(„Tower Block“ directed by Ronnie Thompson and James Nunn, 2012)
Schön sind sie nicht, dafür aber praktisch und günstig. Vor allem aber bieten Hochhäuser all jenen, die danach suchen, wohltuende Anonymität. In manchen Fällen aber auch eine fatale. Als eines Tages der gerade einmal 15-jährige Jimmy im obersten Stock des heruntergekommenen Serenity Tower Blocks brutal zusammengeschlagen wird, versucht nur Becky (Sheridan Smith), ihm zur Hilfe zu eilen. Die anderen verfahren nach dem Motto: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Zu groß ist die Furcht, selbst hineingezogen und möglicherweise selbst Zielscheibe der Schläger zu werden.
Ein Jahr später sind es eben diese Bewohner, die um ihr Leben fürchten müssen: Ein Scharfschütze hat sich gegenüber platziert, erschießt jeden, der das Haus verlassen will oder auch nur ans Fenster tritt. Diverse Nachbarn fallen schon in den ersten Minuten dem unbekannten Angreifer zum Opfer, der Rest flüchtet sich erst einmal in die Gänge. Doch was tun? Raus können sie nicht, die Telefone funktionieren nicht und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch im Haus nicht mehr sicher sind. Hinzu kommt, dass überall tödliche Fallen versteckt sind. Hilfe von außen brauchen sie nicht zu erwarten, denn das Hochhaus sollte eigentlich eh längst abgerissen werden. Also müssen sich die Nachbarn – darunter der Drogendealer Kurtis (Jack O’Connel), der betagte Neville (Ralph Brown) und der Alkoholiker Paul (Russell Tovey) – zusammenraufen, um gemeinsam dem Katz-und-Maus-Spiel zu entkommen.
Dass anonyme, schäbige Wolkenkratzer prima Kulissen für Horrorgeschichten abgeben, haben Filme wie The Echo oder Citadel längst bewiesen. Im Vergleich zu den übersinnlichen Bedrohungen der beiden Filme, bleibt es bei Tower Block bei irdischen Angreifern – genauer nachdenken sollte man über die mäßig plausible Geschichte jedoch ebenso wenig. Das ist auch das Hauptproblem des britischen Films: Schon die Grundsituation erweist sich bei der Auflösung als wenig glaubwürdig. Am schlimmsten ist aber, dass suggeriert wird, der Mörder hätte quasi über Nacht alles vorbereiten können, ohne dass es jemand gemerkt hat. Ebenfalls nicht durchdacht ist, dass die Bewohner überhaupt nicht danach aussehen, als würden sie wirklich in so einer Absteige wohnen. Und zu guter Letzt ist auch die musikalische Untermalung mit ihren Chorgesängen recht kurios geworden.
Doch wo viel Schatten, da auch so manches Licht: Die Geschichte an sich, der verzweifelte Versuch der Eingesperrten am Leben zu bleiben, ist recht spannend gemacht. Ein bisschen erinnert der Streifen an altehrwürdige Katastrophenfilme, nur dass die Bedrohung hier kein Schiffsuntergang oder Flugzeugabsturz ist, sondern das Böse unter uns. Schön vor allem, dass die Teilnehmer des nicht ganz freiwilligen Survivalteams anders als so oft kein bloßes Kanonenfutter sind. Wenn dennoch immer mehr Leute den Tod finden, dann eher wegen der unvorhersehbaren Fallen, die der Killer überall verteilt hat. Passend zum Thema wählte das Regisseurduo Ronnie Thompson und James Nunn dunkle, trübe Farben, welche die klaustrophobische Stimmung – der gesamte Film spielt innerhalb des Hochhauses – ganz gut verstärkt. Wer also über die offensichtlichen Logikfehler hinwegsehen kann, erlebt bei Tower Block einen launigen Thriller mit sozialkritischem Hintergrund.
Tower Block ist seit 13. September auf DVD und Blu-ray erhältlich
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