(„Sickle“ directed by Robert Conway, 2013)
Die Konkurrenz schläft nicht, sie tötet: Wer in einer Zeit, in der sich jeder für seine fünf Minuten Ruhm dazu berufen fühlt, andere Leute umzubringen, einen Namen machen will, braucht da schon ein gutes Alleinstellungsmerkmal. Und am einfachsten geht das in diesem mörderischen Konkurrenzkampf durch die Wahl der Waffen. Was wäre beispielsweise der Horrorklassiker Texas Chainsaw Massacre ohne seine namensgebende Kettensäge? James-Bond-Gegenspieler Scaramanga ohne seinen goldenen Colt? Alptraumikone Freddy Krüger ohne seine Klingen an der rechten Hand? Bei anderen Filmen wie The Guillotines sind es sogar ausschließlich die ungewöhnlichen Todbringer, die dem ganzen zumindest den Hauch einer Daseinsberechtigung geben.
Da will auch Slade Sickle (Kane Hodder), Sheriff von Redstone, nicht hintenanstehen. Also wählte er als persönliche Lieblingswaffe, passend zu seinem Namen, zwei Sicheln. Viel Gelegenheit hat er jedoch nicht, diese einzusetzen, dafür ist Redstone dann doch zu abgelegen. Hier funktionieren nicht einmal Handys. Doch dieses geografische Niemandland hat auch seine Vorteile: Wer sich hierher verirrt, ist meistens auf der Flucht, sei es vor der Polizei oder auch anderen Verbrechern. Man hat also fast immer einen Anlass, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Und vermissen wird den Abschaum auch niemand. Die neuesten Opfer der recht blutigen Polizeigewalt ist eine kleine Gangsterbande, angeführt Travis (Dustin Leighton). Verfolgt von der russischen Mafia, die sie vorher selbst beraubt haben, dürfen sie recht schnell feststellen, warum noch nie einer von Redstone gehört hat: Es kam nie einer wieder lebend heraus.
Nicht nur angehende Serienmörder, auch Regisseure von Horrorfilmen stehen vor dem Problem: wie von der zahlreichen Konkurrenz abheben? Robert Conway versucht das neben der Wahl der Tatwaffen durch stilistische Mittel: Farbfehler, Dreck auf dem Negativ und diverse andere Einfälle vermitteln den Eindruck, man hätte eine alte Videokassette vor sich. Das hat durchaus Witz, auch der Running Gag, dass in den Hotelzimmern immer der gleiche Horrorfilm im Fernsehen läuft, sorgt für ein Schmunzeln.
Doch vom Rest von Sickle – Prepare for Hell kann man das weniger behaupten. Natürlich ist es nicht einfach und wohl auch nicht zu erwarten, dass Grindhouse-Horrorfilme durch Originalität glänzen. Das Problem bei dem Film hier ist aber, dass einfach alles zu berechnet und vorhersehbar ist. Natürlich ist niemand in der Lage, es mit dem korpulenten, trägen Sheriff aufzunehmen, die erfahrenen Verbrecher unfähig, Sickle mit einer Schusswaffe auch nur zu treffen. Und wer davon läuft, wird ohnehin gleich wieder durch den Fanatiker oder einen seiner Hillbilly-Verwandten eingefangen.
Das Problem dabei ist: Spannend ist Sickle – Prepare for Hell dank dieser Vorhersehbarkeit zu keiner Zeit und auch der trashige Humor reicht nicht aus, um einen die ganzen 80 Minuten lang zu unterhalten. Aber was bringt ein Horrorfilm, der weder spannend noch durchgängig witzig ist? Bleibt nur das Verspritzen von viel Kunstblut. Das findet der geneigte Genrefan hier auch zur Genüge, dazu noch Szenen, die sich wohl durch einen gesteigerten Ekelfaktor hervortun sollten. So richtig gelingt das nicht, da ist so manche Einlage im Dschungelcamp schockierender. Am Ende bleibt daher ein Streifen, der manch witzigem Einfall zum Trotz dann doch nur etwas für Hardcorefans ist. Und selbst die finden deutlich Besseres.
Sickle – Prepare for Hell ist seit 18. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich
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