vielmehr wollen Yann und Nadia endlich selbständig sein, ein eigenes Leben führen, eben ein besseres Leben.
Schön auch, dass hier mehr Wert auf die kleinen Szenen gelegt wurde, anstatt auf das große Melodram zu setzen. Auch sind die Protagonisten keine strahlenden Helden, die Schauspieler bekommen mehrfach die Gelegenheit, ihre Figuren von ihren hässlichen Seiten zu zeigen – was diese auch gut hinbekommen. Über weite Strecken ist Ein besseres Leben so ein wirklich gelungenes Drama über zwei Verlierer geworden, die wenigstens einmal Gewinner sein wollten und mit der Zeit das wenige, was sie hatten, auch noch aufgeben müssen.
Schade ist dabei nur, dass das Ende nicht wirklich geglückt ist. Hier wird dann noch einmal kräftig aufgedreht und dabei die eigene Glaubwürdigkeit unnötig über Bord geworfen. Außerdem drückt sich Regisseur und Koautor Cédric Kahn so vor einer richtigen Auflösung der Problematik. Da wäre auf jeden Fall noch mehr drin gewesen, aber auch so sei Freunden kleiner, trauriger Geschichten ein Blick auf das französische Drama empfohlen.
Ein besseres Leben ist seit 13. September auf DVD erhältlich
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