(„Myn Bala“ directed by Akan Satayev, 2011)
Wer kleiner ist und schwächer, der zieht bei Prügeleien den Kürzeren. Das gilt für Scharmützel auf dem Schulhof ebenso wie für kriegerische Auseinandersetzungen auf dem Schlachtfeld. So ergeht es auch den Kasachen im 17./18. Jahrhundert. Als die Mongolen – mal wieder – in deren Land einfallen, hat die Bevölkerung dem Ansturm weder zahlen- noch waffenmäßig etwas entgegenzusetzen. Wer dann nicht schnell genug mit den Dsungaren, so der Name des mongolischen Stammes, kooperiert, wird gnadenlos niedergemetzelt. Ob Alte, Frauen oder Kinder – den Aggressoren ist es egal. Gemordet wird, was vor die Klinge kommt.
Auch das Dorf von Sartai (Asylkhan Tolepov) wird so dem Erdboden gleichgemacht. Er selbst kann zwar fliehen, muss aber mitansehen, wie sein eigener Vater beim Angriff hingerichtet wird. Jahre später versammelt Sartai, inzwischen zu einem jungen Mann herangereift, Krieger aus dem ganzen Land, um die Mongolen zu vertreiben. Zunächst beschränkt sich der Heißsporn darauf, mit seinen „Myn Bala“ – zu Deutsch: die tausend Jungen – gezielt und überfallsartig einzelne Feinde zu töten. Doch schon bald reicht Sartai diese Vorgehensweise nicht, er drängt auf die große Entscheidungsschlacht, um die Ermordung seiner Familie rächen zu können.
Natürlich: Eine persönliche Rachestory ist nicht unbedingt der originellste Aufhänger für einen historischen Actionfilm. Aber sie funktioniert und bietet Myn Bala – Krieger der Steppe einen Vorwand für zahlreiche gut choreographierte Kämpfe. Wer dabei Asien und Kämpfe automatisch mit Martial Arts gleichsetzt, wird jedoch eines Besseren belehrt. Zwar können einige der Aufständischen auch fast übermenschlich gut kämpfen, bleiben dabei aber immer schön auf dem Boden und halbwegs realistisch. Damit erinnert der Film eher an westliche, ähnlich gestrickte Geschichtsepen wie Braveheart, ohne jedoch glücklicherweise ähnlich tief im Pathos zu ertrinken. Nur zum Ende hin wird es leider auch hier arg und unnötig kitschig, als die etwas aufgesetzte Liebesgeschichte zwischen Sartai und der schönen Zere (Aliya Anuarbek) in den Fokus rückt.
Bis dahin macht der für kasachische Verhältnisse recht teure Streifen (12 Millionen) aber Laune und überzeugt auch mit schönen Bildern der weiten, kargen Steppe. Fans von epischen Historienfilmen machen hier also nichts verkehrt, zumal der Schauplatz in dem Genre vergleichsweise unverbraucht ist. Interessante Kostüme und eine gute Ausstattung dürfen ebenfalls bewundert werden und sorgen so für nettes Lokalkolorit. Schade nur, dass darüber hinaus der Zuschauer nicht mehr über Land und Leute erfährt. Eine tiefergehende Historie fehlt ebenso wie traditionelle Bräuche oder andere zeitgeschichtliche Darstellungen. Dadurch wurde die Chance vergeben, sich ein bisschen mehr von der Konkurrenz abzuheben und zu etwas wirklich Besonderem zu werden. Aber auch so wird ordentliche Unterhaltung geboten.
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