(„Karuto“ directed by Kôji Shiraishi, 2013)
Es gab einmal eine Zeit, da waren die Rollen im Horrorgenre klar verteilt: Spukschlösser standen grundsätzlich in Großbritannien, die USA kümmerten sich um Exorzisten- und Slasherfilme, Europa teilte sich den Rest irgendwie untereinander auf. Aber Asien? Nein, da gibt es nur Martial-Arts-Streifen, aber doch keine Horrorfilme! Und dann kam 1998 The Ring. Die Romanverfilmung sorgte nicht nur im heimischen Japan für volle Kassen und schlaflose Nächte, auch im Westen entdeckte man eine fremdartige, neue Spezies für sich. Die Folge: Verleihe grasten den reichhaltigen Fundus asiatischen Horrors ab und warfen auf den Markt, was nur irgend ging. Eine ganze Reihe von Filmen – neben The Ring unter anderem auch Dark Water, The Eye und Ju-On – bekam sogar US-Remakes spendiert, um noch mehr Geld aus den Portemonnaies der Gruselfans zu quetschen.
Von dem Hype ist mehr als zehn Jahre später nichts mehr übrig. Wenn es neue Vertreter hierher schaffen, dann eher versteckt, als einer von vielen. Bei Cult etwa wird damit geworben, dass der Produzent von The Ring und The Grudge verantwortlich war, aber man versucht erst gar nicht, das früher so zahlreiche Publikum des Subgenres zurückzuholen. Passend dazu wird hier auch weniger auf J-Horror-typische Elemente gesetzt. Stattdessen schielt man recht offen in Richtung Westen, genauer zu Paranormal Acitivity. Auf Handkameras wird zwar weitestgehend verzichtet, dennoch dreht sich alles um Kameraaufnahmen.
Drei Mädels stehen hier im Mittelpunkt, die TV-Sternchen Mari (Mari Iriki), Mayuko (Mayuko Iwasa) und Yû (Yû Abiru). Die Aufgabe: herausfinden, welche übernatürlichen Wesen ihr Unwesen treiben. Die Begleitung: ein Exorzist und eine Kamerafrau. Der Einsatzort: das Haus der Kanedas in der Innenstadt. Anders als es das Titelbild des Films suggeriert, spielt der Film nämlich nicht à la Evil Dead in einer verlassenen Hütte im Wald. Die taucht während des gesamten Filmes nicht auf. Dafür aber diverse Dämonen, mit denen die drei Grazien natürlich komplett überfordert sind. Und so kommt Neo (Ryosuke Miura) ins Spiel, der seine eigenen Methoden hat, mit den Wesen aus der anderen Welt fertigzuwerden.
Dass die drei nicht unbedingt toughe Ghostbuster sind, sondern die ganze Zeit giggeln und kreischen wie kleine Schulmädchen – meinetwegen. Doch was genau hat sich Regisseur Kôji Shiraishi bei den Geisterwesen gedacht? Anders als bei „Found Footage“ übrig, wird hier ausgiebig gezeigt, wie das Übernatürliche konkret aussieht. Einige dieser Dämonen sind sogar recht gut gestaltet. Andere … weniger. Und das ist auch das größte Rätsel von Cult: Ist das noch Horror oder schon Comedy? Selbst als der Abspann schon über den Bildschirm zuckelt, ist es schwer zu sagen, was von dem Gezeigten nun ernst gemeint war und was nicht. Wenn zum Beispiel die drei realen TV-Stars Mari Iriki, Mayuko Iwasa und Yû Abiru sich selbst spielen, geschieht das, um die Authentizität zu erhöhen? Oder ist das nicht doch eher Parodie?
Wer Horrorfilme anschaut, um sich dabei zu gruseln, wird hier wahrscheinlich so oder so leer ausgehen. Sich wie von Geisterhand öffnende und schließende Türen, ein paar Knalleffekte, mehr wird in den anderthalb Stunden nicht gebracht. Spannung sieht da anders aus. Besser unterhalten wird man, wenn man von vornherein nicht mit diesem Anspruch an den Film geht. Dann können die mitunter sonderlichen Einfälle – welcher Film kann schon eine „Dämonenbombe“ bieten? – für gelegentliche Lacher sorgen. So rein gar nicht zum Lachen ist hingegen das Ende, das selbst für Genreverhältnisse sehr abrupt aufhört und damit reichlich unbefriedigend ausfällt.
Cult ist seit 18. Oktober auf DVD, Blu-ray und 3D-Blu-ray erhältlich
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