(„Psychophony“ directed by Xavier Berraondo, 2012)
Paranormal Activity und seine Folgen: Als 2007 der Überraschungshit gedreht wurde, konnte wohl keiner ahnen, welche Welle an Nachahmern das auslösen würde. Nicht nur, dass pesudo-dokumentarische Horrorfilme seither aus dem Boden sprießen wie Pilze ([REC], The Bay, The Tunnel) und Found Footage inzwischen seine eigene Genre-Parodie fand (Supernatural Activity), immer öfter werden Filme in Deutschland einfach umbenannt, um auch ja die Verbindung zum Kassenschlager aufzustellen. Die Low-Budget-Streifen Death of a Ghost Hunter und Gacy House wurden beispielsweise hierzulande zusammen mit Paranormal Entity einfach zur Trilogie Paranormal Investigation zusammengefasst, obwohl die drei nichts miteinander zu tun haben.
Das gleiche Schicksal ereilt nun auch der spanische Film Psychophony, der als Paranormal Vitality in die Läden kommt, obwohl er gar nicht so wahnsinnig viel mit dem bekannten Vorbild gemein hat. Zwar wird auch hier versucht, die Authentizität und damit den Gruselfaktor zu erhöhen, doch die Herangehensweise ist eine andere. Basierend auf einem – angeblich – realen Fall wird hier eine durchaus interessante Geschichte erzählt. Warum eigentlich können manche übernatürliche Ereignisse wahrnehmen und andere nicht?
Dr. Helen Jara (Mercè Montalà) hat dafür eine ganz eigene Theorie: Diese Empfänglichkeit fürs Übernatürliche hängt mit einer Persönlichkeitsstörung zusammen. Und so versammelt sie zusammen mit ihrem Gehilfen Dr. Matías Kram (Raúl Álvarez) eine Reihe psychisch kranker Menschen und will deren Erfahrungen in einem alten Spukhaus auf Band festhalten. Die ersten interessanten Vorkommnisse lassen auch nicht lange auf sich warten. Doch da wartet auch etwas Böses im Haus, das es auf die jüngste Teilnehmerin Ainara (Cláudia Pons) abgesehen zu haben scheint.
Psychische Probleme und die Wahrnehmung von Übernatürlichem in einen Zusammenhang zu stellen, ist nicht unbedingt neu. Schon Bis das Blut gefriert erzählte 1963 die Geschichte einer labilen Frau, die böse Geister weckt. Doch während bei dem Klassiker nie wirklich aufgeklärt wurde, wo das eine aufhört und das andere beginnt, gehen hier die Verstorbenen ein und aus, wie es ihnen gefällt. Das hört sich nicht sonderlich spannend an, ist aber gar nicht so ungeschickt: Paranormal Vitality verrät zu Beginn nämlich nicht, wer Bewohner und wer tote Seele ist. Das wird erst im Laufe der Geschichte klar.
Während diese Grundkonstellation also zumindest interessant ist, hapert es an der Umsetzung. Zum einen wären da die Originalaufnahmen des Falles, der sich seinerzeit in Spanien zugetragen haben soll, und die immer wieder eingebaut werden. Da diese Nebeneinanderstellung aber so starke Brüche zum Spielfilmteil aufweist, reißen sie einen immer wieder aus der Geschichte raus, anstatt sie – wie vorgesehen – zu verstärken.
Noch schlimmer sind aber die gelegentlichen Computereffekte. Bei allem Respekt vor den Nöten, die ein niedriges Budget mit sich bringt: Ganz so schlecht sollten Special Effects nicht sein. Da hätte man sich besser ein Vorbild an den alten Klassikern genommen, die aufgrund der damals nicht vorhandenen Technik andere Wege finden mussten, um dramatische Szenen zu kreieren. Da fehlte Regisseur Xavier Berraondo und seinem Team der notwendige Einfallsreichtum, ebenso bei der Soundkulisse. Eine Katastrophe ist Paranormal Vitality aber trotz allem nicht, sondern ein (knapp) durchschnittlicher Film, den man sich als Horrorfan anschauen kann. Nachahmer oder gar Fortsetzungen wird es hiervon sicher nicht geben, aber man hat in dem Genre schon eindeutig Schlechteres gesehen.
Paranormal Vitality ist seit 14. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich
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