(„Do-nui Mat“ directed by Im Sang-soo, 2012)
Nicht nur in Europa oder den USA, die immer weiter auseinander gehende Schere zwischen Arm und Reich betrifft auch die Industriestaaten im fernen Osten, und damit natürlich auch Südkorea. Zeigte Pieta vor einigen Monaten mit eindringlichen Bildern die Menschen, die im Hightechland den Bodensatz bilden, widmet sich nun Taste of Money – Die Macht der Begierde dem anderen Ende des Einkommensspektrums. Hier bestimmt ein koreanisches Familienimperium das Geschehen: Familie Baek steckt so voller Geld, dass sie jeden Blick auf die Realität verloren hat. Oder besser: Wozu eine gegebene Realität akzeptieren, wenn man sich seine eigene kaufen kann?
Am wichtigsten ist dabei der schöne Schein nach außen, die internen Verwerfungen hat sonst niemand mitzubekommen. Passend dazu wird im Originalton immer zwischen Koreanisch und Englisch hin und her gewechselt, teilweise mitten im Dialog – man will einfach jemand nach außen sein und Ansehen haben. Dazu lässt man dann auch schon mal fünf gerade sein. Und so geht die Dynastie bei ihrem Kampf um noch mehr Reichtum und Macht über Leichen – teils wortwörtlich – verstrickt sich immer mehr in Intrigen und bemerkt dabei gar nicht, wie sie sich langsam aber sicher von innen selbst zerstört.
Was man dem koreanischen Film hingegen auf den ersten Blick ansieht, ist wie unheimlich gut er aussieht. Regisseur Im Sang-soo zaubert Hochglanzbilder auf den Bildschirm, wie man sie nicht einmal von amerikanischen Soap Operas kennt. Die Ausstattung ist so edel, die Einrichtung so vornehm, das Haus so luxuriös, dass einem das Geschehen geradezu unwirklich vorkommt – was durchaus beabsichtigt ist, denn das Drama ist eine groteske Anklage an eine Oberschicht, die jede Bodenhaftung verloren hat.
Interessant dabei ist, dass im Mittelpunkt des Baek-Clans ausgerechnet eine Frau steht, die unverhohlen ihre Strippen zieht und dabei manipuliert, was das Zeug hält: Baek Geum-Ok (Yuh-Jung Youn). Einen Mann an ihrer Seite gibt es zwar, Yoon (Yun-Shik Baek), aber der ist mehr zur Zierde dar. Entsprechend groß die Wut von Madame Baek, als sie erfährt, dass er sie ausgerechnet mit dem philippinischen Zimmermädchen betrügt. Dass dieser Affront nicht lange ungesühnt bleiben kann, versteht sich von selbst. Zeitweise wird durch diese offenen Machtkämpfe sogar kräftig an der Grenze zum Thrillergenre gekratzt, ohne jedoch jemals ganz dort anzukommen. Grund dafür ist, dass dem Hausdrachen ein entsprechender Gegenspieler fehlt. Privatsekretär Joo Young-jak (Kim Kang-woo) wird zwar mit seiner noch vorhandenen Moralvorstellung als Kontrastmittel eingesetzt, bleibt aber zu naiv und zurückhaltend, um für Spannung zu sorgen – Taste of Money ist mehr stylisches Sippenporträt denn Gangsterfilm.
Aber nicht nur der Thriller, auch der Komödie nähert sich Sand-soo immer wieder an, oder besser der Satire. Wenn der Vater des Alphaweibchens – und eigentliches Familienoberhaupt – im Rollstuhl und mit Atemmaske durch die Gegend geschoben wird, alles kommentiert und dabei von einer finster dreinblickenden Angestellten begleitet wird, hat das schon deutlich absurde Qualitäten. Und auch die Faszination am Geld, das Schnüffeln an Banknoten im Tresor, ist sicher nicht wortwörtlich zu verstehen. Ganz eindeutig ist die Genrezuordnung hier also nicht und es bleibt ein etwas diffuser Nachgeschmack zurück. Mehr Fokus hätte dem koreanischen Drama vielleicht ganz gut getan, Taste of Money bietet aber auch so solide Unterhaltung.
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