(„Jesus liebt mich“ directed by Florian David Fitz, 2012)
Wenn die Welt schon untergeht, dann doch bitte mit Stil: Freunde gepflegter Apokalypsen hatten diesen Sommer gleich doppelt Grund zu lachen. Erst stand ein All-Star-Ensemble um James Franco und Seth Rogen in Das ist das Ende plötzlich vorm jüngsten Gericht, dann machte sich das Kulttrio Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost im Abschluss ihrer Blood-and-Ice-Cream-Trilogie (Shaun of the Dead, Hot Fuzz) auf dem Weg zu The World’s End, so als ob 2013 das prognostizierte letzte Jahr der Menschheit wäre und nicht bereits 2012.
Schon ein Jahr zuvor, genau im Dezember, widmete sich Florian David Fitz dem Thema Weltuntergang bei seinem Regiedebüt, das jetzt auch auf DVD vorliegt. Am Anfang von Jesus liebt mich, das lose auf dem gleichnamigen Roman von David Safier beruht, steht aber erst einmal eine ganz andere Katastrophe: eine Hochzeit. Oder zumindest fast. Marie (Jessica Schwarz) steht zwar schon vor dem Traualtar, Gäste, Ringe, selbst die Blumenmädchen – alles da. Doch im letzten Moment bekommt sie kalte Füße und lässt Bräutigam-in-spe sowie die gefüllte Kirche hinter sich.
Kaum aus der gemeinsamen Wohnung geflogen, liegt sie schon in den Armen des nächsten Mannes. Der sieht nicht nur unverschämt gut aus, sondern ist auch hilfsbereit, zuvorkommend, fast schon unmenschlich perfekt. Und das hat seinen Grund: Jeshua (Florian David Fitz) ist gar kein Mensch, sondern in Wirklichkeit Jesus und soll die Welt auf ihren nahenden Untergang vorbereiten. Als wäre das nicht schlimm genug, muss sich Marie auch noch mit ihren Eltern rumplagen. Ihr Vater Werner (Peter Prager) lebt mit einer deutlich jüngeren Weißrussin aus dem Katalog zusammen, Mutter und Althippie Sylvia (Hannelore Elsner) befindet sich hingegen auch viele Jahre, nachdem sie die Familie verlassen hat, auf einem Selbstfindungstrip.
Genug Stoff für Konflikte wird also allemal geboten, doch fallen diese – wie der Film insgesamt – recht harmlos aus. Natürlich muss eine Religionskomödie nicht immer so respektlos sein wie der Monty-Python-Klassiker Das Leben des Brian, so satirisch wie das starbesetzte Dogma von Kevin Smith. Ein bisschen mehr Biss hätte Jesus liebt mich aber auf jeden Fall gut getan. Spitzen auf Religion oder Glauben sind selten, meistens hält sich die Feel-Good-Komödie an bewährte Tugenden des Genres. Dramatische Momente und die ein oder andere philosophische Grundsatzfrage gibt es zwar, bringen den routinierten Film aber nie von seinem festen Kurs ab.
Größtes Plus ist daher weniger die (zu) nette Geschichte, sondern die Besetzung, die nicht nur beeindruckend prominent Namen vorweisen kann, sondern auch richtig gut ist. Die interessanteste Rolle hat sicher Henry Hübchen, der als Gabriel einst seinem Engelsdasein abschwor, um mit Sylvia zusammen zu sein, jetzt aber als zynischer und alkoholsüchtiger Pfarrer kleine Kinder erschreckt. Florian David Fitz gibt den ewig freundlichen, weltfremden Jesus und Jessica Schwarz ist einfach Jessica Schwarz. Hinzu kommen die souveränen Peter Prager (Heute bin ich blond) und Hannelore Elsner (Wer’s glaubt, wird selig), in Nebenrollen treten unter anderem Christine Schorn (Das Leben ist nichts für Feiglinge), Michael Gwisdek (Oh Boy) und Palina Rojinski (Zeit der Helden) auf.
Wenn Jesus liebt mich Spaß macht, dann vor allem, wenn man dieser großen Runde einfach beim Spielen zusehen darf, wenn die religiösen Aspekte fallengelassen werden und viel grundsätzlichere zwischenmenschliche Probleme aufgedeckt werden. In solchen Momenten kann selbst die eigentlich wenig originelle Liebesgeschichte zu rührenden Resultaten führen. Vom Witzfaktor kann es die Tragikomödie zwar nicht mit den großen Vorbildern aufnehmen, wer aber Liebeskomödien mag, findet hier zumindest einen soliden und sympathischen Vertreter.
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