(„Third Star“ directed by Hattie Dalton, 2010)
Dem hiesigen Publikum ist Benedict Cumberbatch vor allem durch seine Verkörperung von Sherlock Holmes in der grandiosen BBC-Serie Sherlock bekannt, eventuell auch durch seine Rolle im letzten Star Trek. Bevor er Ende des Jahres im zweiten Hobbit-Film zu sehen – oder besser zu hören – sein wird, dürfen sich Fans des britischen Schauspielers aber noch einmal davon überzeugen, dass er auch in traurigen Rollen brillieren kann. In sehr traurigen sogar.
„Meine Eltern machen gute Mine, aber wer will schon seine Kinder überleben?“
Viel Zeit bleibt dem 29-Jährigen nicht mehr, ein paar Monate höchstens. Krebs. Endstadium. Doch ein letztes Mal will James (Cumberbatch) mit seinen Jugendfreunden Davy (Tom Burke), Miles (JJ Feild) und Bill (Adam Robertson) an die Küste, ein letztes Mal gemeinsam Spaß haben und in Erinnerungen schwelgen. Also packen sie alles ein, was die Truppe für ihren mehrtägigen Ausflug brauchen kann. Oder auch nicht. Zelte zum Beispiel, eine Art Rollstuhl für den gehbehinderten James, Nahrung natürlich und einen Baum, den sie am Zielort pflanzen wollen.
Mangelnde Vorbereitung kann man den Männern also kaum vorwerfen. Doch bei ihrer Reise über Stock und Stein müssen die vier feststellen, dass sich nicht alles vorbereiten lässt: Unbemerkt hat sich hinter der heiteren Fassade in den letzten Jahren vieles angestaut, Dinge, über die nie gesprochen wurde, Verletzungen, Kränkungen. Doch unter dem Druck der überraschend beschwerlichen Reise bricht es nach und nach aus ihnen heraus. Was als launiger Urlaub geplant war, wird so schnell zu einer Konfrontation der eigenen Verfehlungen und der späten Beichten. Und auch James trägt etwas in seinem Herzen, das er den anderen vorher nicht sagen wollte.
Dass ein gemeinsamer Ausflug in die Vergangenheit nicht nur Schönes hervorbringt, kommt nicht wirklich überraschend. Überraschend bei Third Star ist jedoch, mit welcher Permanenz immer neue Geständnisse oder scharfe Auseinandersetzungen das Beisammensein auseinanderreißen. Das ist manchmal schon arg übertrieben und mindert durch die Häufigkeit auch die Wirkung der dramatischen Szenen, zumal die Dialoge dann auch oft recht holprig sind. Statt eines natürlichen Gesprächs oder auch Streits hat man zu oft den Eindruck, einem Kammerspiel zuzusehen. Gut gespielt sind auch diese Momente, das Problem ist also eher das Ausgangsmaterial.
Im Gegensatz dazu sind die kleineren, unspektakulären Augenblicke schön authentisch geworden, etwa wenn die vier sich ein Zelt teilen müssen. Auch die Begegnung mit einem etwas anderen „Schatzsucher“ hat Charme. Und wenn der Film mit einem äußerst schmerzhaften Kinnhaken endet, sind die durchwachsenen Szenen davor ohnehin vergessen. Hier können die Schauspieler dann auch unter Beweis stellen, dass sie dem traurigen Thema grundsätzlich gewachsen sind.
Ohne Vorbehalt sehenswert sind außerdem die Aufnahmen der englischen Küste, die zwischen idyllischer Einöde und rauer Natur schwanken. Interessant auch der häufige Fokus auf Details und das Spiel mit der Verschwommenheit: So wie zunehmend James’ Kräfte schwinden, scheint auch die Kamera immer wieder Schwächeanfälle zu haben. Eine einfache wie effektive Methode, um Inhalt und Umsetzung in Einklang zu bringen. Dazu passt dann auch der Einsatz der Handkamera, die inzwischen enervierend oft in Filmen zum Einsatz kommt, hier aber zur Natürlichkeit der Geschichte beiträgt und damit einiges wieder ausgleicht, was im Drehbuch zu melodramatisch angelegt war.
Third Star ist seit 13. September auf DVD und Blu-ray erhältlich
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